22. Oktober 2005

Vogelgrippe-Arena
(Schweizer Fernsehen SF1 21.10.05)

Es wurde selten soviel gelacht in einer Arena-Sendung, wie am letzten Freitag zum Thema Vogelgrippe. Es war aber kein schönes Lachen. Hinter gezwungenem Lachen versteckte sich die Verlegenheit über die von der Runde erreichte totale Verharmlosung der Gefahr für die Konsumenten. Diese geschlossene Gesellschaft von Verharmlosungs-Beauftragten doppelte nach, was Bundesrat Couchepin Tage zuvor verkündet hatte: "Wo ist eine Pandemie? Sehen Sie eine Pandemie?"

 Was solche beruhigenden amtlichen Verlautbarungen wert sind, hat der Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen vordemonstriert. Innert weniger als einer Woche stellt er seine öffentliche Haltung zu einem Stallzwang für Geflügel auf den Kopf. Die Lage habe sich verändert, man schätze jetzt die von Zugvögeln ausgehende Gefahr höher. Im übrigen habe man nach wie vor alles im Griff. "Aber falls die Wildvögel massenhaft an Vogelgrippe erkranken würden, was dann, dann haben wir ein Problem", rutschte dem noch jungen Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen heraus - von der Runde mit peinlichem Schweigen quittiert. Aber rasch war der Konsens lachend wieder hergestellt: Keine reale Gefahr für die Konsumenten.

Dass die Vogelgrippe auf den Menschen überspringen und eine weltweite tödliche Seuche, eine Pandemie, auslösen wird, ist für die Wissenschafter keine Frage. Die Frage lautet nur: wann? Aber für die fröhliche Arena-Runde ist die Pandemie nur eine Theorie, die Verunsicherung der Öffentlichkeit nur Hysterie, falsch angekommene amtliche Kommunikation. Logisch. In dieser materialistisch-egoistischen Gesellschaft darf offiziell keine Gefahr zugegeben werden, welche den Eier- und Poulet-Fleisch-Konsum einbrechen lassen könnte.

Die lachende Verharmlosungs-Runde vermied es, Hintergründe zu berühren, zum Beispiel die Krankheitsanfälligkeit der Hühner in der Massen-Intensivtierhaltung. Die Sterberate von mit der Vogelgrippe infizierten Wildvögel liegt bei 20 % , beim Tierfabrik-Geflügel aber bei 80 bis 100 %. Bei den Menschen übrigens bei 50 %, aber dies nur nebenbei, es besteht keine reale Gefahr. Eier und Poulet kann bedenkenlos gegessen werden - falls der Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen diese Ansicht nicht in ein paar Tagen auf den Kopf stellt.

Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken VgT.ch, 9546 Tuttwil


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