24.März 1998
Die Osterbotschaft des VgT:
Erfolg: Migros verkauft keine lebenden Speisefische mehr - aber Fisch bleibt ein Tierquäler-Produkt


Vor einem Jahr hat der VgT aufgedeckt, wie in verschiedenen Migros-Filialen Speisefische auf Verlangen lebend - im Milchkessel oder im Plastiksack - verkauft wurden. Das ZürcherVeterinäramt erklärte hierauf, diese Praxis sei mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar. Nun - ein Jahr später - haben Tests des VgT ergeben, dass die Migros diese tierquälerische Praxis aufgegeben hat.

Vor Ostern 1997 haben wir in einem Migrosmarkt gefilmt, wie man mit dem Milchkesseli lebende Forellen kaufen kann. Nur stark gekrümmt fand die gekaufte Forelle Platz, als der Verkäufer sie ohne jedes Zögern in das mitgebrachte Kesseli tat. Das Wasser, das er nachfüllte, bedeckte den Fisch nur knapp. Die vom VgT fingierte Käuferin verlangte mehr Wasser im Kesseli. Das weitere Schicksal dieses Lebewesens interessierte die Verkäufer, die lebende Fische routinemässig, ohne Zögern und Nachfrage herausgaben, offensichtlich nicht. Lebewesen wurden wie Kartoffeln abgegeben.

Unverständlich, dass die Migros-Leitung immer zuerst einen Skandal braucht, bis das Denken einsetzt. Eigenverantwortung scheint bei den Migros-Managern ein Fremdwort zu sein. Die gekaufte Forelle brachten wir zur Freisetzung in einen Forellenbach. Als wir nach einer Viertelstunde dort ankamen, lag die Forelle schon auf dem Rücken - Sauerstoffmangel. Im Bach konnten wir sie noch längere Zeit beobachten. Sie erholte sich bald und begann das Bachbett zu erkunden, zunehmend munterer und lebendiger. Zum ersten mal in seinem Leben sah das Fischlein etwas anderes, als nur ein langweiliges Becken, gefüllt mit Fischen.

Weiterhin ein Thema ist das tierquälerische Halten lebender Forellen in Speiserestaurants: Ohne Rückzugsmöglichkeit, sozusagen im Schaufenster zur Ergötzung der Gäste, versuchen die Fische, sich hintereinander zu verstecken, was zu Knäuelbildung in einer Ecke des Behälters führt.

In einer Fischzucht haben wir gefilmt, wie Aale in einem kahlen, weissen Behälter gemästet werden, ebenfalls ohne jede Rückzugsmöglichkeit. Auch hier die typische Knäuelbildung. Das Schweizer Fernsehen interessierte sich nicht für diese Videoaufnahme. Die Bekämpfung des VgT durch die regimetreuen Medien hat höhere Priorität als die Information der Öffentlichkeit.

Die Speisefische kommen grösstenteils aus Intensiv-Fischzuchten - ob aus in- oder ausländischen, macht wenig Unterschied. In den Mastbecken drängen sich die Fische in unnatürlich dichten Schwärmen. Die Fischzucht ist eine tierquälerische Intensivzucht, ähnlich wie sie von Schweinen, Kälbern, Rindern und Hühnern bekannt ist. Die intensiv gehaltenen Fische schwimmen vielfach stereotyp im Kreis - eine analoge Verhaltensstörung wie früher in Zoos bei hin- und hergehenden Raubtieren zu beobachten war, die in viel zu kleinen Käfigen gehalten wurden. Ähnlich wie in der Intensivhaltung von Schweinen und Geflügel, gibt es auch bei Fischen Kannibalismus: angefressene Flossen bei Forellen sind die Regel. Dazu kommen oft schmerzhafte Hautschäden durch den Transport und das Umsetzen der Fische. Auch Pilzbefall ist häufig zu beobachten. Insgesamt ein sehr leidvolles Dasein - kaum weniger qualvoll als das, was die Meerfische beim Fang durchmachen müssen.

Der Import von lebenden Speisefischen aus dem Ausland erfolgt in Zisternenwagen, die fast soviel Fisch wie Wasser enthalten. Das Wasser wird derart heruntergekühlt, dass sich die Fische kaum mehr bewegen, damit sie weniger Sauerstoff brauchen.