9. Dezember 1999

Beitrag zur Post-Zensur in den "Oberthurgauer Nachrichten" vom 9. Dezember:

Porno ja - aber nicht den Kessler

Gegen�ber den Oberthurgauer-Nachrichten begr�ndete die Generaldirektion der POST die Zensur der VgT-Nachrichten damit, darin w�rden Tierhalter namentlich genannt.

kessler.jpg (25950 Byte)Oberthurgauer Nachrichten (ON): Die Post verteilt ohne Imagesorgen Porno, aber nicht das "Journal von Kessler". Herr Dr Kessler, was sagen Sie dazu?

Die Image-Sorgen der Post sind nur vorgeschoben. In Wirklichkeit geht es darum, den VgT mundtot zu machen. In der neuesten, nun von der Post zensurierten Ausgabe unseres Journals werden einmal mehr gr�ssliche Bilder aus Schweizer Betrieben gezeigt, welche andere Medien nie zeigen. Wir decken den allt�glichen Wahnsinn in der Nutztierhaltung auf, von dem die �ffentlichkeit keine Ahnung hat. Solche Bilder wurden noch nie im Fernsehen oder in anderen Zeitungen gezeigt. Dass es trotz Tierschutzgesetz im ganzen Land Tier-KZs der schlimmsten Sorte gibt, beweist das Versagen der Regierung und der Regierungsparteien. Das darf eben nicht an die �ffentlichkeit.

Herr Dr Kessler, gem�ss Ihrer eigenen Meldung weigert sich die Post, die Zeitung des VgT zu bef�rdern. Welche Gr�nde nannten Ihnen diese?

Offiziell erfuhr ich �berhaupt nichts. Die Post verweigerte die Annahme der Sendung und nahm nur Probeexemplare entgegen mit der Begr�ndung, die Zeitung m�sse zuerst zur inhaltlichen Pr�fung der Generaldirektion eingereicht werden. F�nf Tage sp�ter erhielt der Spediteur - nicht der VgT! - telefonisch den Bescheid, die Sendung werde nicht angenommen. Ich rief hierauf bei der Generaldirektion an und erkundigte mich nach den Gr�nden. Die Antwort war, die VgT-Zeitung k�nne dem Image der Post schaden; Genaueres k�nne man mir nicht sagen.

Die Post folgt damit dem Beispiel der privaten Verteilerorganisationen (mit Ausnahme der St Galler Verteilfirma Prisma Medien Service AG), die zuvor ebenfalls die Zusammenarbeit aufk�ndigten. Welche Gr�nde nannten Ihnen diese?

Man hat mir nie Gr�nde genannt. Auf Umwegen habe ich geh�rt, eine der Boykottfirmen habe gesagt, das Modehaus V�gele, das wir wegen dessen Tierqu�ler-Pelzkr�gen an Winterjacken kritisieren, sei als Versandhaus ein Direktwerbungs-Grosskunde.

Erachten Sie dies als ausreichende Begr�ndung nach dem (Post-)Motto: Wenn der Grosskunde den Boykott befiehlt, fliegt der Kleinkunde raus?

In einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ist Zensur eine peinliche Sache. Da wird nicht mit offenen Karten gespielt. Ich glaube nicht, dass die Angst vor V�gele oder anderen Grosskunden ausschlaggebend ist. Mit einer Druckauflage von einer Million ist der VgT kein Kleinkunde mehr. Ich vermute viel eher den Einfluss gewisser Kreise, die so m�chtig sind, dass sie sogar die Landesregierung erpressen konnten, die ich aber nicht beim Namen nennen kann, ohne m�glicherweise mit dem Antirassismusgesetz in Konflikt zu kommen. Seit der VgT das grausame Sch�chten kritisiert, wird er von diesen Kreisen massiv bek�mpft und von deren Medien boykottiert.

Was bedeutet dieser Boykott f�r Sie resp den VgT?

Der VgT ist damit praktisch lahmgelegt.

Verletzt die Post mit dieser Weigerung der Postverteilung das Gesetz oder darf sie das?

Die Post beruft sich auf die Handels- und Gewerbefreiheit, da sie auf unadressierten Sendungen kein Staatsmonopol mehr habe. Laut Postgesetz muss jedoch die Post den freien Zugang zu den Postdienstleistungen garantieren. Dazu geh�rt ausdr�cklich die Annahme jeder Art von Postsendungen. Ich werde nun gegen die Post klagen wegen Verletzung des Postgesetzes und der Pressefreiheit. Da ich aber wegen der dauernden Gerichtswillk�r gegen den VgT die Sache voraussichtlich bis vor den Europ�ischen Gerichtshof f�r Menschenrechte ziehen muss, wird es bis zum endg�ltigen Urteil zwischen f�nf und zehn Jahren dauern. Es kommt dann kaum mehr darauf an, wie das Urteil �berhaupt aussieht. Das weiss die Post auch. Ihre Prozesskosten zahlt die �ffentlichkeit und die Verantwortlichen werden dannzumal wahrscheinlich schon pensioniert sein.

Ohne Publikationsm�glichkeit ist der VgT, Ihr Lebenswerk, wohl gef�hrdet, wenn nicht gar am Ende?

Nach dem Versagen des Rechtsstaates - Tierschutzanzeigen n�tzen nichts -, macht nur noch die Aufkl�rung der �ffentlichkeit einen Sinn. Da mir dies nun verunm�glicht wurde, werde ich meine Tierschutzaktivit�ten weitgehend einstellen m�ssen.


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