16. / 18. Dezember 1999

Verleumdungsklage gegen den "Sarganserlnder"
(nach dem hier dargestellten Hin- und Her als hinfllig zurckgezogen)

Die Zeitung "Sarganserlnder" (Kopfblatt der "Sdostschweiz") applaudiert in ihrer Ausgabe vom 9.12.99 unter dem Titel "Schweres Geschtz hilft wenig" der Post-Zensur und rief andere Kreise dazu auf, den VgT ebenfalls zu boykottieren (siehe Pressespiegel). Begrndung: "Der VgT schiesst mit seinem Idealismus immer wieder ber das Ziel hinaus. Statt aufzuklren, wird auf militante Weise gekmpft." Militant heisst kmpferisch. Die sprachlich unterbelichtete und sachlich schlecht informierte Journalistin des Sarganserlnders dokumentiert wieder einmal das Niveau der Presse. Whrend sie mir in ehrverletzender Weise vorwirft, mit "Verleumdungen" zu arbeiten, verbreitet sie selbst die Verleumdung, es seien VgT-Internetseiten wegen Rassismus gesperrt worden.

Ich habe der Redaktion vorgeschlagen, anstelle eine Ehrverletzungsklage und eines frmlichen Gegendarstellungsverfahrens zur Richtigstellung der Unwahrheiten den folgenden Leserbrief zu verffentlichen:

Auf einen groben Klotz gehrt ein grober Keil oder: Schweres Geschtz gegen Schwerverbrecher

Vor ber 20 Jahren hat das Schweizer Volk mit berwltigender Mehrheit einem eidgenssischen Tierschutzgesetz zugestimmt, das bis heute weitgehend toter Buchstabe geblieben ist. Es gibt weder rechtliche noch demokratische Mglichkeiten daran etwas zu ndern, weil Tierschutzorganisationen kein Klagerecht haben und Gesetzesinitiativen auf Bundesebene nicht zulssig sind. 20 Jahre Aufklrungsarbeit der etablierten Tierschutzvereine hat am Massen-Elend der Nutztiere nichts Entscheidendes ndern knnen. Darum habe ich den Verein gegen Tierfabriken (VgT) gegrndet und einen militanteren Ton gegen die vom Bund subventionierten gewerbsmssigen Tierquler angeschlagen und damit beachtliche, wenn auch noch bei weitem ungengende Erfolge erzielt. Neben dem tierschtzerisch sehr wirksamen Rckgang des Fleischkonsums konnte ich so in Dutzenden von Fllen eine Sanierung bler Tierhaltungen ffentlicher oder klsterlicher Tierhaltungen erreichen (siehe im Internet unter www.vgt.ch), nachdem freundliche Gesprche und Aufklrung zuvor absolut nichts bewirkt haben.

Wenn mir nun Heidy Beyeler in ihrem Kommentar im Sarganserlnder vom 9.12.99 vorwirft, ich schiesse mit schwerem Geschtz ber das Ziel hinaus und Aufklrung wrde mehr bewirken als militante Aktionen, dann ist das auf vllige Unerfahrenheit oder Zynismus der Schreiberin zurckzufhren. Das sie schlecht informiert ist, zeigt sich auch daran, dass sie wahrheitswidrig behauptet, es seien Internet-Seiten des VgT wegen Rassismus gesperrt worden.

Besser Wissen war noch immer einfacher als besser machen. Es sind gerade die Journalisten, welche meinen militanten Stil kritisieren, die meine sachlichen Informationen ber das Tierelend nie verffentlicht haben und nur sensationsgeil auf Spektakulres reagieren. So brauchte es das in einer demokratischen Gesellschaft krasse Ereignis der Post-Zensur, damit Heidy Beyeler das Thema Tierschutz berhaupt aufgriff. Nur schweres Geschtz vermag offenbar auch bei dieser Journalistin den Panzer der Ignoranz und Gleichgltigkeit zu durchschlagen. Das heutige Massenverbrechen an den Nutztieren ist ein moralisches Schwerverbrechen, das nach schwerem Geschtz ruft. In den USA brauchte es eine Brgerkrieg, um die Versklavung und Ausbeutung der Neger zu beenden. Was braucht es in der Schweiz, um die Ausbeutung der Nutztiere zu beenden? Sanfte Worte haben sich jedenfalls seit 20 Jahren als wirkungslos erwiesen.

Erwin Kessler, Grnder und Prsident des Vereins gegen Tierfabriken Schweiz (VgT)

 

Die Antwort der Redaktion - nichts als faule Sprche:

Geschtzter Herr Kessler
da sind Sie aber wieder einmal bs bers Ziel hinausgeschossen! Dass unsere Frau Beyeler erst jetzt das Thema Tierschutz aufgegriffen hat, ist leider wie Frau Beyeler in Ihrem Kommentar kritisiert von ihnen wieder einmal weit bers Ziel hinausgeschossen. Wenn wir Ihren Leserbrief so verffentlichen wrden, wre Ihnen das grosse (Aus-)Lachen in unserem
Verbreitungsgebiet (11 200 Abonnenten) gewiss. Frau Beyeler nimmt seit Jahren immer wieder die Anliegen des Tierschutzes in
sehr positivem Sinn (aus Sicht der Tiere und des Tierschutzes) auf und wird deshalb von manchen, weniger tierliebenden Kreisen in unserer Region kritisiert.
Zumindest der zweite Abschnitt Ihres Leserbriefes wird deshalb mit Garantie auch zu Ihrem Schutz von uns nicht verffentlicht. Am besten rufen Sie am Donnerstag, 15. Dezember, Frau Beyeler auf der Redaktion an, Telefon 081/725 32 00. Oder Sie lassen im zweiten Abschnitt die unsinnige Behauptung ber Frau Beyeler weg und mailen uns eine zutreffende Variante. Oder Sie
versuchen sich in einer Gegendarstellung wobei ich damit nach elf Jahren Chefredaktor genug Erfahrung habe, um dann wirklich nur das zu verffentlichen, was formal in eine Gegendarstellung gehrt.
Mit freundlichen Grssen aus Mels
Thomas Schwizer, Chefredaktor

Sehr geehrter Herr Schwizer,
warum hat mein Pressebeobachtungsdienst wohl nie Tierschutzverffentlichungen von Frau Beyeler gefunden??? Ihre Antwort klingt doch sehr nach Schutzbehauptung. Im brigen habe ich, lesen Sie bitte genau, nur festgehalten, meine sachlichen Verffentlichungen zum Tierschutz seien noch nie verffentlich worden. Ob Frau Beyler gelegentlich einmal etwas ber Katzenkastration oder hnliches schreibt, steht hier nicht zur Diskussion. In dieser Kontroverse geht es ganz klar um das Arbeitsgebiet des VgT, die Nutztier.
Dass ich mit einem Gegendarstellungsverfahren oder einem Ehrverletzungsverfahren nur kurze Klarstellungen erzwingen kann, ist mir auch klar. Ob das fr eine Zeitung der bessere Weg ist, mssen Sie selbst entscheiden. Mein Angebot, die Sache mit einem Leserbrief zu erledigen, bleibt bis morgen bestehen. Sie knnen Ihren Kommentar ruhig beifgen. Ich habe keine Angst, ausgelacht zu werden. 
Mit freundlichen Grssen
Erwin Kessler

Da die Redaktion Sarganserlnder nicht mehr antwortete, ist am 16. Dezember 1999 bei der St Galler Justiz die folgende Ehrverletzungsklage eingeleitet worden:

Ehrverletzungsklage gegen Heidy Beyeler, Redaktorin "Sarganserlnder", Euleneck, 9467 Frmsen
Rechtsbegehren:
1. Die Angeschuldigte sei wegen Verleumdung, eventuell bler Nachrede zu bestrafen.
2. Das Urteilsdispositiv sei auf Kosten der Angeschuldigten in der nchstmglichen Ausgabe des " Sarganserlnders" in der gleichen Wochentag-Ausgabe (Donnerstag), an gleicher Stelle und in der Grsse einer Viertelseite zu verffentlichen.
Begrndung:
Die Angeschuldigte hat als namentlich genannte Redaktorin im "Sarganserlnder" vom 9.12.1999 dem VgT Verleumdungen vorgeworfen und ferner behauptet, es seien VgT-Internet-Seiten wegen Rassismus gesperrt worden.
Verleumdung und Rassismus sind beides Strafdelikte. Die Angeschuldige wirft dem VgT und damit - wie aus dem Gesamtzusammenhang hervorgeht - dessen Prsident Dr Erwin Kessler damit ohne entsprechende Gerichtsurteile deliktische Handlungen vor, was gemss Bundesgerichtspraxis eine klar rechtswidrige Ehrverletzung darstellt.
Indem die Angeschuldigte die unwahren Deliktvorwrfe offensichtlich frei erfunden hat - jedenfalls ohne konkrete Hinweise, worauf sie die ehrverletzenden Vorwrfe sttze - , hat sie wider besseres Wissen und damit verleumderisch gehandelt. Als Redaktorin muss sie mindestens ber elementare presserechtliche Kenntnisse verfgen und deshalb wissen, dass solche Vorwrfe nicht leichthin in der Presse verbreitet werden drfen, aufgrund blosser Vermutungen oder vom Hren-Sagen, erhoben werden drfen.
Besonders perfid an diesem Angriff auf den Ruf der Klger ist, dass die Angeschuldigte genau das Verhalten an den Tag legt, das sie in unwahrer Weise den Klgern vorwirft (siehe Pressespiegel).
Ich beantrage deshalb eine angemessene Bestrafung und die Richtigstellung in Form der Verffentlichung des Urteilsdispositives.
Erwin Kessler

 

18. Dezember:
Geschtzter Herr Kessler
wir haben, wie Sie es gewnscht haben und weil wir keine Zensur betreiben wollen, Ihren Leserbrief am 17. Dezember bereits verffentlicht. Ich hoffe, Ihr Medienbeobachtungsdienst hat wenigstens das gesehen!!
Und ich hoffe, dass Sie knftig darauf verzichten, jene (vielleicht zu wenigen) Journalisten, die sich wie Sie dem Tierschutz intensiv widmen und die immer wieder auf die berechtigten Anliegen des Tierschutzes aufmerksam machen was ausdrcklich  auf Frau Beyeler zutrifft in Leserbriefen als Anti-Tierschtzer zu verunglimpfen.

Zu Ihrer uns gesetzten Zeitlimit vom 16. November: Es erscheint mir schlicht eine Zumutung, wenn ich nichts anderes tun kann beispielsweise dringende Termine wahrnehmen etc. , weil ich stets das E-Mail abfragen muss, umrechtzeitig reagieren zu knnen.
Und gerade noch etwas. Aus Sicht der Offenheit und der Wrdigung von Leserbriefen als echtes Leserforum, habe ich, ohne von Ihrer Klageerhebung im Internet gelesen zu haben, darauf verzichtet, ihn zu krzen. Ebenso habe ich aus diesem Grund darauf verzichtet, Ihrem Leserbrief eine Anmerkung beizufgen.
Mit freundlichen Grssen an Sie, der leider wie dieses Beispiel beweist vor lauter Draufgngertum tatschlich die Bremse nicht rechtzeitig zu finden scheint.

PS. Die Frage sei erlaubt: weshalb haben Sie nicht, wie von mir angeregt, mit Frau Beyeler telefonisch Kontakt aufgenommen?
Mit freundlichen Grssen
Thomas Schwizer

18. Dezember:
Sehr geehrter Herr Schwizer, Ehrverletzungen mssen raschen behandelt werden. Dieser Grundsatz gilt sogar vor Gericht. Mit Frau Beyeler habe ich nichts zu besprechen. Sie hat auch keinen Kontakt mit mir aufgenommen, bevor sie ihren Artikel schrieb! Wenn mein Leserbrief wirklich verffentlich ist, ziehe ich die Klage zurck, falls das so rasch mglich ist, dass der Rckzug noch ohne Kosten mglich ist. Ich bitte Sie deshalb mglichst rasch um ein Belegexemplar. Im brigen sind Sie meines Respektes sicher, wenn sie diesen tatschlich ungekrzt verffentlicht haben.
Mit freundlichen Grssen
Erwin Kessler

Verffentlichter Leserbrief im Pressespiegel

Die Verleumdungsklage wurde am 20. Dezember zurckgezogen.

19. Dezember:
Sehr geehrter Herr Schwizer, es nme micht echt wunder, wie Sie oder Frau Beyeler ber die in den neuesten VgT-Nachrichten dargestellten neuen Schweinereien aus Ihrem Kanton "sachlicher" berichten wrden - und warum Sie es nicht TUN.
Ich wnsche Ihnen schne Weihnachten und viel Courage im neuen Jahr, auch dieses Thema einmal offen, ohne unangemessene Rcksicht auf die Tter anzupacken.
Mit freundlichen Grssen
Erwin Kessler


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