VN 09-1

Grausame Tierversuche für Botox

von Claudia Zeier Kopp, Vizepräsidentin Verein gegen Tierfabriken Schweiz VgT.ch

Botox wird aus dem Bakteriengift Botulinumtoxin hergestellt. Der Stoff wurde zuerst für medizinische Zwecke verwendet, heute wird er aber zunehmend kosmetisch eingesetzt. Die stark verdünnte Botox-Lösung wird gespritzt und lähmt zeitweise (vier bis sechs Monate) die Nerven der Gesichtsmuskeln, sodass diese sich nicht zusammenziehen und keine Hautfalten mehr bilden können. Die Faltenglättung mit Botox hat sich innerhalb weniger Jahre weltweit zu einem riesigen, lukrativen Geschäft entwickelt – Tendenz weiter steigend. Den Preis für (gespritztes) vermeintlich jugendliches Aussehen zahlen unnötigerweise Tausende von Mäusen. Und das, obwohl Tierversuche für Kosmetika verboten und tierversuchsfreie Testmethoden vorhanden sind.

Jährlich sterben weltweit rund 100 000 bis 300 000 Mäuse qualvoll dafür (allein in Deutschland sind es mindestens 30,000), damit eitle Menschen ein paar Falten weniger im Gesicht haben. Den in Gruppen eingeteilten Versuchstieren wird das starke Nervengift Botox direkt in die Bauchhöhle gespritzt. Jede Gruppe erhält eine andere Verdünnung Botox. Es wird die Menge ermittelt, bei der genau die Hälfte der Tiere stirbt. Dies wird als LD50-Test (LD50 = tödliche Dosis bei 50% der Tiere) bezeichnet. Die Nager, mindestens 100 pro Produktionseinheit, sterben mit entsetzlichen Qualen. Es kommt zu Muskellähmungen, Sehstörungen und Atemnot. Der Todeskampf der Tiere kann drei bis vier Tage dauern, bis sie schliesslich qualvoll ersticken. (Mehr dazu: LD50-Tests für Botox).

Hier taucht natürlich die Frage auf, wieso muss eigentlich das Botox immer wieder neu und laufend in Tierversuchen getestet werden?

Antwort: Die EU schreibt einen Tierversuch für jede neu hergestellte Produktionseinheit vor, weil das Botox – wie z.B. auch viele Impfstoffe, ein Biologikum ist. Das heisst: Es kann bei der Herstellung biologische Variationen geben, sodass die Konzentrationen nicht immer gleich ausfallen. Aus diesem Grund muss jede neue Charge mit Tierversuchen getestet werden.

Botox findet zwar auch im medizinischen Bereich Anwendung, aber niemals in diesem Ausmass, wie es produziert wird. Die geringe medizinische Anwendung wird also nur als Vorwand benutzt, um die ständige Wiederholung der grausamen Tierversuche zu rechtfertigen.

Ein absoluter Irrsinn und nicht nachvollziehbarer Schwachsinn im Namen der sogenannten „Schönheit“!

Obwohl über diese Tierquälerei immer wieder in den Medien berichtet wird, ist bei den Botox-Behandlungen ein regelrechter Boom zu verzeichnen. Frau – und inzwischen auch Herr Schweizer lassen sich sorg- und vor allem gedankenlos, das Gift spritzen.

Im Herbst 2007 wurde eine Walk-in-Praxis mitten in Zürich eröffnet. Hier konnte man sich spontan, ohne Voranmeldung, innert 30 Minuten eine Botox-Behandlung gegen Stirnfalten verpassen lassen.

Das Geschäft florierte derart gut, dass sich inzwischen dieselbe Praxis an eine „vornehmere“ Adresse – nämlich an den Bahnhofplatz in Zürich – einmieten konnte.

Auf deren Praxis-Website wird man begrüsst mit Sprüchen wie „das Gesicht verrät die Stimmung des Herzens“ oder „Moral ist immer die letzte Zuflucht von Leuten, die die Schönheit nicht begreifen“(!), usw. Und das Ganze wird noch untermalt mit einer sanften Meditations-Musik, damit man sich so richtig „wohl“ fühlt…

In der Coop-Zeitung vom 19. Feb. 2008 wird unter der Rubrik „wohnen & geniessen“ (!) mit dem Artikel „Botox – Die Dosis machts aus“ ebenfalls auf den Einsatz von Botox „zum glätten der Stirnfalten“ hingewiesen. Mit keinem einzigen Satz werden die grässlichen Tierversuche erwähnt. „Geniessen“ soll man also, und dies auf dem Buckel von hunderttausenden zu Tode gefolterten Mäusen!

Die fortschreitende Dekadenz unserer kranken Konsum-Gesellschaft wird immer egoistischer, grenzen- und herzloser.

Im Februar 2008 hat die „schweizerische Ärztezeitung“ an die über 30,000 Mitglieder der Ärzteverbindung FMH den Aufruf gerichtet, auf Botox bei kosmetischen Behandlungen zu verzichten. Der Aufruf kam von den „Ärztinnen und Ärzten für Tierschutz in der Medizin“, die das grösste Problem bei der Herstellung – verbunden mit dem oben erwähnten LD50-Test an Mäusen – des starken Nervengifts sehen.

In der Schweiz wird zwar kein Botox hergestellt, da diese Tierversuche nie bewilligt wurden. Wer aber Botox spritzt oder sich spritzen lässt, unterstützt weiterhin die grausamen Tierversuche die im Ausland durchgeführt werden.

Gemäss Studien soll es bei den Botox-Behandlungen nur wenige Nebenwirkungen geben. Vorkommen können Kopfschmerzen oder hängende Augenbrauen. Mir ist jedoch ein Fall bekannt, wo einer Botox-Konsumentin nach der Behandlung breitflächig die Gesichtshaut regelrecht „zusammenfiel“ und das Resultat nicht das erwünschte jugendliche, faltenfreie Aussehen hervorbrachte, sondern der Frau eher eine Haut wie ein vordorrter Apfel bescherte. Sich Botox spritzen zu lassen, ist also ein unkalkulierbares Risiko, denn die Langzeitfolgen beim Menschen sind noch nicht erforscht.

Nach „gelungenen“ Botox Behandlungen, muss das ganze Prozedere alle drei bis sechs Monate wiederholt werden (sofern Frau und Mann faltenfrei bleiben möchten), weil die Antifaltenwirkung nach dieser Zeit nachlässt. Schönheitspatienten werden so zu Dauerkunden. Aber egoistische Menschen, die sich nur um ihre vergängliche äussere Erscheinung kümmern, scheinen das gerne auf sich zu nehmen – und scheren sich einen Deut um die abscheulichen Tierquälereien die hinter Botox-Behandlungen stehen.

Hauptsache Frau/Mann geht möglichst faltenfrei durchs Leben. Und schliesslich sind es ja „nur Tiere“ – und dazu „nur Mäuse“…


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