VN 1994-3, März 1994

Erfolg für den VgT:

Rindermaststall Strickhof wird tierfreundlicher

von Erwin Kessler


Der Rindermaststall der Zürcher Landwirtschaftsschule "Strickhof" wird im kommenden Sommer tierfreundlich umgebau! Der VgT, welcher die Intensivhaltung von Mastrindern auf einem Rostboden über dem Güllenloch an einer Landwirtschaftsschule seit dem Sommer 1992 wiederholt scharf kritisiert hat, ist über diese Entwicklung erfreut. Damit ist aber die Affäre Strickhof noch nicht beendet: den Schweinen geht es auf dem Strickhof nicht besser als den Rindern bisher, und in diesem Bereich zeigt sich noch kein Einlenken der Verantwortlichen.

Landwirtschaftliche Schule Strickhof: Intensiv-Rindermast auf einem Betonrost-Boden direkt über de mGüllenloch. Die Tiere liegen auf dem harten Beton im eigenen Kot. Bewegungsmöglichkeit lebenslänglich auf Herumstehen an Ort beschränkt. Es soll nun bald besser werden.

Im Juni 92 ersuchte ich in meiner Funktion als Präsident des VgT den Direktor der Landwirtschaftsschule Strickhof um ein Gespräch über die dortige Rinder- und Schweinehaltung. Auf Anweisung des Chefs des kantonalen Amtes für Landwirtschaft, Rolf Gerber, vormals Sekretär des tierschutzfeindlichen Zürcher Bauernverbandes, durfte das vereinbarte Gespräch nicht stattfinden. Hierauf startete der VgT verschiedene Kampagnen, um die schlechte Tierhaltung an dieser Landwirtschaftschule in der Öffentlichkeit bekannt zu machen: Im Frühjahr 93 erfolgte im ganzen Kanton Zürich ein Plakataushang "Tierquälerei mit Steuergeldern". Gleichzeitig berichtete der Beobachter unter dem Titel "Armes Schulschwein" über die Kritik des VgT an der unwürdigen Tierhaltung auf dem Strickhof. Auf einer speziell gedruckten Farbkarte, welche landesweit verteilt wurde, zeigte der VgT eine Aufnahme aus dem Rinderstall des Strickhofs und - als Gegensatz - eine artgerechte Rinderhaltung auf Stroh. In einer Einzelinitiative an den Kantonsrat, eingereicht von einem Zürcher VgT-Mitglied, wurde die Tierhaltung des Strickhofes kritisiert und eine Freilandtierhaltung für alle Staatsbetriebe gefordert. Gegen den Chef des Landwirtschaftsamtes, Rolf Gerber, wurde eine Disziplinarbeschwerde wegen Irreführung der Öffentlichkeit eingereicht, weil dieser öffentlich behauptet hatte, die Tierhaltung auf dem Strickhof entspreche den Tierschutzvorschriften und diese garantierten eine artgerechte Tierhaltung. Schliesslich öffnete die Tierbefreiungsfront im vergangenen Oktober in einer nächtlichen Aktion die Tore des Rinderstalles auf dem Strickhof und befreite die Tiere symbolisch.

Wie üblich wurden die Feststellungen des VgT von den Behörden systematisch dementiert und als haltlos bezeichnet. Trotzdem zeigt sich jetzt wenigstens für die Rinder ein Erfolg. Der VgT wird sich jetzt auf die Strickhofschweine konzentrieren und auf deren trauriges Leben in einstreuloser Intensivhaltung aufmerksam machen.

Bemerkenswert ist der Hinweis der Strickhof-Verantwortlichen, die Rindermast sei auch in der heutigen Form "gesetzeskonform". Weil eben fast jede tierquälerische Intensivtierhaltung nach wie vor "gesetzeskonform" ist, empfiehlt der VgT heute grundsätzlich den Verzicht auf Fleisch. Fleischessen wird nicht dadurch ethisch verantwortbar, weil nur gerade eine Landwirtschaftsschule endlich eine tierfreundlichere Rindermast betreibt.


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