20. Februar 2012 / VN 12-2

Im vegetarischen Restaurant Hiltl werden die Gäste mit Falschdeklarationen getäuscht

 von Erwin Kessler, Vizepräsident VgT und Claudia Zeier, Vizepräsidentin VgT 

Angenommen, Sie bestellen eine blaue Hose aus einem Kleiderkatalog, die ausdrücklich als blau angegeben ist. Dann erhalten Sie eine rote Hose. Auf Reklamation hin sagt man Ihnen, hinten im Katalog stehe, mit blau sei nur gemeint, die Hose sei auf Verlangen auch in blau erhältlich. 

Ähnlich irreführend ist die Menükarte im vegetarischen Restaurant Hiltl in Zürich. Bei mehreren Menüs steht in Klammer "vegan". Ein Kunde, dem aufgefallen ist, dass diese vegan-Deklaration gar nicht stimmt und auch bei Menüs steht, die eindeutig nicht vegan sind, hat bei uns reklamiert.

Sie denken nun sicher, da sei beim Editieren der Menükarte ein Versehen passiert? Nein, keineswegs. Nachdem nämlich eine VgT-Mitarbeiterin das Hiltl besuchte und die Menükarte genau unter die Lupe nahm, wurde klar: es handelt sich zweifelsfrei nicht um ein Versehen.  

Die Hiltl-Menükarte beinhaltete am Stichtag 17. Februar 2012 insgesamt elf Menüs, die mit "vegan" gekennzeichnet waren. Von diesen elf Gerichten, sind nur gerade drei tatsächlich vegan,  enthalten also keine tierische Zutaten.  Bei vier "veganen" Menüs, sieht der informierte Veganer  - vorausgesetzt er liest die Zutaten genau -, dass es sich eindeutig nicht um vegane Gerichte handelt. So wird zum Beispiel zum "Hiltl Tatar" Butter serviert und zum Nüssli-Salat gibt es Eier. Das "vegane" Pilz-Stroganoff enthält Sauerrahm und das Rösti- und Gemüse-Gericht Käse und Kräuterjoghurt. Bei vierals vegan deklarierten Menüs ist  nicht ohne weiteres zu erkennen, dass die Deklaration falsch ist: Gemischter Salat, Gemüseteller, Spaghetti Bolognese und dem roten Thai Curry.

Konsumententäuschung ist strafbar. Hiltl hat sich deshalb  raffiniert abgesichert. Irgendwo auf der Menükarte steht, "vegan" bedeute, dass diese Menüs auch vegan erhältlich seien. So, so, und warum steht das nicht gleich bei den entsprechenden Menüs? Warum verkauft Hiltl blau für rot?  

Diese Falschdeklaration macht Hiltl also ganz bewusst. Bewusst werden nicht-vegane Menüs als vegan deklariert, anstatt  klar anzugeben "auch vegan erhältlich". Und das überrascht niemanden, der weiss, wie sich der Inhaber dieses Restaurants, Rolf Hiltl, auch sonst aufführt. Er führt dieses von seinen Vorfahren gegründete vegetarische Restaurant in der Zürcher City in dritter Generation, einfach nur noch als Goldgrube. Vom vegetarischen Engagement seiner Urahnen ist bei ihm nichts mehr zu bemerken. Statt dessen prahlt er öffentlich damit,  er esse selber auch Fleisch. Was er sonst noch öffentlich von sich gibt, zeigt, dass diese Person nicht ernst genommen werden kann. So entlarvte er sich als irrationaler christlicher Fanatiker, als er neulich der Welt verkündete, er liebe Gott mehr als seine Frau.

Aber damit nicht genug. In einem grossen Tages-Anzeiger Interview im Juni 2011 zeigte der tiefgläubige Katholik Rolf Hiltl mit diversen Aussagen sein wahres Gesicht auch in Bezug auf Tierschutz und tierische Lebensmittel: "Was die Lebensmittel angeht, finde ich, dass sie uns Menschen gegeben sind. Wir sind die höchsten Geschöpfe  auf Erden, was  geschaffen  ist, ist für uns geschaffen." Damit meint er offensichtlich auch die Tiere, die er isst. Das ist die typische Überheblichkeit, Arroganz und Haltung vieler Katholiken, nach deren Dogma Tiere keine Seele haben: Auch Tiere wurden für den Menschen geschaffen und deshalb hat er das Recht, diese für seine Gelüste zu benutzen und zu töten - was Hiltl auch macht, indem er für seine Gerichte - auch angeblich "vegane" - reichlich Milchprodukte und Eier verwendet. 

Dennoch hat Hiltl die Dreistigkeit folgende unwahre und irreführende Behauptung zu machen (wobei der erste Satz der Wahrheit entspricht, nicht aber der letzte): "Natürlich gibt  es  Leute,  die  finden:  Der  Hiltl  ist  ein Heuchler, der kocht nur wegen des Business  vegetarisch.  Stimmt  nicht!  Seit 113  Jahren mussten wir für das Hiltl kein Tier töten und konnten doch Millionen Gäste begeistern." Offensichtlich gibt es Leute und auch Hiltl-Gäste, die erkennen, dass Hiltl ein Heuchler ist, denn diese Aussage ist verlogen und  bewusst täuschend  (genauso wie die "vegan" gekennzeichneten Menüs), denn für die Eier-Produktion müssen unzählige männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen ihr Leben lassen, weil sie keine Eier legen können. Sie werden aussortiert und entweder vergast oder in einen grossen Fleischwolf geworfen, wo sie bei lebendigem Leibe zerstückelt werden. Und was ist mit den unzähligen Kälber, die nur geboren werden, damit man ihren Müttern die Milch für den Menschen wegnehmen kann?  Und was ist mit all den hochgezüchteten Milchkühen und Legehennen , die grausam ausgebeutet werden und schon nach wenigen Jahren ausgedient haben und zu Hackfleisch verarbeitet werden (Kühe) bzw kurzerhand entsorgt werden, wie die erst 15 Monate jungen, ausgedienten Hennen? Seit 113 Jahren musste also kein Tier für das Hiltl-Geschäft sterben? Für wie dumm hält Rolf Hiltl eigentlich seine Kunden, dass er solche absurde Aussagen macht?! 

In Hiltls Menükarte aufgeführten Produkteinformationen steht zwar "Milch, Eier und ein Grossteil der Käse ist Bio- Qualität".  Wie es aber weit verbreitet in den vom Staat subventionierten so genannten "Bio"-Betrieben  aussieht, kann jedermann - der es wissen will - in den VgT-Nachrichten und auf www.VgT.ch  nachlesen. Die Zustände in vielen Schweizer-Hühnerfabriken sind, wie Undercover-Aufnahmen des VgT seit vielen Jahren immer wieder zeigen, katastrophal, auch in "Bio"-Betrieben! Die Eier, die für "Vegi"-Produkte, wie zum Beispiel das "Delicorn" - das überflüssigerweise und irreführend mit dem Vegi-Label der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarismus (SVV) zertifiziert ist! -, im oben erwähnten roten Thai Curry, verwendet werden, sind keine Bio-Eier und stammen nicht von glücklichen Freiland-Hühnern. Und viele "Bio"-Milchkühe verbringen den grössten Teil ihres Lebens an der Kette im Stall. Das sind Missstände, die seit Jahren  vom VgT aufgedeckt, aber von anderen Medien totgeschwiegen werden. 

Solche Tatsachen kümmern Hiltl aber nicht. Im Tages- Anzeiger-Interview meinte er: "Das Gericht muss sexy sein. Der Lustfaktor ist das Wichtigste."

Ach, wie sexy und lustvoll es doch ist, ein Essen zu geniessen, dass mit Tierquälerei produziert wurde! Angesichts des unglaublichen Tierleids, das mit dem "Genuss" von tierischen Produkten einhergeht, sind solche "sexy" Bemerkungen geradezu pervers .Eine weitere Aussage von  Rolf Hiltl: "Die Veganer sagen, es sei unfair, dass ein Huhn  massenweise  Eier  legen  muss,  damit  wir  ein  Omelett  essen  können. Das ist konsequent gedacht und zu respektieren. Das Hiltl ist vegetarisch und verwendet Milch, Eier und Honig." Wie viel  - oder besser gesagt, wie wenig  - Respekt Hiltl tatsächlich für die Tiere und für die Veganer hat, erweist er mit seinen falschen und irreführenden Deklarationen bei den "veganen" Gerichten. But business is business - und da wo Hiltl sein Geschäft noch lukrativer machen kann, ist ihm offenbar jedes Mittel recht.

Nun springt Hiltl - seiner Goldgrube zuliebe - mit dieser Falschdeklaration auf die Veganismus-Welle auf, die in jüngster Zeit bemerkenswert ins Rollen gekommen ist - ein Trend mit Zukunft und damit auch von wirtschaftlicher Bedeutung für die Gastronomie. Damit begeht aber Hiltl objektiv klar  Konsumententäuschung . Der VgT hat beim zuständigen  Amt für Gesundheitsschutz der Stadt Zürich eine Anzeige eingereicht und auf seiner Liste der vegetarischen Restaurants der Schweiz (www.vgt.ch/doc/vegi-restaurants) eine Warnung veröffentlicht. Wer sich nicht am Holocaust der Nutztiere beteiligen will, geht besser nicht ins Hiltl.

PS:
Dass man im Restaurant Hiltl oft Damen mit Pelzmäntel antrifft, passt zu diesem Lokal. Da ist wenig von tierfreundlichem Geist zu spüren. Vegetarismus einfach nur als Modetrend und Goldgrube.


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