21. März 2012 ergänzt am 17. September 2012

Im Biss zäh und geschmacklos - in Tierfabriken gezüchtet und qualvoll getötet:
 Weinbergschnecken

von Manuela Pinza

Im Februar wurde in den Nachrichten auf Tele Züri ein Bericht ausgestrahlt über den grössten Weinbergschneckenzüchter der Schweiz, Armin Bähler aus Elgg bei Winterthur. Seit 2004, als erster Unternehmer in der Schweiz, züchtet Bähler Weinbergschnecken. Angefangen hat er mit 15'000 Tieren, die er aus Deutschland vom Institut für deutsche Schneckenzucht „Helix“ GmbH importierte, inzwischen hat er weit über 100'000 Tiere. Fünf Schneckenzuchten soll es inzwischen in der Schweiz bereits geben.

Die Tiere  leben in einem „Freigehege“ je nach Zuchtanlage zwischen Kräutern, Salat- und Gemüsepflanzen. Im Winter machen sie einen Winterschlaf. Das heisst, die Weinbergschnecken (Helix Pomatia) graben sich in die Erde ein, ziehen sich in ihr Häuschen zurück, welches sie mit einer bis zu 2 mm dicken Kalkschicht abdichten und verfallen in eine Winterstarre.  Die zweite Schneckenart, die gefleckten Weinbergschnecken, die im Mittelmeerraum heimisch sind, könnten bei tiefen Wintertemperaturen nicht überleben. Sie schliessen die Schalenmündung nur mit einer dünnen Schleimfolie. Deshalb werden die Gefleckten im Herbst eingesammelt. In feinmaschigen Säcken überwintern sie bei einer Raumtemperatur von 0 bis 4 Grad. Hundert Säcke hängen an der Decke bei Bählers. In jedem Sack sind 1'000 bis 1'500 Schnecken. Im Frühling, wenn sie wieder erwachen, erhalten sie Winterraps als Zusatzfutter.

Um später vielleicht ganz von der Schneckenzucht leben zu können, produziert Bähler seit kurzem sogenannten „Schneckenkaviar“. In einem Raum stehen Gestelle aus Kunststoffrohren, Dachlatten, dazwischen hängen Plastiklamellen, um die Fläche, auf welcher die Weinbergschnecken herumkriechen, künstlich zu vergrössern. Obenauf liegt ein Holzbrett, hier befindet sich die Futterzone, wo Salat oder auch Gemüse ausgelegt wird. Unter einem Plastikvorhang liegen dann flache, kleine Plastikdeckel. Diese sind mit Erde gefüllt, worin jede Weinbergschnecke im Herbst ca hunder Eier ablegt. Das Ganze kann man als eine Hors-sol-Schneckenfabrik bezeichnen.

Es ist zu hoffen, dass dieses "Projekt" nicht glückt! Denn auch eine Schnecke möchte nicht auf einem Drahtgitter oder Plastikvorhang leben. Das sagt man schon den Kindern, die eine Schnecke nach Hause bringen und denken, sie könnten sie in einem Konfitüren-Glas behalten und einfach ab und zu ein paar Grashalme hineinwerfen. Wenn Schnecken nun gezüchtet und später wieder massenhaft getötet werden, um auf unseren Tellern zu landen, wird die gute Arbeit so vieler Kindergärnterinnen und Waldgruppenleiterinnen, die den Kindern zeigen, wie die Tiere leben und wie man mit ihnen umgehen soll, geradezu torpediert. Es gibt glücklicherweise viele Leute, die verirrte Weinbergschnecken vom Weg oder von der Strasse retten und sie an einen Waldrand oder auf eine Wiese tragen, damit sie nicht zerdrückt werden. Weinbergschnecken sind geschützt! Aber nur die wildlebenden. In Schneckenfabriken können sie beliebig gequält und getötet werden. Das Tierschutzgesetz gilt nicht für Schnecken. Die perverseste ausdenkbare Tortur an Schnecken ist erlaubt.

Wer glaubt, dass Schnecken problemlos in der Massentierhaltung gezüchtet werden können, täuscht sich. Die Schnecken können bei übermässigen Regenfällen auf der "Weide" in der unnatürlichen Enge ertrinken oder sie werden von Parasiten befallen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, da wird man hier wie bei den sogenannten Nutztieren (Schweine, Kälber, Fische, Hühner etc.), die der Mensch isst,  bald einmal zu Antibiotika greifen müssen, damit diese ausgenützten, völlig unnatürlich gehaltenen Tiere überhaupt überleben, bis sie im jungen Alter schlachtreif sind.

Wie die Schnecken getötet werden, wird wohlweislich in keinem Bericht und auf keiner Homepage erwähnt, sondern umschrieben mit: „nach traditioneller Art verarbeitet“. Auch auf telefonische Anfrage hin, wird nicht gerne darüber gesprochen. Es ist wie bei den Schlachttieren - niemand redet gerne über die Schlachthöfe und was für Grausamkeiten in ihrem Innern abgehen. Sie sind sogar für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich. Auch auf Schneckenfarmen ist es dem Fernsehteam oder dem Besucher verwehrt, bei der "traditionellen Verarbeitung" zuzusehen! Was das Verbrühen der Schnecken bei lebendigem Leibe mit "Tradition" zu tun haben soll, ist schleierhaft; das ist nur eine schönfärberische, irreführende Umschreibung gröbster Tierquälerei. Die Schnecken werden in Eimern eingesammelt und einige Tage zum Ausschleimen mit einem luftdurchlässigen Deckel verschlossen aufbewahrt. Dann werden die Schnecken lebend ins kochende Wasser geworfen,  wo sie während einem 5-10minütigen Todeskampf sterben. Anschliessend zieht man sie mit einer Gabel aus dem Schneckenhäuschen. Jetzt entfernt man mittels einer Schere den Darm, da sie sonst bitter schmecken würden. Das qualvolle Töten der Tiere duch Kochen bei lebendigem Leibe kennt man von Hummern und Krebsen. Auch hier geht der Menschen mit grösster Brutalität vor. Natürlich behaupten Hummerköche wie Schneckenzüchter, dass die ins heisse Wasser geworfenen Tiere keine Schmerzen hätten. Auch die Fischer behaupten, Fische hätten keine Schmerzen, wenn ihnen der Haken im Rachen stecken bleibt und sie nach erfolglosem Kampf aus ihrem Element, dem Wasser, wo sie schwerelos sind, brutal mit ihrem ganzen Körpergewicht in der Luft an der Angelrute hängen. Viele Forschungen beweisen aber, dass Fische sehr wohl Schmerzen empfinden können, ja sogar soziales Verhalten zeigen und intelligent sind! Und das ist bis zu einem gewissen Grad auch für Schnecken anzunehmen. Man beobachte nur einmal geduldig und aufmerksam das sensible Verhalten einer Weinbegschnecken. Wer da noch bestreiten kann, dass das empfindliche, sensible Tierchen sind, der stellt eine öffentliche Gefahr dar und gehört wegen Mitleidunfähigkeit in eine psychiatrische Klinik interniert. (Wissenswertes über Fische: VN10-4, 11-1 und 11-2)

Schnecken sind leider noch viel weniger als zB Fische fähig, uns Menschen mit Mimik, Lauten und  Körpersprache ihre Empfindungen zu zeigen. Was aber nicht heisst, dass sie keine haben! Besser haben es da unsere geliebten Heimtiere, die Katzen und Hunde, die allein schon mit ihrem Fell zum Streicheln einladen und deren Augen und Körperhaltung uns Menschen sehr gut Angst, Schmerz, Leid oder auch Freude vermitteln können.

Schaut man eine Schnecke genau an, lässt man sich dazu Zeit und beobachtet sie, merkt man, was für ein überaus schönes und interessantes Tier sie ist! Mit ihren zarten Fühlern ertastet und erkundet sie ihre Welt. Der einzige Schutz dieses friedlichen Tieres ist ihr imposantes Schneckenhaus, in das sie sich bei Gefahr rasch zurückzieht. Gerade dieses wird ihr aber mit grösster Wahrscheinlichkeit beim lebend Gekochtwerden zum Verhängnis, da durch den natürlichen Schutz ihres Häuschens vor Kälte, Hitze und Trockenheit ihr entsetzlicher Todeskampf noch länger dauert.

Versuche mit Muscheln haben bereits 1993 gezeigt, dass viele Körperbereiche der Miesmuschel hormonartige, schmerzlindernde Stoffe (Endorphine) kennen, wie auch bei uns Menschen. Dass Muscheln diese Stoffe erkennen, ist gleichbedeutend, dass diese Tiere über ein Schmerzempfinden verfügen müssen, weil sonst diese Fähigkeit keinen Sinn machen würde. Da das Nervensystem der Weinbergschnecke mindestens genauso hoch entwickelt ist wie das der Miesmuschel, muß auch die Schnecke über Schmerzrezeptoren verfügen - eine wissenschaftliche Begründung für etwas, das schon jedes gesunde Kleinkind ohne weiteres erkennt. Dies wird übrigens auch durch Herrn Professor Lothar Jännicke (Biochemie in Köln) bestätigt: "Gleiche Funktionen werden in allen tierischen Geweben von den gleichen Biomolekülen ausgeübt. Das gilt auch für hormonartige Signalstoffe".

Pro Schnecke verdient ein Züchter etwa einen Franken, für jedes verkaufte Häuschen nochmals 50 Rappen - bei 100 000 Tieren ergibt das einen Gewinn, der offenbar keinen Platz lässt für menschliche Gefühle wie Mitleid.

Schneckenproduzent Melchior Kiser aus Aettenschwil liefert einen Teil seiner Tiere sogar an sogenannte „wissenschaftliche" Forschungsinstitute, welche die Weinbergschnecken insbesondere für die Krebsforschung missbrauchen. Wie weit der Mensch mit solchen nutzlosen Forschungen an Tieren kommt, sieht man an den immer weiter steigenden Zahlen von Krebs- und Zivilisationserkrankungen. Solange versucht wird, diese mit unnützen, irreführenden Versuchen an Tieren (Ratten und Schnecken etc.) zu bekämpfen, anstatt mit Forschung am Menschen sowie mit einer gesunden (vegetarischen) Ernährung und Lebensweise, wird kein Fortschritt erzielt werden.
Informationen über Tierversuche.

Zurück zur Schneckenzucht. Geschmacklich machen es bestimmt die Gewürze, die Kräuterbutter oder Sauce aus, dass Schnecken überhaupt gegessen werden. Die Schnecken selber sind im Biss eher zäh, gummig und geschmacklos. Beim Testen fremder Produkte meinte Silvia Beeler, Schneckenzüchterin im Aargau: „schmeckt irgendwie... erdig!“ Na toll. Mit Schneckenfleisch verhält es sich vermutlich wie mit allen „Delikatessen“, die „in“ sind, wie zB Kaviar, der fischig schmeckt, mit Salz gewürzt aber gerne von reichen Geldsäcken vertilgt wird, damit sie das Gefühl haben, etwas Besonderes zu sein.

Hier noch ein schöne Sufi-Geschichte:
Die Tiere hielten Versammlung und beklagten sich über die Menschen, die ihnen immer Dinge wegnahmen. "Sie nehmen meine Milch", sagte die Kuh. "Sie nehmen meine Eier", sagte die Henne, "Sie nehmen mein Fleisch als Schinken", sagte das Schwein. "Sie jagen mich wegen des Öls", sagte der Wal. Schliesslich sprach die Schnecke: "Ich habe etwas, das sie mir sicher wegnehmen würden, wenn sie könnten. Etwas, das sie mehr begehren als alles andere. Ich habe Zeit."

Weinbergschnecken stehen in der Schweiz, Deutschland und Österreich sowie in vielen andern Ländern unter Naturschutz! Ausser in Schneckenfabriken.

 

Haben Sie's gewusst?

Weinbergschnecken (Helix pomatia) fressen unter anderem Gelege von Nacktschnecken. Zudem ziehen sie welke Pflanzen den Frischpflanzen vor, die sie mit der Radula (Reibzunge) abraspeln. Sie sind also Nützlinge.

Weinbergschnecken haben, wie alle Schnecken, nur einen Fuss. Ihr ganzer Körper besteht mehr oder weniger nur aus Kopf und Fuss. Deshalb werden sie auch als Gastropoda bezeichnet, was zu Deutsch in etwa "Magenfüsser" bedeutet. Dafür können sie mit diesem einen Fuss sogar über eine aufgestellte Rasierklinge kriechen! Im Kopf befindet sich eine Raspelzunge mit rund 40.000 Zähnchen!

Die Augen befinden sich an den Enden der beiden grossen Fühler. Zusammen mit den beiden kleinen Fühlern sieht und ertastet sich die Weinbergschnecke ihre Umgebung.

Weinbergschnecken atmen nicht durch Mund oder Nase, sondern durch ein Atemloch.

Das Schneckenhaus besteht aus Kalk und ist meistens rechtsgängig gewunden. Entsprechend sind Weinbergschnecken auf einen Lebensraum angewiesen, in dem sie Kalk aufnehmen können. Diesen benötigen sie auch zum Bau eines Schutzdeckels bei Trockenheit oder für die Überwinterung. Denn im Winter verfallen Weinbergschnecken in eine Kältestarre. Ist die Schnecke im Wachstum, schmiert sie Schleim an den Rand der Gehäuseöffnung. Der Schleim trocknet, und damit ist das Haus wieder ein weing gewachsen. Ist ein Individuum ausgewachsen, verdickt es die Gehäusemündung und biegt sie nach aussen. Nachher wächst das Schneckenhaus nur noch wenig. Das Auge des Fachmanns kann an diesen "Jahrringen" das Alter des Tieres abschätzen. Den Rekord hält eine Weinbergschnecke, die über 30 Jahre alt wurde.

Weinbergschnecken sind Zwitter. Das bedeutet, sie sind bei der Paarung Männchen und Weibchen zugleich. Aus einer Paarung können so entsprechend zwei "schwangere" Schnecken hervorgehen. Als weitere Spezialität bohren sich Weinbergschnecken bei der Paarung gegenseitig so genannte Liebespfeile aus Kalk in ihre Körper: Diese sind mit einem stimulierenden Sekret bedeckt und steigern den Paarungserfolg.

Ergänzung vom  14. September 2012

Laut einem Bericht im Tages-Anzeiger vom 10. September 2012, hat Armin Bähler auf seiner Schneckenfarm inzwischen gegen 400'000 ausgewachsene Weinbergschnecken und etwa zehnmal so viele Jungtiere. Er rechnet damit, dieses Jahr rund eine Tonne Schneckenfleisch zu verkaufen sowie seit dem Frühjahr jeden Monat ein Kilogramm sogenannten Schneckenkaviar (Schneckeneier). Dieser Schneckenkaviar kostet bei Bähler im 35-Gramm-Glas 70.- Franken. Das Kilo kostet also unglaubliche 2'000.- Franken! Und das für etwas, was naturgemäss kein Kind freiwillig essen würde!

Schnecken werden eher selten auf den Speisekarten der Restaurants angeboten. Zuviele Menschen haben nämlich einen natürlichen „Ekel“ davor, diese schleimigen Tiere zu essen. Kocht man sie und legt sie in eine salzige Brühe mit Wein oder mit viel Kräuterbutter spürt man vor allem diese Zutaten und nichts von der Schnecke selber. Schneckenfleisch für sich schmeckt nämlich nach nichts, und wenn, dann etwas erdig und ist zäh im Biss! Zum Töten wirft man die Tiere lebend in kochendes Salzwasser, wo sie qualvoll nach minutenlangem Todeskampf sterben. Natürlich behaupten Schneckenzüchter, dass diese Tötungsart den Tieren keine Schmerzen zufüge und die Schneckenfresser glauben das nur allzugerne. Man weiss aber schon längst und es ist wissenschaflich bewiesen, dass zB auch Fische und Hummer Schmerzen empfinden können und sogar Muscheln hormonartige, schmerzlindernde Stoffe erkennen. Wieso also nicht auch Schnecken? Wieso ziehen diese schnellstens bei der geringsten Erschütterung oder Berührung ihre Fühler ein oder ziehen sich ganz ins schützende Schneckenhaus zurück? Diese Reaktion ist (wie das automatische Zurückziehen der menschlichen Hand, wenn eine heisse Fläche berührt wird) ein Reflex bei Mensch und Tier, der dazu da ist, sich nicht zu verletzen und zu überleben.

Bählers neuster Deal ist jetzt, sogenannten Schneckenkaviar zu verkaufen. Also auch auf die Schneckeneier hat's der Mensch abgesehen. Der geschäftige Bähler, ausgebildeter Goldschmied, macht heute dank der Rohheit und Dekadenz vieler Leute sein Geld mit Schneckeneiern. Diese „produziert“er auf eigens dafür konstruierten Gestellen in seiner Garage. In mit Erde gefüllten Joghurt-Bechern legen die Schnecken ihre Eier ab. Die Erde wird dann abgespült und die Eier, die kleinen weissen Perlen gleichen, in einem Salzbad in Gläschen abgefüllt, pasteurisiert und für teures Geld verkauft. Und wie schmeckt das Ganze? Im Bericht des Tages-Anzeigers steht über den Geschmack des Schneckenkaviars: „...schmeckt leicht moosig, etwas erdig und ein wenig salzig.“ Tönt nicht grade verlockend! Aber was macht der Mensch nicht alles, um als „exklusiv“ zu gelten, wenn er denn als Persönlichkeit nichts anderers zu bieten hat! Dann werden halt neuerdings auch für teures Geld Schneckeneier vertilgt! Es ist absurd und pervers - im Garten gehen dieselben Menschen gegen diese hübschen Tiere verbotenerweise mit Gift vor, ärgern sich über die vielen Schneckeneier in der Erde, und handkehrum zahlen sie ein Heidengeld für dasselbe auf dem Teller. So auch der grossmaulige Zürcher Kantonsrat, der auf seinem diesjährigen Ausflug diese furchtbare Schneckenfabrik auf Kosten der Steuerzahler besichtigt! Weinbergschnecken sind geschützte Tiere! Politiker sollten Vorbilder für die Bevölkerung sein - aber auch für das Politikerpack hört auf dem Teller schnell einmal die Ethik und Verantwortung auf, denn Fressen kommt vor der Moral!

 



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