8. Januar 2015
(S) Als ich letzten Herbst an einem Freitagabend der Einladung einer Freundin zum Essen ins "Ché VEGara" folgte, staunte ich nicht schlecht, als mich mein Navi ins Spreitenbacher Industriegebiet führte. Die Türe des Geschäftshauses war verschlossen und gerade als ich dachte, ich wäre hier irgendwie falsch, öffnete mir ein sympathischer Mann die Türe und begrüsste mich mit den Worten: „Ich bin Remo, herzlich Willkommen.“ Er führte mich in den obersten Stock in sein kleines aber sehr hübsch eingerichtetes Lokal, welches aus einer Küche und zwei Zimmern besteht.
Die Stimmung war herzlich und gemütlich. Das Essen welches uns an diesem Abend serviert wurde einfach fantastisch. Ich fragte Remo, wie lange es dieses Projekt schon gibt und wie er auf diesen doch etwas aussergewöhnlichen Namen kam. Er lässt uns wissen:
„Ché VEGara“ gibt es offiziell seit dem 1.10.2013 – die Vorbereitungen fanden natürlich schon etwas früher statt. Die Namensgebung war für mich die berühmte Nadel im Heuhaufen. Ich wollte einen Namen, der zu mir passt und mit dem ich mich identifizieren konnte. Ich bin mir bewusst, dass ich eventuell mit einem „neutraleren“ Namen weniger anecken würde, ich bin jedoch überzeugt, dass die Namenswahl als „Marke“ und für das menschliche Erinnerungsvermögen positiv gewählt ist. Viele haben, vielleicht so wie ich in meiner Jugend, mit Ernesto Ché Guevarra sympathisiert – auch wenn mir damals nur ein Bruchteil der Geschichte bekannt war. Ich habe immer wieder Begegnungen, welche sehr positiv auf den Firmenamen reagieren.“ |
Remo und seine Frau,
mit der er seit 5.5 Jahren äusserst glücklich verheiratet ist, lebten
einige Zeit vegetarisch. Dann fanden sie immer mehr den Zugang zu den
„Nutztieren“ und besuchten verschiedene „Gnadenhöfe“. Eine Woche Urlaub
auf dem Hof Butenland war dann für die beiden das „Schlüsselerlebnis“,
den veganen Weg zu beschreiten. Obwohl neben Arbeit, Familie und zwei
Hunden nicht
viel Zeit für Hobbies bleibt, besuchen die beiden regelmässig die Farm
Vaikuntha in Hunzenschwil, wo Nutztiere ein schönes zu Hause finden und
ihren Lebensabend verbringen dürfen. Wie sehr Remo die Nutztiere am
Herzen liegen, zeigte sich grad kürzlich. Das Geld, welches er für eine
Abwaschmaschine gespart hatte, investierte er letzten Dezember in eine
Patenschaft für ein Ferkelchen, welches dadurch vor dem Schlachthof
gerettet werden konnte. "Nun wasche ich halt weiterhin von Hand ab" sagt
er lachend, wenn man ihn danach fragt.
Remo verrät uns: "Bei neuen Klamotten wie auch Kosmetik achte ich
ebenfalls darauf, nur vegane Produkte zu kaufen. Ich habe jedoch auch
noch z.B. Schuhe aus meiner „unveganen“ Zeit, die ich trage, bis sie
auseinanderfallen. Nach der Motivation für seine vegane Lebensweise
gefragt, sagt Remo: Mein Hauptgrund sehe ich darin, dass ich es nicht
mehr unterstützen will , dass in meinem Auftrag Tiere misshandelt,
ausgebeutet & getötet werden. Alle anderen Beweggründe, welche mit einem
veganen Weg zusammen hängen könnten (Hunger in der dritten Welt,
Klimaerwärmung & Umweltzerstörung, eigene Gesundheit) sind mir
inzwischen auch sehr wichtig. Aber der erste Impuls war für mich die
Liebe zu den Tieren."
Remo ist 40 Jahre alt und gelernter Koch. Seine Lehre absolvierte er zu einer Zeit und an
einem Ort, wo selbst vegetarisches Essen das ungeliebte Stiefkind war.
Erst wollte er einen veganen Imbisswagen betreiben, die
Anschaffungskosten löschten diesen Traum relativ schnell wieder aus. Und
dann fand er „per Zufall“ das Inserat für die Küche in Spreitenbach,
unterschrieb den Mietvertrag und überlegte sich erst danach, was er
eigentlich mit dieser Küche tun könnte. Darauf kam ihm die Idee mit dem
veganen Catering. Zurzeit kann Remo „Ché“ nur nebenberuflich ausüben.
Er arbeitet aktuell daran, dass er sich spätestens im Sommer 2015 einen
regelmässigen Lohn auszahlen kann. Im Moment fliesst alles Geld wieder
in den Betrieb. Er betrachtet es als Privileg, dass ihn seine Frau dies
tun lässt und ihn in vielen Dingen auch dabei unterstützt. Nebenbei
arbeitet Remo zusätzlich in einem 50% Pensum im Sozial- Bereich – auch
sein Teamleiter unterstützt ihn indirekt, indem er jeweils
Dienste abtauschen kann, wenn eine Anfrage für einen Auftrag seine
Dienstzeit überschneidet. "
Auf der Homepage von Ché VEGara steht, dass Remo auf biologische, regionale und saisonale Produkte wert legt. Wieso ihm das wichtig ist: "Mir schmecken Biogemüse und Früchte einfach besser und ich vermute, dass die konventionell hergestellten Nahrungsmittel häufig mit diversen Stoffen behandelt wurden, die ich weder mir noch meinen Kunden zumuten will. Mir ist es wichtig, zumindest in Teilbereichen, wieder vermehrt mit der Natur zu leben und ich persönlich finde es z.B. unnötig an Weihnachten Erdbeeren zu essen.
Auf die Frage, ob es
auf dem veganen Sektor zur Zeit noch schwierig ist, für ein veganes
Catering genügend Aufträge zu erhalten, antwortet Remo: "Es ist
tatsächlich so, dass ich noch nicht täglich Anfragen für Caterings
erhalte. Gleichzeitig wächst „Ché“ kontinuierlich in allen Bereichen und
ich darf bekannte Organisationen zu meinen Kunden zählen. Es findet ein
Umdenken statt, aber alles braucht seine Zeit. Ich glaube jedoch und bin
davon überzeugt, dass die Zeit für „Ché VEGara“ noch kommen wird."
Anfragen für nicht vegane Caterings lehnt Remo konsequent ab. „Mein
Hauptbeweggrund ist nicht der kommerzielle Erfolg, sondern der
Veganismus. Daher fällt es mir sehr leicht und die Frage stellt sich
nicht.“
Remo wünscht sich für die Zukunft, dass „Ché“ weiter wächst und
gedeiht und er dies irgendwann hauptberuflich machen darf und dass immer
mehr Menschen den Weg der gewaltfreien Ernährung gehen. Weiter sagt er:
"Ich würde mir wünschen, dass auch an Schulen, in Heimen und an anderen
Orten, wo es Essen gibt, immer mehr dieser Weg gewählt wird und ein
gesellschaftlicher Konsens darüber entsteht, dass der Veganismus uns in
vielerlei Hinsicht gut tut."
Seit dem ersten Abend im Ché VEGara komme ich immer wieder gerne hierher zurück und kann bestätigen, dass Remo sein Vorhaben „zu überzeugen“ ausserordentlich gut gelingt. Letztes Mal servierte er uns ein feines veganes Fondue, welches es mit einem konventionellen Käsefondue wirklich aufnehmen konnte.
Wer für sein Catering "Ché VEGara" wählt oder einen seiner monatlichen Abendessen besucht, wird dies nicht bereuen und darf selbst erfahren, was Remo den Menschen mit seinem Projekt gerne mitteilen möchte: "Veganes Essen ist revolutionär und macht Spass und ist kein Verzicht sondern Bereicherung!"
Termine und Anmeldung auf www.che-vegara.ch