28. Oktober 2015
(Mo) Diese Aussage machte Eierproduzent Philipp Eugster aus Balterswil
(TG), als eine besorgte Tierfreundin ihn anrief, weil seine Hühner
derart mitleiderregend aussahen. Sie war sehr erstaunt darüber, dass
sogar ein Eierproduzent so etwas sagt. Und wohlgemerkt, es ging bei dem
Gespräch um Hühner aus Freilandhaltung!
Im August dieses Jahres meldete uns eine Frau, dass sie auf einem
Grundstück in Balterswil Hühner in einem bedauernswerten Zustand gesehen
habe und sendete uns Fotos.
Wir machten Meldung beim Veterinäramt Thurgau, welches aber gemäss Herrn Eugsters Aussage keine Mängel feststellte und sagte, sie hätten schon weit Schlimmeres gesehen. Eine weitere Tierfreundin, welcher die Hühner ebenfalls leid taten, berichtete uns zu einem späteren Zeitpunkt von dem anfangs erwähnten Telefonat mit Herrn Eugster. Sie rief ihn persönlich an, um zu erfahren, warum sich die Hühner in so einem desolaten Zustand befanden. Die seien völlig gesund, informierte sie Herr Eugster. Aber eben bereits ein Jahr alt und deshalb schon ziemlich am Ende. Das sei halt so. Er könne die Federn halt nicht mehr ankleben. Ihn treffe keine Schuld. Die Tiere seien nun nach einem Jahr eben durch und würden bald weg kommen.
Die Frau wollte wissen, warum denn einige der Hühner so viele kahle Stellen im Gefieder und teilweise auch Verletzungen hätten. "Sie machen sich kein Bild davon, wie brutal die Tiere miteinander umgehen." war die Antwort von Eugster. Die Hühner mit den besonders vielen kahlen Stellen und den Verletzungen würden von ihren Artgenossen so zugerichtet werden. Das liege an der Rangordnung. Die schwächeren Tiere würden von den Futterstellen und den begehrten Schlafplätzen von den Ranghöheren weg gehackt werden. Dabei gehe es oft so brutal zu und her, dass er auch immer wieder Tote im Stall finde, die arg zugerichtet wären. Die Frau zeigte sich verwundert. Wie könne das denn sein, ihre Grosseltern hätten doch auch Hühner gehabt, aber da wäre es nie so aggressiv zu und her gegangen. Eugster räumte ein, dass zu viele Hühner pro Herde gehalten würden. Da käme es halt zu Streitereien. Aber der Konsument wolle ja billige Eier. Bei ihm sei alles tierschutzkonform. Das habe ihm auch das Veterinäramt bestätigt.
Junge Hühner, erst ein Jahr alt und schon total am Ende. Ihr Körper durch das exzessive Eierlegen ausgelaugt. Dabei könnte ein Huhn normalerweise über 15 Jahre alt werden.
Trotz Wiese und Auslauf sind auch "Freiland-Hühner" mit den grossen Hühnerherden überfordert.
Dieser Fall zeigt einmal mehr, warum auch Freilandeier für tierliebende
Menschen keine Option sind. Auch bei dieser Haltungsform sind die Hühner
nach einem Jahr exzessivem Eierlegen derart ausgelaugt, dass sie oftmals nur
noch ein körperliches Wrack sind. Durch das tägliche Eierlegen und dem
damit verbundenen grossen Kalziumverlust, kommt es bei vielen Legehennen
zu einer schmerzhaften Deformation des Skeletts, so dass sie nur noch
unter Schmerzen gehen können.
In der Natur würden Hühner in Herden von 15-20 Tieren leben. Wird diese
Anzahl überschritten, haben sie Mühe, sich die einzelnen
Herdenmitglieder zu merken und Rangordnungen festzulegen und es kommt zu
Streitereien und Machtkämpfen. Die rangniedrigen Tiere haben es dann oftmals
sehr schwer. Eugster gab im Telefonat mit der Frau zu, dass
viele nicht genügend Futter erhalten, weil sie von den starken Tieren
von der Futterstelle weg gedrängt werden.
Obwohl dies bekannt ist, dürfen selbst bei Bio-Eiern bis zu 500 Tiere pro Herde gehalten werden. Man kann sich vorstellen, wie überfordert und permanent unter Stress damit auch Bio-Legehennen sind. Bei der Freilandhaltung und der Bodenhaltung sind die Herdengrössen nicht mal begrenzt und setzen sich oft aus mehreren Tausend zusammen. Maximal darf so ein Betrieb 18'000 Legehennen halten.
Die Hühner von Philipp Eugster wurden bereits die Woche darauf "entsorgt". Legehennen, bei denen die Legeleistung nach etwa einem Jahr nachlässt, rentieren den Eierproduzenten nicht mehr und werden deshalb durch Neue ersetzt. Der Fall Eugster beschäftigt den VgT übrigens schon seit vielen Jahren. Neben seiner Freiland-Hühnerhaltung produziert er auch noch Eier aus Bodenhaltung und führt dazu ein dreistöckiges Hühner-KZ, in dem die Hühner von einer grünen Wiese ihr Leben lang nur träumen können. (http://www.vgt.ch/news2005/051021-eugster.htm).
Legehennen (auch Freiland) werden oft besonders brutal behandelt, wenn
es zur Schlachtung geht. Da man sie nicht zu Fleisch verwerten kann,
sind sie sozusagen nur kostspieliger Abfall. Wie alle Hühner werden sie
frühmorgens im Schlaf überrascht und brutal in Kisten gestopft. Wo man
bei Masthühnern aber darauf achtet, dass sie bis zur Schlachtung
unversehrt bleiben, da Hühnerschenkel und Flügel als Fleisch verkauft
werden, spielt es bei den Legehennen keine Rolle, wenn Beine und
Flügelchen brechen. Die Qualen und Schmerzen und die damit verbundenen
Ängste, die sie auf dem Weg zum Hühnerschlachthof erleiden, sind
äusserst grausam. 1 Jahr lang haben sie täglich ein Ei gelegt, welches
von Menschen konsumiert wurde. Dafür erhalten sie keinen Dank, sondern
werden brutal getötet und
achtlos als Abfall in der Biogasanlage entsorgt. Ob Bodenhaltung,
Freilandhaltung oder Biohaltung. Alle erleiden sie dasselbe traurige
Schicksal nach einem viel zu kurzen und schmerzerfüllten Leben.
Immer mehr Menschen wollen diese Ausbeutung und Verschwendung von Leben nicht länger unterstützen und
verzichten deshalb auf Eier. Dies geht heute ganz einfach. Spätzli,
Omelettes, Kuchen usw. kann man genau so gut ohne Eier machen. In
unseren VgT-Nachrichten stellen wir diesbezüglich immer wieder feine
vegane Rezepte vor. Probieren Sie doch mal eines aus, sie werden staunen, dass
man keinen Unterschied merkt! Sie tun damit etwas Gutes für die Tiere,
aber auch für sich selbst, denn rein pflanzliche Nahrungsmittel
enthalten kein Cholesterin!