30. Mai 2016

Für ein einsames Meerschweinchen beginnt dank dem VgT bald ein schönes und spannendes Leben

Für diesen kleinen Knopf begann heute eine Reise in ein neues, schönes Leben. Sein bisheriges Dasein war von Einsamkeit und Langeweile geprägt. Hier ist seine Geschichte:

Vorletzte Woche entdeckte eine Mitarbeiterin des VgTs ein einzeln gehaltenes Meerschweinchen in einem Kastenstall. Meerschweinchen sind eigentlich nicht unser Thema, aber da uns natürlich alle Tiere am Herzen liegen, hat unsere Mitarbeiterin die Besitzer Karin und Pascal Stillhard aus Wil/SG kontaktiert und sie darüber aufgeklärt, dass man Meerschweinchen nicht alleine halten sollte. Frau Stillhard erzählte, dass das Meerschweinchen vor 5 Jahren für die Kinder angeschafft wurde und man kein neues mehr dazu nehmen wolle, da die Kinder nun grösser sind. Zu Anfang hatten sie 3 Meerschweinchen. Da es zur Beissereien kam unter den drei Tieren (was bei dem kleinen Platzangebot ja völlig logisch ist), wurde eines davon an den Züchter zurückgegeben. Vor über einem Jahr verstarb dann das zweite Meerschweinchen, und der kleine Knopf lebte fortan alleine im Kastenstall. Das Risiko, erneuert Beissereien unter den Meerschweinchen zu haben, wollte die Familie nicht eingehen, weshalb sie entschieden, das Meerschweinchen ohne Artgenossen zu halten.

Die VgT-Mitarbeiterin bot ihr an, das Meerschweinchen an einen artgerechten Platz bei einer Kollegin zu geben. Diese nimmt immer mal wieder ältere Meerschweinchen und Kaninchen bei sich auf, und verfügt über ein grosses Aussengehege mit vielen Tieren. Der Halterin wurde erklärt, dass Meerschweinchen nicht nur neugierige und bewegungsfreudige Tiere sind, sondern auch sehr soziale Tiere, welche viel Auslauf, vor allem aber auch Artgenossen brauchen, um glücklich Leben zu können. Frau Stillhard war jedoch der Meinung, das Meerschweinchen hätte sich an die Einzelhaltung gewöhnt und sie hätte den Eindruck, es würde ihm gut gehen. Sie wollte den Vorschlag jedoch mit ihrer Familie besprechen und nach dem Wochenende ihre Entscheidung bekannt geben. Als die VgT-Mitarbeiterin am darauffolgenden Mittwoch immer noch nichts hörte, rief sie erneut bei Familie Stillhard an. Frau Stilhard sagte ihr, sie hätten noch keine Zeit gefunden, in der Familie darüber zu sprechen. Sie würde ihr in einigen Tagen Bescheid geben. Das traurige Schicksal des einsamen Meerschweinchens schien in der Familie offensichtlich niemanden ernsthaft zu interessieren.

 

In diesem Kastenstall lebte das arme Meerschweinchen seit einem Jahr alleine. Für die geselligen Tiere bedeutet Einzelhaltung grosses Leid!

Sofort kam das Meerschweinchen fiepend ans Gitter heran, wenn man sich dem Kastenstall näherte. Dieses Kontaktsuchen wird leider viel zu oft mit Wohlergehen verwechselt.

Scheinbar hatten sich weder Frau Stillhard noch der Rest der Familie über das Wochenende über artgerechte Meerschweinchenhaltung informiert. Denn hätten sie dies getan, was man von einem verantwortungsvollen Tierhalter wohl erwarten darf, hätten sie erkennen können, dass sie mit der Einzelhaltung gegen das Tierschutzgesetz verstossen. Zudem wüssten sie, dass weder das Quietschen noch das vermeintliche Interesse des Tieres über einen menschlichen Kurzbesuch bedeutet, dass es dem Tierchen gut geht. Wir treffen leider immer wieder auf Personen, welche tatsächlich meinen, einmal pro Tag Futter und Wasser geben, kurz drüber streicheln und drei Worte dazu, würden dem Tier für ein schönes Leben genügen. Wie können sich solche Leute nur anmassen zu denken, diese 5 Minuten Sozialkontakt könnten einen tierischen Artgenossen ersetzen. Wie langweilig und traurig musste das Leben dieses Meerschweinchens doch gewesen sein -  24h, 7 Tage die Woche ein ganzes Leben lang in diesem kleinen Kastenstall, seit einem Jahr sogar noch ganz alleine!

Die Stillhards gönnen sich da selber deutlich mehr Platz. Ein schickes Haus mit genügend Grünflächen, welche tolle Möglichkeit für ein dauerhaftes Aussengehege mit Artgenossen geboten hätte.

Unter den schweizerischen Tierschutzorganisationen besteht ein Konsens darüber, dass die Käfig- und Kastenhaltung von Kaninchen und Meerschweinchen eine Tierquälerei ist, die dringend verboten werden müsste. Die grausame Kastenhaltung ist leider auch für Meerschweinchen nicht verboten. Ganz im Gegenteil zur Einzelhaltung, welche glücklicherweise seit 2008 laut Tierschutzverordnung nicht mehr erlaubt ist!

Kaninchen-Informationen 

Selbst wenn das Meerschweinchen eine "Doppelbox" zur Verfügung hatte, war dies immer noch viel zu wenig Platz, um den natürlichen Bewegungsdrang zu befriedigen. Was für ein langweiliges und trauriges Dasein für dieses neugierige Tierchen.
Als "Setzkastenfigur" abgestellt zwischen Unrat, unbeachtet und sich selbst überlassen!

Da die Familie Stillhard nach einer Woche Bedenkzeit immer noch nicht bereit war, das einsame Meerschweinchen an einen artgerechten Platz zu anderen Meerschweinchen zu geben oder ihm selbst ein Gschpänli zu schenken, meldeten wir den Fall dem Veterinäramt St.Gallen. Dieses ging noch in der gleichen Woche vorbei und hielt Frau Stillhard dazu an, die Einzelhaltung aufzulösen. Nun war der vorgeschlagene Platz plötzlich doch recht. Frau Stillhard meldete sich noch gleichentags bei der Tierschützerin, welche das Meerschweinchen aufnehmen würde.

Beim Gespräch zeigte sich erneut die Uneinsichtigkeit und Herzlosigkeit von Frau Stillhard. Sie beklagte sich am Telefon über das Veterinäramt und die VgT-Mitarbeiterin und beteuerte erneut, dem Tierchen würde es alleine gut gehen. Wegen dem Veterinäramt müsse sie nun aber eine Lösung finden. Bei dem Gespräch stellte sich dann heraus, dass das Meerschweinchen nicht kastriert ist. Die Tierschützerin schlug Frau Stillhard vor, das Meerschweinchen bei sich aufzunehmen, es auf Kosten von Frau Stillhard kastrieren zu lassen und es in ihre Gruppe von Meerschweinchen zu integrieren. Frau Stillhard reagierte erst wütend und sagte, sie würde für das Meerschweinchen keinen Rappen bezahlen. Und sowieso bezweifle sie, dass dies für das Meerschweinchen eine gute Lösung sei. Es hätte sich ans alleine sein gewöhnt und es kastrieren zu lassen, fände sie nicht richtig. Wenn es mit den anderen Meerschweinchen dann nicht klappe, müsse man ihr das Tier jedenfalls nicht mehr zurückbringen. Erst als ihr gesagt wurde, dass man ihr mit dieser Einstellung nicht weiterhelfen könne und sie mit dem Veterinäramt eine Lösung finden müsse, sagte sie, man könne das Tier bei ihr abholen und sie würde sich an den Kosten beteiligen, wenn sie dann nichts mehr damit zu tun haben müsse.

Heute morgen holte die Tierschützerin das Meerschweinchen ab. An die 100 Franken Kastrationskosten bezahlte Frau Stillhart schlussendlich 50 Franken. Den Rest steuert die Tierschützerin dem Meerschweinchen zuliebe nun selber bei. An Geld mangeln würde es Frau Stillhard dabei bestimmt nicht, wohnt sie in einem luxuriösen Quartier in Wil/SG. Das ganze Verhalten zeigte, dass sie einfach möglichst günstig und einfach aus der Sache rauskommen wollte. Diese Ignoranz und Herzlosigkeit gegenüber dem Meerschweinchen hat uns sehr betroffen gemacht.

Dass ausgerechnet Frau Stillhard die Mädchen-Jugi-Gruppe (3.-6. Klasse) des Stadtturnvereins Wil leitet, finden wir äusserst bedenklich. Denn nicht nur Eltern, sondern auch Lehr- und Leitpersonen haben einen besonderen Bildungsauftrag gegenüber Kindern und Jugendlichen. Entgegen der Meinung des Turnvereins scheint sich die Leiterin der Mädchen-Jugi-Gruppe, Frau Stillhard ihrer Vorbildfunktion leider nicht bewusst zu sein - zumindest nicht wenn es um das Wohl von Tieren geht!

Doch den kleinen Knopf muss das alles nun nicht mehr interessieren. Er liess sich am neuen Ort sofort eine Gurke schmecken. Er wird noch diese Woche kastriert und darf dann 10 Tage später seine neuen Meerschweinchenfreunde in einem grossen Freilaufgehege kennenlernen. Für ihn beginnt bald ein spannendes Leben, die Zeiten der Einsamkeit und Langeweile werden glücklicherweise bald vergessen sein. Wir bedanken uns beim Veterinäramt St. Gallen für das rasche Handeln im Interesse des Tierchens.


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