21. September 2002
Anaplasmose im Bündnerland: durch Enthornen verstümmelte Kühe betroffen
Es ist vielleicht kein Zufall, dass die 300 von der Anaplasmose befallenen Kühe des Churer Viehhändlers Markus Mehli allesamt enthornt sind. Das Enthornen von Kühen stellt - ganzheitlich betrachtet - eine schwere Verstümmelung dar. Nur Technokrakten, denen das Wesen und die Bedürfnisse der Tiere gleichgültig sind, solange die Milchleistung nicht beeinflusst wird, können auf die Idee kommen, Tiere durch Verstümmelung einem zu engen Stall anzupassen, anstatt den Stall tiergerecht zu bauen. Dass ein solcher Landwirt staatliche Finanzhilfe erhält, finden wir voll daneben.
Der anthroposophisch geführte Ekkarthof im Kanton Thurgau hat einen Laufstall mit behornten Kühen - nicht erstaunlich, denn die Anthroposophen können nicht nur mit dem gesunden Menschenverstand, sondern auch wissenschaftlich nachweisen, dass das Enthornen eine schlechte Sache ist: Mit der anthroposophischen Methode der Kristallisations- und Steigbilder lassen sich Qualitätsunterschiede in der Milch von behornten und enthornten Kühen feststellen. Dies ist beschrieben in der Broschüre "Die Kuh und ihre Hörner" des Arbeitskreises "Hörner tragende Kühe" des Bio-Rings Allgäu (erhältlich bei Alpsichtverlag, Martin Bienereth, Sennerei, CH-7440 Andeer). Aus dieser Broschüre entnehmen wir im weiteren folgendes:
Früher erkannte man in schönen Hörnern ein Zeichen für gute Gesundheit und Leistungsfähigkeit einer Kuh. Deshalb gehörten harmonisch ausgebildete Hörner zum Zuchtziel der Bauern. Eine Kuh mit Hörner passt nicht in den Laufstall; Hörner sind auch gefährlich, also müssen sie weg. Eine einfache Logik. Es muss als wesentlich erkannt werden, dass Kühe Hörner haben und nicht nur Euter. Dass die Kuh als eine Milchmaschine betrachtet wird, ist der Hauptgrund für viele Fehlentwicklungen. Überwiegend wird von tierärztlicher und betriebswirtschaftlicher Seite die Enthornung der Tiere in der Laufstallhaltung empfohlen. Zum einen sind Verletzungen bei enthornten Tieren nicht so gut oder gar nicht erkennbar, was aber nicht heisst, dass es keine gibt. Meist sind unmittelbare Stösse unter enthornten Rindern sogar häufiger und heftiger als unter behornten. Die daraus resultierenden Blutergüsse sind aber, im Gegensatz zu Verletzungen durch ein Horn, innerlich und daher schlecht wahrnehmbar. Zum anderen können enthornte Tiere auf engerem Raum gehalten werden, was die Stallplatzkosten senken kann. Ob man damit den Tieren allerdings einen Gefallen tut, muss ernsthaft in Frage gestellt werden, missachtet man doch ihre artgemässe Individualdistanz. Im Rahmen eines Schweizer Forschungsprojektes haben Waiblinger/Menke/Fölsch eine grosse Anzahl Betriebe in Deutschland und der Schweiz erforscht, wo Kühe mit Hörner in Laufställen gehalten werden. Diese Untersuchungen lassen keinen Zweifel darüber zu, dass das Verhältnis der Menschen zu den Tieren von entscheidender Bedeutung ist. Wenn der Landwirt eine gute Beziehung zu seinen Tieren pflegt und die Anforderungen an einen tiergerechten Stallbau einhält, können Kühe auch mit Hörnern nahezu problemlos in Laufställen gehalten werden. Gemäss der erwähnten Studie wird ruhiges oder aggressives Verhalten von Kühen in einer Herde von andern Faktoren, wie beispielsweise Behandlung durch den Tierhalter, weit mehr beeinflusst.
Leider ist das Enthornen der Kühe sogar auf Bio-Betrieben erlaubt. Die dahinter stehende tierverachtende Einstellung zeigte sich deutlich, als sich die Bio-Suisse-Geschäftsleitung kürzlich zugunsten der Abschaffung des Verbotes des grausamen Schächtens (Schlachten ohne Betäubung) aussprach. Wer einer derartigen Grausamkeit an Tieren zustimmen kann, für den ist eine Tierverstümmelung durch Enthornen natürlich erst recht kein Anlass für tierschützerische Gedanken.
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Schweiz
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http://www.vgt.ch/news2002/020921.htm