2. März 2003
Streng vegetarische Menüs in
Migros-Restaurants
(aus der Sonntags-Zeitung vom 2.3.03)
Der überzeugte Vegetarier isst keine Kapern, weil die
Flüssigkeit, in der die Beeren eingelegt sind, Gelatine enthält; und er isst
keinen Käse, weil dieser mit Lab aus dem Kälbermagen hergestellt ist. Wegen
solcher versteckter tierischer Zutaten ist das vegetarische Angebot in
herkömmlichen Restaurants häufig halbherzig. Ab morgen Montag räumt die Migros
in einem Teil ihrer Restaurants damit auf. In sechs Gaststätten (zwei in Basel,
eine in Bern, Luzern, Genf und Martigny) beginnt eine Pilotphase, innerhalb
derer ein echtes vegetarisches Angebot getestet wird. «Echt» deshalb, weil die
Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (SVV) das Angebot mit ihrem Label
versehen hat. Damit garantiert die SVV, dass sie künftig alle Zutaten auf
tierische Komponenten kontrolliert. Von der Migros verlangt die SVV, mindestens
drei Menüs im Angebot zu haben und eines jeden Tag zu wechseln. Ab 6. Mai will
die Migros in weiteren 42 ihrer insgesamt 217 Restaurants das Vegi-Angebot
einführen.
Restaurant-Chef Alwin Hollenstein hat mit seiner vegetarischen Küche junge Gäste
im Visier, die aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichten, ältere Menschen,
die aus gesundheitlichen Gründen Grünzeug essen oder den mittelalten
Berufstätigen, der einfach mal einen fleischlosen Tag einlegt. Insgesamt drei
bis fünf Millionen Franken Mehrumsatz in den fest gelegten Betrieben will
Hollenstein mit dem Vegi-Angebot erwirtschaften. Bedeckt hält er sich zur
Investition in das zusätzliche Angebot: «Noch nie haben wir so viel in eine
Entwicklung investiert.»
Ein Blick in die Zahlen lässt darauf schliessen, dass sich die Migros diese
Investition leisten konnte. 748 Millionen Franken erwirtschaftete die Migros
mit ihrer Gastronomie inklusive Gourmessa im vergangenen Jahr, an der Expo kamen
weitere 20 Millionen hinzu. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von
4 Prozent. Der Detailhändler Migros ist der grösste Gastronom in der Schweiz.
Konkurrent Coop verliert trotz Expo-Engagement Marktanteile
Zweitgrösster Detailhändler mit Gastronomie ist Coop mit rund 130 Restaurants.
Auf der Liste der grössten Schweizer Gastronomen belegt Coop Platz sieben. Trotz
Expo-Engagement blieb der Gastro-Umsatz 2 Prozent unter dem Vorjahr. Coop hat
also Marktanteile verloren. Auf Platz drei der Detailhändler mit Gastronomie und
auf Rang 12 aller Schweizer Gastronomen steht Manor mit gut 30 Restaurants, mit
einem Umsatz-Zuwachs von 3 Prozent. Insgesamt rund 30 Prozent des Schweizer
Gastronomie-Umsatzes wird von Detailhändlern erwirtschaftet.
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