26. September / 16. Oktober / 25. Oktober 2003
An alle, die Schaffleisch essen und Naturwolle-Produkte konsumieren:
50 000 Schafe aus Australien verrecken langsam auf hoher See
(SU) Am 6. August ist der Frachter "Cormo Express" mit 57'000
Schafen an Bord von Freemantle, Australien, nach Jeddah, Saudi Arabien,
gestartet. Das Frachtschiff erreichte Jeddah am 22. August, wo die
saudi-arabischen Veterinairbehörde die Annahme der Tiere verweigerte da
angeblich 6% der Schafe erkrankt seien, 1% mehr als toleriert, was bedeutet,
dass die Annahme der betroffenen Tiere auch von den andern, in einem
diesbezüglichen Abkommen zusammengeschlossenen Golfstaaten verweigert wird. Was
das für die Tiere bedeutet, ist an der grossen Anzahl der elendiglich
Verendeten ersichtlich. Die Tierschutz Organisation "Animals Australia" verlangt
die schnellst und bestmöglichste Tötung der Tiere, was natürlich die
Fleischindustrie ablehnt und nach weiteren eventuellen Abnehmern sucht. Im
Gespräch sind Pakistan und Irak... und die Tiere sind nun schon monatelang auf
See. Katastrophen diese Ausmasses sind nicht selten. Letztes Jahr starben auf
einem Transporter 900 Rinder und etliche Tausend Schafe - sie kamen aus dem
australischen Winter in die arabischen Gewässer mit Temperaturen um die 40 Grad.
Auf einem andern Schiff kamen zehntausende von Schafen bei einem Brand ums
Leben. Nur wenn die Todesrate eine festgelegte Prozentzahl übersteigt, wird der
Ursache nachgegangen, ansonsten laufen die toten Tiere unter "kalkulierte
Spesen". Australien exportiert zur Zeit 5.5 Millionen Schafe in den Mittleren
Osten
wovon Saudi Arabien der grösste - und einflussreichste - Abnehmer ist. Die
Hälfte der Tiere wird für die religiösen Feste rituell umgebracht, d.h. es wird
ihnen bei vollem Bewusstsein die Kehle durchschnitten. Die Beteiligten an diesem
lukrativen Geschäft kümmern sich natürlich nicht darum, wie sich ein Tier auf
seiner Reise in den Tod fühlt; Hauptsache es kommt noch knapp lebend an,
überlebt im verdreckten Bauch der gigantischen Schiffe, mit wenig Futter, mit
wenig, dreckigem Wassen, mit
Luft kaum zum Atmen. Jahr für Jahr überqueren Millionen zum Tod verurteilte
Tiere Kontinente und Weltmeere. Wenigstens eine Schweigeminute zum Gedenken an
diese unschuldigen Opfer unseres grausamen Irrsinns wäre angebracht, nur
wenigstens eine.
(EK) Bundesrätin Michline Calmy-Rey, zuständig für die Aussenpolitik und die UNO, hat auf folgenden dringlichen Fax vom 26. September nicht geantwortet:
Sehr geehrte Frau Bundesrätin Calmy-Rey,
wir bitten Sie, unverzüglich bei der UNO Sofortmassnahmen gegen folgenden Massenmord zu beantragen:
seit dem 6. August befinden sich 56 000 Schafe aus Australien auf einer Irrfahrt im Persischen Golf. Die Tiere befinden sich an Bord der «Cormo Express», von der Presse inzwischen «Schiff des Todes» getauft. Am 6. August verliessen sie Australien und sollten nach Saudi-Arabien gebracht werden. Die dortigen Behörden verweigerten die Annahme der Tiere aber, weil zu viele Tiere die Krätze hatten.
Die Regierung in Canberra habe nun ein Abkommen mit Irak geschlossen, berichtete die australische Zeitung «Age» am Freitag. Die Tiere sollen demnach für das Fest zum Abschluss des Ramadan geschächtet (ohne Betäubung geschlachtet) werden. Der moslemische Fastenmonat Ramadan endet in diesem Jahr am 24. November. Er wird traditionell mit einem grossen Fest beendet, für das auch Schafe geschächtet werden.
Zur Zeit sind bereits über 6000 Schafe verendet. Ein Schiff vollgestopft mit 56 000 toten, halbtoten und sterbenden Schafen.... Und die Welt schaut zu.
Mit freundlichen Grüssen
Erwin Kessler, Präsident Verein gegen Tierfabriken Schweiz VgT
Bundesrätin Calmy-Rey
Am 16. Oktober hat der VgT erneut an Bundesrätin Calmy-Rey appelliert, mit einem Mail an ihr Generalsekretariat (generalsekretaer@eda.admin.ch):
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,
wir haben keine Antwort auf unseren dringlichen Fax an Sie vom 26. September erhalten und schliessen daraus, dass Sie die Tragödie dieser 56 000 Schafe kalt lässt. Es sind ja nur Tiere, nicht wahr? 56 000 Schafe oder 6 Menschen können natürlich nicht verglichen werden; für letztere reisen Sie sofort in der ganzen Welt herum, wenn Not am Mann ist. Bei der Krone der Schöpfung zählt jedes einzelne Individuum ungeheuer viel. 56 000 klopfende Herzen zählen dagegen nichts, wenn sie Vierbeinern gehört. Dies ist eine besondere Art von schlimmem Rassismus, aber völlig legal. Mit Gefängnis bestraft wegen angeblichem Rassismus wird dagegen ein Tierschützer, der barbarischen Umgang mit leidenden Mitgeschöpfen mit den nötigen scharfen Worten kritisiert.
Wir hätten eigentlich von Ihnen mehr erwartet. Schade. Aber bis man/frau in der Politik oben an der Leiter ankommt, muss man wohl ziemlich viel ethische Werte über Bord werfen, so wie jetzt grad Unmenschen auf hoher See daran sind, 56 000 tote und halbtote Schafe nach und nach über Bord zu werfen.
Mit grossem Bedauern für die 56 000 Schafe und auch für Sie, Frau Bundesrätin.
Erwin Kessler, Präsident Verein gegen Tierfabriken Schweiz
In einem Antwortschreiben vom 20. Oktober teilte Bundesrätin Calmy-Rey mit, die UNO könne leider in diesem Zusammenhang nichts unternehmen, da sie über keine Instrumente zum Schutz der Tiere verfüge. Und: "Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass das Schweizer Tierschutzgesetz im internationionalen Vergleich als sehrt streng gilt..."
Kommentar: Wenn Frau Calmy-Rey einen solchen Schmarren über das Schweizer Tierschutzgesetz schreibt, glauben wir ihr auch nicht die behauptete Unmöglichkeit, die UNO gegen dieses internationale Drama einzuschalten.
*
Anfangs Oktober veröffentlichte der Tages-Anzeiger ein Bild von schönen, sauberen Schafen, die auf einer Rampe ein Schiff verlassen - angeblich das Ende dieser Tragödie. ACUSA musste die Tages-Anzeiger-Redaktion darauf aufmerksam machen, dass es sich bei diesen schönen, sauberen Schafen unmöglich um diese 56 000 handeln könne, die seit dem 6. August (!) auf dem Schiff waren. ACUSA schrieb der Redaktion:
Warum wollen Sie uns glauben machen dass Schafe so aussehen, nachdem sie zwei Monate eingepfercht auf dem selben Platz im Schiffbauch gelebt, besser überlebt haben? Wurden die "Viecher" - warum gebrauchen Sie dieses abschätzige Wort? - vor ihrem Fototermin gründlichstens gewaschen und gekämmt? Diese Foto ist sicher eine Montage; bei genauer Betrachtung scheint die Rampe an den Rumpf des Schiffes geklebt und diese Plüsch-Tiere sind bestimmt nicht die armen, herumgeschobenen Schafe von der "Cormo-Express". Und was den Text betrifft: die Schafe sind nicht wie Sie schreiben, an
Krätze sondern an Ectyma contactiosa erkrankt. Und warum schreiben Sie "geschlachtet" und nicht geschächtet? Wäre das nicht politicaly correct? Es ist schon sehr ärgerlich, wie ganz allgemein über diese triste Schaf-Story berichtet wurde; mehr Mitleid mit diesen Tieren wäre angebracht gewesen und es hätte sich eine Gelegenheit geboten, am Beispiel dieses Dramas das Problem des internationalen Lebendtier-Transportes zu thematisieren. Als jahrelange Leserin Ihrer Zeitung würde mich Ihre Antwort sehr interessieren.
Mit freundlichen Grüssen Susanne Wachtl, ACUSA
ACUSA erhielt keine Antwort. Stattdessen brachte der Tages-Anzeiger dann am 16. Oktober eine Richtigstellung, das seien nicht die Schafe der "Cormo-Express" gewesen, diese seien tatsächlich immer noch auf dem Meer.
Fazit: Verzichten Sie auf Schaffleisch und Wolle - wird überwiegend aus Australien und Neuseeland importiert. Vegan zu leben wird immer dringlicher zum Gebot für jeden verantwortungsbewussten Menschen.
*
Nach fast drei Monaten auf See sind die überlebenden Tiere
im afrikanischen Staat Eritrea ausgeladen und geschlachtet worden. Zuvor
hatten 25 Länder die Annahme der Schafe verweigert. Das Ausladen der Schafe im
Hafen von Massara war für jegliche Presse
unzugänglich. Die Weltöffentlichkeit, die sich für das Schicksal der Tiere
interessierte, wurde verarscht, die Australier wussten schon, dass die Tiere
nach Eritrea gingen, als der Agrarminister noch erklärte, sie seien auf dem
Weg zu den Coco-Inseln. So konnten sie die Tiere ausladen, ohne dass Bilder
der Schafe gemachte werden konnten. Es heisst, es soll grässlich gestunken
haben auf dem Schiff. Die
Tiere waren bei tropischer Hitze 11 Wochen im Bauch eines Autotransporters.
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