14. Dezember 2003
Blocher will Tierschutz in der Landwirtschaft abschaffen
Der neue SVP-Bundesrat Christoph Blocher will gemäss einem Interview in der Weltwoche vom 12. Dezember 2003 die Landwirtschaft durch Abschaffung der Tierschutzvorschriften fördern. Blocher äusserte sich abschätzig und tierverachtend über die bestehenden Tierschutzvorschriften. Diese seien "unnötig".
Die SVP fordert schon lange eine "Abschwächung" der Tierschutzvorschriften. Unklar war bisher, ob auch Blocher hinter dieser Forderung steht. Wenige Tage nach seiner Wahl in den Bundesrat hat sich Blocher nun hinter diese Forderung gestellt. "Es ist nicht nötig, jedem Bauern genau anzugeben, wie seine Kuh im Stall liegen muss.", meinte Blocher - angesichts der Tatsache, dass die bestehenden Vorschriften ohnehin schon fast alle in der Landwirtschaft üblichen Tierquälerei erlauben, eine zynische, absolut unsachliche und tierverachtende Äusserung, denn es gibt selbstverständlich überhaupt keine Vorschrift, wie eine Kuh zu liegen hat. Um die Unmenschlichkeit seiner Forderung zu verharmlosen, versuchte Blocher mit dieser Äusserung den Tierschutz als lächerlichen Unfug hinzustellen. In Tat und Wahrheit gehen die Anstrengungen der Tierschutzorganisationen dahin, immer noch erlaubte Grausamkeiten wie das Kastrieren ohne Betäubung, die Kastenstandhaltung von Mutterschweinen, die elektrischen Kuhtrainer und die Qualzucht von Hühner und Truten endlich zu verbieten.
Wer darauf gehofft hat, Blocher würde mit Regierungsverantwortung sachlicher werden, sieht sich schon zwei Tage nach seiner Wahl in den Bundesrat enttäuscht. Während Blochers Übetreibungen und das Lächerlichmachen ernsthafter in seiner Oppositions-Rolle oft erfrischend wirkten und verknöcherte Strukturen und Meinungen bewegen konnten, ist dieser Stil eines Bundesrates geradezu tragisch.
In Sachen Tierverachtung waren die bisherigen Bundesräte aller Schattierungen allerdings auch nicht besser. Beim Versuch des Bundesrates, das Schächtverbot aufzuheben, waren sogar die Grünen dafür.
Erwin Kessler, Präsident VgT