13. Juni 2004
Ungleiches Recht für Tiere in den Kantonen
Laut einem Bericht in der Sonntags-Zeitung vom
13.6.04 werden Tierschutzvorschriften in ländlichen Kantonen oft zu
lasch umgesetzt. Grosse Unterschiede bestehen in den verschiedenen
Kantonen bezüglich der Anzahl strafrechtlicher Tierschutzfälle (bezogen
auf 10 000 Einwohner), wie die Sonntags-Zeitung, gestützt auf eine
Vergleichsstudie der Stiftung das Tier im Recht (www.tierimrecht.org),
berichtet. Demnach besteht auch ein grosser Unterschied zwischen der
französischen und der deutschen Schweiz.
Dieser nur an Strafrechtsfällen orientierte
Vergleich vermittelt allerdings ein einseitiges Bild. So betragen die
Bussen im Kanton Zürich in vergleichbaren Fällen zwar ein Mehrfaches
derjenigen im Kanton Schaffhausen, was aber nicht heisst, dass es den
Tieren im Kanton Zürich besser geht als im Kanton Schaffhausen. In
beiden Kantonen bestehen die gleichen katastrophalen Zustände in der
landwirtschaftlichen Tierhaltung. Das kommt daher, dass eine typische
Busse von 500 Franken im Kanton Zürich offensichtlich genau so wenig
bewirkt wie eine analoge Busse von 100 Franken im Kanton SH. Nach
Erfahrung des VgT ziehen es die meisten gebüssten Tierhalter vor, eine
zweite Busse zu riskieren, als Mehrarbeit oder Mehrkosten in Kauf zu
nehmen. Die zuständigen Veterinär- und Landwirtschaftsämter hätten zwar
die Möglichkeit, mit verwaltungsrechtlichen Massnahmen Verbesserungen in
den angezeigten Betrieben durchzusetzen. Doch davon wird im Kanton ZH
genauso selten Gebrauch gemacht wie im Kanton SH. Im Kanton Zürich
herrschen unter der Verantwortung der grünen Regierungsrätin Verena
Diener in den Hühner- und Schweinefabriken die gleichen katastrophalen
Zustände wie im Kanton Schaffhausen unter dem SVP-Regierungsrat Erhard
Meister. Der Kanton Zürich war - neben Baselstadt - der einzige Kanton,
der (unter Federführung von Diener) das grausame betäubungslose
Schächten befürwortet hat. Bei einer tierverachtenden Einstellung der
Machthabenden werden die Unterschiede zwischen städtisch und ländlich,
deutsch und welsch, links und rechts verwischt, so dass die Tiere kaum
mehr Unterschiede merken, und es ihnen - zumindest den Schweinen und
Hühnern - überall ziemlich gleich dreckig geht (siehe
www.vgt.ch/vn/0401/ZH.htm
und
www.vgt.ch/vn/0302/schaffhausen.htm ).
Ein erfahrener Rechtsanwalt hat diese Erscheinung
einmal so kommentiert: "Macht macht korrupt." Tatsächlich ist von den
jeweils vor den Wahlen verkündeten Bekenntnissen der Parteien kaum mehr
etwas zu spüren, wenn es deren Vertreter geschafft haben, an die Macht
zu kommen. Der Tierschutz hat bei allen Parteien einen so geringen
Stellenwert, dass das vom Volk vor 25 Jahren gutgeheissene
Tierschutzgesetz bis heute in weiten Bereichen toter Buchstabe
geblieben. Die einzige wirkliche Chance für die landwirtschaftlichen
Nutztiere ist die Zunahme der vegetarischen Ernährungsweise, vor allem
bei der jüngeren, gebildeten und gesundheitsbewussten Bevölkerung.
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