28. September 2005

Tierschänder nur ein Phantom?

Nachdem ein unbekannter perverser Tierschänder die Nation ein halbes Jahr lang in Atem gehalten hat, hat sich die Polizei nun endlich dazu bequemt, einige seiner Opfer veterinär-pathologisch untersuchen zu lassen. Das Tierspital Zürich hat 13 Kadaver untersucht und ist zum Ergebnis gekommen, dass kein einziges der Tiere Opfer eines Tierquälers geworden ist und die Verletzungen vielmehr erst nach dem Tod durch Tierfrass entstanden sind. Wegen der Nachlässigkeit der Polizei - "es geht ja nur um Tiere" - lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob dies auch bei den rund 50 früheren Opfern so war und demzufolge gar kein Tierschänder am Werk ist. Das wäre einerseits beruhigend, andernseits aber auch nicht, denn damit ist nun die schreckliche Tatsache ans Licht gekommen, dass in der Schweiz dauernd Kühe und Schafe qualvoll verenden, ohne Aufsicht und Betreuung durch die Tierhalter. Tiere sterben in der Regel nicht von einem Tag auf den anderen, ohne vorher krank oder trächtig gewesen zu sein. Die Kadaver der vernachlässigten, einsam verendeten Tiere sind in den vergangenen Monaten oft erst nach Tagen entdeckt worden und waren bereits von Wildtieren angefressen. Solche skandalösen Ereignisse wurden bisher geheimgehalten. Erst seit die Tierhalter glauben, nach aussen hin einen Tierschänder verantwortlich machen zu können, sind diese Fälle öffentlich geworden. Das Resultat der monatelangen Fahndung nach einem Tierschänder hat nun bewusst gemacht, dass zu mindest teilweise die Tierhalter selber die Tierquäler sind.

Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken VgT


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