17. März 2006

Menschenversuche - Tierversuche
Zur Panne bei klinischen Versuchen in London

Im Londoner Northwick Hospital hat ein neues Medikament, das sich in Tierversuchen bestens bewährt hat, bei der klinischen Erprobung an Menschen verheerende Folgen gezeigt. Mehrere Menschen mussten mit unerträglichen Schmerzen und Versagen der inneren Organe in die Intensivstation verlegt werden und schweben zur Zeit in Lebensgefahr. Die Freundin eines Patienten berichtete, der 28-Jährige sei völlig aufgedunsen und sehe aus "wie der Elefantenmensch". "Er ist völlig leblos. Er kann nicht einmal die Augenlider bewegen", sagte eine BBC-Angestellte. Andere Angehörige schilderten, die Köpfe und die Nacken der Versuchsopfer seien bis auf das Dreifache des normalen Umfangs angeschwollen. Anfangs hätten sie die Patienten gar nicht mehr wiedererkannt.

Solche Pannen können nicht überraschen, denn die Übertragung von Tierversuchen auf Menschen ist eine unwissenschaftliche Spekulation, eine blosse Hoffnung, Medikamente könnten bei Menschen ähnlich wirken wie bei Mäusen und Kaninchen. Solche Tierversuche dienen denn auch weniger wissenschaftlichen als vielmehr versicherungstechnischen Zwecken: Wenn solche Pannen passieren, dann wäscht die Pharma-Industrie ihre Hände in Unschuld, man habe alle vorgeschriebenen Tierversuche durchgeführt und sei sich keiner Schuld bewusst. So argumentierte in der Tagesschau vom 16.3.06  auch der Sprecher der Pharma-Firma TeGenero, welche dieses neue Medikament mit verheerenden Folgen an Menschen ausprobiert hat.

Klar müssen neue Medikamente erprobt werden und ohne Versuche am Menschen geht es nicht. Nur müssten Versuche an Menschen vorsichtiger angegangen werden, zuerst mit kleinen Dosierungen. Aber hiefür nimmt sich die Pharma-Industrie nicht die Zeit. Neue Medikamente werden möglichst rasch auf den Markt geworfen, im Interesse des Börsenkurses. Wenn etwas passiert, ist dann niemand schuld, weil die vorgeschriebenen Tierversuche durchgeführt wurden; die Versicherungen müssen deshalb den Schaden zahlen.

Die Pharmafirma Roche macht zur Zeit Milliardengewinne mit dem Medikament Tamiflu, das gegen die Vogelgrippe schützen soll. Regierungen legen Riesenvorräte davon an, doch britische Forscher zweifeln an der Wirksamkeit von Tamiflu und warnen vor fatalen Risiken. Zwar könne Tamiflu die Symptome lindern, doch dies könne sich im Fall einer Pandemie verheerend auswirken: Wenn die Beschwerden nachlassen gehen die Patienten zu schnell wieder unter die Menschen und beschleunigen damit die Verbreitung des Virus. Eine Roche-Sprecherin zu diesen Bedenken: Tierversuche mit Frettchen hätten bewiesen, dass Tamiflu gegen die Vogelgrippe wirke. Bewiesen? Ist Tamiflu ein veterinärmedizinisches Medikament für Frettchen!

Erwin Kessler, VgT


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