30. April  2006

Verleihung des Karl-Adolf-Laubscher Preises an Tierschützer Erwin Kessler

Am Sonntag, den 30. April 2006, wurde im Hotel Drachenburg in Gottlieben VgT-Präsident Erwin Kessler der Karl-Adolf-Laubscher-Tier- und Umweltschutzpreis verliehen, benannt nach dem Berner Lyriker, Maler, Vegetarier, Tier- und Umweltschützer (1888-1974).  Die Preisverleihung wurde von einem Benefizkonzert umrahmt. Der Publikumsaufmarsch übertraf alle Erwartung. Die Warteschlange an der Kasse führte zu einem verspäteten Beginn. Schliesslich fanden aber doch noch alle - gegen 200 - der zum Teil weithergereisten Besucher Platz.

Khrystina Daletska, Sopran, Walter Prossnitz, Klavier, und Till Schneider, Fagott, spielten Werke von Hummel, Prossnitz, Verdi, Saint-Saens, Tschaikowsky, Rachmaninov.

Bei der Preisübergabe kam es spontan zu einem standig ovation mit langanhaltendem Applaus, worauf sich Erwin Kessler gerührt bedankte mit der Bemerkung, sowas sei er sich nicht gewohnt. Er bedankte sich für den Preis mit einer kurzen Ansprache, worin er die bisherigen Auszeichnungen für seine Tierschutzarbeit aufzählte: "Erlenmeyer-Preis, Calida-Preis, Elisabeth-Renschler-Preis.

Laudatio von J. Fischlin, Präsident Karl Adolf Laubscher Stiftung

Nachdern wir den Tier- und Umweltschutz-Preis Karl Adolf Laubscher Hans Ruesch, dem mit 93 Jahren noch immer gegen den pseudowissenschaftlichen Betrug der Tierversuche kämpfenden Grand Old Man der Antivivisektion und an den eminenten Tier und umweitschützer Franz Weber verleihen durften, sodann an die Bewunderungswürdige Christa Blanke und ihre Animals' Angels in Freiburg i.B., welche die furchtbaren, von der korrupten EU subventionierten Schlachttier-Transporte durch ganz Europa begleiten, um den schlimmsten Missbräuchen Einhalt zu gebieten, hat die Stiftung die Ehre, Ihnen als unbeugsamem und selbstlosem Verfechter der weitgehend nur auf dem Papier existierenden Tierrechte diesen Preis zuzuerkennen.

Man hat Sie zum enfant terrible gestempelt, um Ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber Sie sagen mit Recht, dass die Zustände extrem sind, nicht Sie. Die Bilder in den regelmässig erscheinenden VgT-Nachrichten reden eine deutliche Sprache.

Sie werden nicht nur verbal angegriffen, wie etwa vom Zürcher Bauernsekretär, der vom "Tierschutz-Psycho", "Tierschutz-Amokläufer" und "unter Tierschutz-Drogen stehenden Süchtling" Erwin Kessler schrieb, für den sich ein vorsorglicher Freiheitsentzug bald einmal aufdränge.

Sie sind wiederholt physisch attackiert worden, und selbst Helferinnen von Ihnen wurden zusammengeschlagen - und das in meinem Heimatkanton Schwyz! Einmal wurden Sie von einem Bauern mit dem Traktor verfolgt, ein anderer griff Sie mit der Pferdepeitsche an, ein Pferdehändler schlug auf Sie ein und schrie, ich breche dir das Genick, und forderte die Umstehenden auf, Sie ins Güllenloch zu werfen. Vor nicht langer Zeit, als Sie eine Tierfabrik photographierten, entkamen Sie mit knapper Not in einer abenteuerlichen Auto-Verfolgungsjagd, die von der zuständigen Strafbehörde verharmlost wurde: Sie hätten eben nicht photographieren sollen.

Dabei streben Sie nur das an, was Karl Adolf Laubscher am Welttierschutztag in Bern 1948 so formulierte: "Wenn wir unser Problem kurz und genau bezeichnen, dann geht alles, überhaupt alles, um das Eine: Rücksichtnehmen auf alle und alles. Also um das Anständigsein allein und allem gegenüber."

Aber es hat sich alles gegen Sie verschworen. 1973 sagte das Schweizervolk mit 84% der Stimmen ja zu einem umfassenden Tierschutz. Mit Verwässerungen in Ausführungsvorschriften durch den Bundesrat, klar dem Gesetz widersprechenden Richtlinien des Bundesamtes für Veterinärwesen, gezieltem Nichtvollzug durch Behörden auf allen Stufen, weitgehenden Ausnahmebewilligungen und gerichtlichen Willkürentscheiden wird die herrschende, skandalöse Tierhaltung zementiert. wo der Druck Ihrer Publizität nicht schliesslich zu einer Verbesserung führt.

Als Beispiel für die Geisteshaltung der Verantwortlichen sei an geführt, dass Wachteln, die nicht als Haus- sondern als Wildtiere klassiert werden, gemäss Bundesamt für Veterinärwesen in 18 cm hohen Batteriekäfigen, mit einer Mindestfläche von 0.25 m2 gehalten werden dürfen und sogar sollen, "damit die Tiere nicht auffliegen und sich die Köpfe einschlagen können".

Der Kantonstierarzt von Freiburg erklärte sogar in verblüffender Offenheit, dass er nicht daran denke, die eidgenössischen Tierschutzvorschriften durchzusetzen.

Beispiele von ungetreuer Amtsführung und Amtsmissbrauch findet man in den VgT-Nachrichten immer wieder, ohne dass sie geahndet würden. Fast alle Medien schweigen - oder lügen.

Anzeigen von Tierschützern, denen das Gesetz dank der Agro- und Tierversuchs-Mafia gezielt das Verbandsbeschwerderecht verweigert, werden mit erdrückender Häufigkeit von den zuständigen Behörden und Gerichten abgeschmettert oder ignoriert, wogegen Tierschützer, die in einen miesen Stall schauen und photographieren sofort wegen Hausfriedensbruchs verklagt werden.

Von sich aus sieht kaum ein Veterinäramt zum Rechten. übelste Tierhaltung wird im Gegenteil, bis hinauf zu Regierungsräten, als vorbildlich bezeichnet. Die Kontrollen finden normalerweise nur auf Voranmeldung statt, selbst bei Anzeigen. Der Bauernverband sieht tatenlos zu; und in Sachen Tierschutz, soweit man davon reden kann, finden sich alle Parteien von rot über grün und sogenannt christlich bis rechts in voller Eintracht.

Bei der Beratung des Gesetzes über landwirtschaftliche Subventionskredite forderte Ständerat Onken den Einsatz von Beiträgen so, dass die naturnahe Landwtrtschaft gezielt gefördert werde. Es gab vehementen Widerstand der Agrar-Lobby, und von der Einhaltung dieses Gesetzes ist nicht viel zu sehen.

Bei all dem ist man an eine Aussage von Heinrich Pestalozzi gemahnt: "In den Abgründen des Unrechts findest du immer die grösste Sorgfalt für den Schein des Rechts."

Tier-KZ gibt es nicht nur auf Bauernhöfen, sondern in zahlreichen öffentlichen Gutsbetrieben, Landwirtschaftsschulen, psychiatrischen Anstalten, wo man wahrhaft von psychischem Leiden eine Ahnung haben müsste, Klöstern und evangelischen Institutionen. Letztere nennen Sie treffenderweise christliche Tier-KZ. Karl Adolf Laubscher hat das Elend in einem Gedicht so beschrieben:

Hier in diesen feuchten, kalten
Finstern, engen Kerkerställen
Müssen wir uns stillehalten,
Unser Leben so verbringen;
Jahr um Jahr, bis uns das Messer
Endlich unsern Hals durchschneidet,
Uns von diesen Teufeln scheidet.
Vielleicht ist es nachher besser.
Was nützt unser stummes Klagen -
Ach, wir müssen es ertragen,
Müssen hilflos es erdulden.
Wie, ihr Menschen wollt ihr sühnen
Dieses grässliche Verschulden!

Es besteht auch eine unheilige Allianz zwischen der Agrar- und Pharmalobby einerseits und dem sogenannten "gemässigten" Tierschutz, der auffällig wenig gegen die Missstände unternimmt, andererseits. Der Schweizer Tierschutz, der 1986 die Initiative Franz Webers zur Abschaffung der Tierversuche in vorderster Front torpedieren half, geht, wie Sie in ihrem sehr lesenswerten Buch "Tierfabriken in der Schweiz", geschrieben haben, gegen Sie "schärfer und hemmungsloser vor als gegen die Tier-KZ".

Sie haben gesagt: "Wir leben buchstäblich in einem erlaubten Massenverbrechen an wehrlosen Lebewesen". Das entspricht Leonardo da Vinci's Feststellung: "Wir sind wandelnde Grabstätten."

Nebst dem pseudowissenschaftlichen Betrug der Tierversuche und dem lebendigen Häuten von Hunden in asiatischen Ländern, weil das scheints den Geschmack des Fleisches verbessere, ist das muslimische und jüdische Schächten das sicher schlimmste Verbrechen an Tieren, wie Dr. Werner Hartinger, der leider verstorbene Erste Vorsitzende der Deutschen Aerztegesellschaft gegen Tierversuche, wissenschaftlich nachwies. Es ist von diesen Religionen nicht einmal vorgeschrieben, hat aber Tradition, wie etwa di grausigen Stierkämpfe in Spanien, welche der in verschiedener Hinsicht zweifelhafte Laden in Brüssel gar noch subventioniert. Dessen ungeachtet wurden Sie in einem skandalösen Urteil wegen "Rassismus" zu 45 Tagen Gefängnis verurteilt, nur weil Sie gegen diese Scheusslichkeiten Stellung bezogen haben.

Aber was kann man schon erwarten, wenn selbst der Bundesrat und die Landeskirchen die Aufhebung des Schächtverbotes forderten, die katholische Bischofskonferenz, ungeachtet der Welle der Empörung, sogar wiederholt.

Franz Weber, der von der Waadtländer Polizei widerrechtlich aus dem Haus gezerrt wurde und bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen musste, um Recht zu bekommen, hat gesagt: "Seit 1980 habe ich die Gericht unserer Gesellschaft und ihre Interpretation des Rechts gründlich kennengelernt. Seither verstehe ich, dass es allzu oft für die Richter, vom Untersuchungsrichter bis zu den Mitgliedern des Bundesgerichtes, nicht darum geht, die Unschuld zu verteidigen oder die Wahrheit zu finden, sondern die Interessen von Parteien oder irgendeiner Macht zu schützen.

Hans Ruesch wurde vom Bundesgericht wegen eines Satzes verurteilt, den er nachweislich nie geschrieben und nie gesagt hat. Der Fall liegt ebenfalls vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Wie mir Hans Ruesch sagte, wird er sich angesichts seines Alters und üblichen Fristen für die Beklagte, das heisst die Schweiz, auf sehr zufriedenstellende Weise von selbst erledigen.

Sie sehen also, Sie stehen nicht allein, wenn das ein Trost ist. Als Co-Präsident der Stiftung Archicultura kann ich Sie auch versichern, dass es im Kampf um harmonische Ortsbilder und lebensgerechte Architektur in Sachen Obstruktion von behördlicher Seite, Gesetzesbeugung und Willkür kaum besser aussieht.

Manchmal erleben Sie Lichtblicke, wenn auf Druck des VgT da und dort unhaltbare Zustände saniert werden, aber auch wieder herbe Enttäuschungen, etwa beim Nichtzustandekommen Ihrer Verfassungsinitiative für das Verbot des Imports von Schächtfleisch, infolge der unglaublichen Gleichgültigkeit selbst seitens von Leuten, die Sie unterstützen.

Sie waren nahe der Verzweiflulng, und Ihre Freunde mussten Sie ermuntern, Ihr humanitäres Werk weiterzuführen. Als selbständiger Bauingenieur könnten Sie ja ein wesentlich angenehmeres und einträglicheres Leben haben.

Ihr Wirken möchten wir mit einem Gazellengedicht von Karl Adolf Laubscher illustrieren, ist doch die Gazelle ein uraltes Friedenssymbol und stand dem Lyriker und Maler daher besonders nahe:

Durch Hagenbuchenhag und Dorn
Durch wild Gestrüpp mit starkem Horn
Bahn ich mir einen Weg hindurch,
Mir nach zieh ich durch's Laub die Furch
Darin du kommen kannst wohin
Ich und die Sehnsucht weiterziehn...

J. Fischlin, B.A.

 

Der sorgfältig ausgestatte, auch zum Schenken geeignete kleine Band "Naturgedichte, Bilder Zeichnungen" von Adolf Laubscher, ist für Fr 24.80 (zu Gunsten des VgT) beim VgT erhältlich.


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