27. Juni 2006

VgT testete Thurgauer Erdbeeren:
Schön sind sie alle - auch die ungeniessbaren

   

  

  

Süss oder sauer, aromatisch oder fade, kann den heutigen Erdbeersorten nicht angesehen werden. Alle sehen schön aus - darauf sind die neuen Sorten gezüchtet. Nur der Geschmackstest zeigt, ob sie auch geniessbar sind.

Was die Grossverteiler anbieten ist - so das Ergebnis eines vom VgT duchgeführten Geschmacks-Tests - geschmacklos bis ungeniessbar. Auch die Bio-Naturaplan-Erdbeeren von Coop.

Besser abgeschnitten haben die im "Biomarkt Rägeboge" in Winterthur und bei "Terra Viva" in Wil SG eingekauften Bio-Erdbeeren. Sie waren mittelmässig bis gut und damit deutlich besser, als was Coop und Migros anbietet als "Thurgauer Erdbeeren" und "Schweizer Erdbeeren" "aus der Region" und "Suisse Garantie". Von dieser Garantie hat der Konsument nichts, wenn die Produkte ungeniessbar sind.

Auch auf einer grossen Thurgauer Erdbeer-Plantage, auf dem Hof Schaub in Mettendorf, wurde eingekauft, durch "selber pflücken", wobei die reifsten Früchte ausgesucht wurden, sie hatten wenig Aroma, geniessbar aber nicht wirklich gut - eine vom Handel vorgeschriebene und für den Handel (Region Zürich) bestimmte feste Sort. Im Hofladen sind weiche, süsse Erdbeeren der Sorte Lambada erhältlich - die mit Abstand süssesten und aromatischsten, die einzigen wirklich guten Erdbeeren, die wir auf unserer Einkaufstour fanden! Aber für den Handel ungeeignet, da weich. Die Grossverteiler wollen nur schöne, harte, gut haltbare Früchte. Die Geschmacksqualität ist sekundär. Es hat genügend dumme Konsumenten, die nicht mehr wissen, wie eine gute Erdbeere schmeckt. Mit viel Zucker verarbeitet, werden auch die ungeniessbaren geniessbar.


Nur aufgeklärte Konsumenten können diese falsche Versprechungen in der Coop-Werbung richtig verstehen: Coop-Konsumenten können von süssen Beeren nur träumen.

Fast jede dritte Schweizer Erdbeere kommt aus dem Thurgau und die Vereinigung der thurgauischen Beerenpflanzern gibt sich Mühe mit Werbung: "Hervorragende Qualität, bedingt durch richtige Sortenwahl, Reifestadium, Standortbedingungen, Erntezeit und Anbautechnik" hiess es kürzlich in einem ganzseitigen Bericht in der Thurgauer Zeitung über einen als Information getarnten Werbeauftritt dieser Vereinigung. Die Beerenpflanzer können sich gegen die Forderungen der Grossverteiler kaum wehren, aber für solch verlogene Eigenwerbung tragen sie die volle Verantwortung. 

Die Proben von Migros und Coop wurden mitten in der Hochsaison, am 22. Juni,  in Migros- und Coop-Filialen in Winterthur, Weinfelden und Gossau SG entnommen. Eine Überprüfung in der Westschweiz ergab das gleiche Resultat; es werden dort auch die gleichen Beeren - Thurgauer Erdbeeren, Suisse Garantie etc - verkauft. Wesentliche Unterschiede von Filiale zu Filiale wurden nicht festgestellt. Das Ergebnis ist kein Zufallsergebnis. Dieser Test wurde durchgeführt, weil die Ungeniessbarkeit der Thurgauer Erdbeeren der Grossverteiler seit Jahren aufgefallen ist. Der Test bestätigt, was jeder wache Konsument seit Jahren selber feststellen kann.

In einer Stellungnahme bezweifelt Migros das Ergebnis und behauptet, die Erdbeeren hätten jetzt in der Hochsaison eine "hervorragende Qualität". Diesen Sprachgebrauch haben die Grossverteiler und die Funktionäre der Beerenpflanzer offensichtlich abgesprochen. Im Gegensatz zum Tierelend, das sich vor der Öffentlichkeit verborgen abspielt und das die Grossverteiler mit Labels schönreden, spielt sich das Beeren-Elend in aller Öffentlichkeit ab. Die Konsumenten brauchen nur mit wachem Geist einzukaufen und die Beeren roh zu kosten, bevor sie mit viel Zucker geniessbar gemacht werden.

Ehrlichere Vertreter des Handels geben die miese Qualität der Erdbeeren zu und behaupten, "der Konsument" wolle das so; reife, weiche Beeren seien nicht gefragt, würden im Verkaufsgestell liegen gelassen. Dies mag auf naturentfremdete und Junk-Food-Massenkonsumenten zutreffen, auf Bio-Coop-Naturaplan-Konsumenten aber wohl kaum. Coop hat zu den Ergebnissen dieses Tests nicht Stellung nehmen wollen. Schweigen und sich schämen ist tatsächlich das Beste und Ehrlichste.

Noch vor zehn Jahren waren die Thurgauer Erdebeeren hervorragende Früchte, süss, aromatisch, aber weich und empfindlich. Diese alten Sorten sind heute vollständig durch neue Sorten ersetzt. Schön fürs Auge und fest und haltbar müssen sie sein, verlangt der Handel. Die Prognose für die Zukunft der Thurgauer Erdbeeren ist einfach: Der gute Ruf wird systematisch zerstört und es wird schwierig sein, wenn die Nachfrage einmal zusammengebrochen ist, wieder das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen.

Himbeeren:

Migros-Himbeeren aus Frankreich waren mittelmässig, Coop-Himbeeren aus Spanien ungeniessbar, sauer, obwohl reif aussehend (dunkelrot):

Zusammenfassende Empfehlung:

Beeren kauft man mit Vorteil nicht bei den Grossverteilern ein, sondern in Bio-Läden. Auf das Aussehen  der Früchte ist kein Verlass, auch auf das Coop-Naturplan-Label nicht. Der Kauf von Beeren ist Vertrauenssache. Bio-Läden bevorzugen. Saure, fade Beeren zurückbringen.

 

Anmerkung:

Der VgT ist eine Tier- und Konsumentenschutzorganisation, empfiehlt aus ethischen und gesundheitlichen Gründen vegetarische Ernährung und setzt sich deshalb auch für gute pflanzliche Nahrungsmittel ein.


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