11. Februar 2008

Ein von der Konsumentenzeitschrift "Saldo" unterdrückter Leserbrief:

VEGI-Label: eine Konsumententäuschung

von Erwin Kessler

Im Saldo vom 6. Februar 2008 wurde unter dem Titel "Schlachtprodukte in Saft, Käse und Patisserie" das Vegi-Label des SVV vorgestellt - als Garantie  dafür, dass Esswaren keine Gelatine enthalten und Käse kein tierisches Lab. Soweit so gut. Aber das Vegi-Label weckt falsche Vorstellungen und täuscht damit vegetarische Konsumenten, welche sich durch ihr Konsumverhalten nicht am Massen-Elend der Nutztiere beteiligen wollen.

Das Vegi-Label garantiert "fleischlose" Nahrungsmittel. Unter "Fleisch" verstehen die Herausgeber des Vegi-Labels auch Gelatine und Kälberlab. Das sind Stoffe, die aus Schlachtabfällen gewonnen werden; die Bezeichnung "Fleisch" für diese Produkte ist weit hergeholt. Damit wird suggeriert, dass Lebensmittel mit dem Vegi-Label keine tierischen Zutaten enthalten würden. Und der Konsument erhält den Eindruck, dass diese Garantie mit besonderer Strenge und Glaubwürdigkeit verbunden sei, indem auch nicht deklarationspflichtige Kleinstmengen an tierischen Zusatzstoffen ausgeschlossen wüden.

Nur kleingedruckt findet man auf dem Vegi-Label jeweils den Hinweis, ob das Produkt vegan - dh ohne tierische Zutaten - oder ovo-lacto-vegetarisch ist, dh Eier enthält. Die Hühner sind nun aber die Nutztiere, denen es neben den Schweinen mit Abstand am schlimmsten geht - auch in der Bio-Landwirtschaft (www.vgt.ch/doc/huehner). Wer das Tier-Elend nicht unterstützten will, muss zuallererst auf ei-haltige Lebensmittel, Poulet, Schweinefleisch und Wurstwaren (die immer Schweinefleisch enthalten) verzichten. Der Konsum etwa von Kalbfleisch ist ethisch weniger verwerflich als der Konsum von Eiern und ei-haltigen Produkten. Wer generell Vegi-Label-Produkte vorzieht, tut nicht das Gute für die Tiere, das er zu tun glaubt.

Käse kann nur hergestellt werden, wenn Kälber geboren und die überzähligen, nicht für die Nachzucht benötigten, geschlachtet werden. Es ist deshalb aus tierschützerischer Sicht verfehlt, wenn das Vegi-Label den Konsumenten suggeriert, Käse ohne Kälberlab hergestellt sei aus tierschutz-ethischen Gründen vorzuziehen. Ebenso verfehlt ist es, kleine Mengen an Gelatine zu verteufeln. Gelatine wird in einem aufwändigen Verfahren aus wertlosen Schlachtabfällen hergestellt. Die Tierhalter haben praktisch nichts von dieser Wertschöpfung und der Konsum solcher Produkte unterstützt dementsprechend auch kein Tier-Elend - ganz im Gegensatz zum Konsum von ei-haltigen Produkten, die mit dem Vegi-Label ausgezeichnet sind.

Ein Label ist dafür da, dass sich Konsumenten rasch und unkompliziert über eine wichtige Produktqualität informieren können. Wenn der Konsumente bei jedem Einkauf Kleingedrucktes lesen muss, erfüllt ein Label seine Aufgabe nicht. Das Vegi-Label ist ein verfehltes, überflüssiges und kontraproduktives Label. Eier-Produkte gibt es (leider) massenhaft. Diese noch mit einem Vegi-Label zu fördern, ist das Verfehlteste, was eine Organisation tun kann, welche vorgibt, sich für den Schutz der Tiere einzusetzen. Einen Sinn hätte das Vegi-Label, wenn es klar und unverwechselbar nur vegetabile Produkte auszeichnen würde. Dies wollen die Herausgeber des Labels aber nicht, weil so nur relativ wenige Produkte in Frage kämen und die Lizenzgebühren entsprechend klein wären.


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