27. Januar 2000

Zum Bericht "Mit dem Stilmittel der Verfremdung - Sch�chtprozess wird weitergezogen" in verschiedenen Zeitungen der Ostschweiz (siehe Pressespiegel vom 27. Januar).

Ich entschuldige mich bei den Frauen

Im sonst durchaus sachgerecht geschriebenen Beitrag �ber den Sch�chtprozess heisst es: "Der Verurteilte (also ich) zog in diesem Fall weiter gegen die Justiz zu Felde und verglich diese mit einer willf�hrigen Dirne." F�r diesen Vergleich, der vor zwei Jahren im Tages-Anzeiger so �hnlich zitiert wurde, m�chte ich mich entschuldigen, falls ich ihn damals wirklich mit diesen Worten formuliert habe. Allerdings richtet sich meine Entschuldigung nicht an die Z�rcher Justiz, sondern an die Frauen. Es w�re falsch, wenn der Eindruck entstanden w�re, ich masse mir an, �ber Dirnen zu moralisieren. Dass Huren und Schweine als Schimpfw�rter f�r Schlechtigkeit hinhalten m�ssen, ist leider eine sprachliche Gewohnheit, und der Macht der Gewohnheit falle gelegentlich auch ich zum Opfer. Diesmal hat mich meine Lebensgef�hrtin auf die ungewollte Verunglimpfung der Frauen aufmerksam gemacht. Frauen waren lange Zeit genau so rechtlose Opfer einer patriarchalischen Welt wie heute die Nutztiere. Leider haben viele Frauen (B�uerinnen, Politikerinnen, Richterinnen, Konsumentinnen) aus dieser historischen Tatsache nicht gelernt, was es heisst, als minderwertiges Wesen zu geltend und entsprechend unterdr�ckt und ausgebeutet zu werden, genauso wenig wie diejenigen Juden aus den an ihrem Volk ver�bten Grausamkeiten gelernt haben, was es heisst, als minderwertiges, rechtloses Lebewesen behandelt zu werden, wie die K�lber und K�he, denen sie aus blindem religi�sem Fanatismus bei vollem Bewusstsein die Kehle durchschneiden. Dieses Verbrechen werde ich immer und immer wieder mit den sch�rfsten Worten und Vergleichen, die ich finden kann, verurteilen, egal wie oft und wie lange mich dieser Unrechtsstaat ins Gef�ngnis wirft.

Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken VgT


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