Aus der Sonntags-Zeitung vom 13. Februar 2000
Rinderwahnsinn: Der Bund
entwarnte stets zu fr�h
Ein schnelles Ende der
BSE-Krise ist pures Wunschdenken
BERN - Wieder einmal hat das Bundesamt f�r Veterin�rwesen BVET letzte
Woche einen �Medienrohstoff� zum Thema BSE verschickt. Sch�nf�rberisch prognostiziert
das Amt erneut das Ende des Rinderwahns. Wie schon 1997 und 1999. Auch diesmal ist
abzusehen: Die BVET-Prognose wird bald von der Realit�t �berholt werden. Trotzdem gab das BVET etwas mehr als ein Jahr sp�ter, am 25. Februar 1999, erneut Entwarnung: �Auf Grund der verf�gbaren Daten und Modellrechnungen l�sst sich sch�tzen, dass zurzeit noch etwa 50 bis 100 infizierte Tiere am Leben sind. In den n�chsten drei Jahren d�rften davon etwa 15, zehn und f�nf als klinische F�lle auftreten.� Entweder taugten die Modellrechnungen des BVET nichts, oder die Veterin�rexperten sind schlecht im Sch�tzen. Fakt ist: Im Jahr 1999 wurden 50 BSE-Rinder entdeckt, davon 25 als klinische F�lle. Und: In Schlachth�usern fand das BVET unter 7138 Tieren drei mit Rinderwahn. Auf alle geschlachteten Tiere hochgerechnet heisst das: Das Fleisch von 100 BSE-Tieren landete letztes Jahr im Kochtopf. Nun erh�hen die BVET-Experten die Frist massiv: BSE bis ins Jahr 2010 Obwohl sich die BSE-F�lle im Jahr 1999 bedenklich h�uften, k�ndigte das BVET am 16. September gleichen Jahres an, das Ende der Rinderkrankheit r�cke immer n�her. In einem vom BVET verbreiteten Bericht heisst es: �2003 d�rfte BSE in der Schweiz endg�ltig ausgerottet sein.� Anschaulich schildert Dagmar Heim, BSE-Spezialistin beim BVET, wie sich wahnsinnige Rinder angesteckt haben k�nnten; mit Mehl n�mlich, das f�r andere Tiere bestimmt war: �H�lt ein ausgebrochenes K�lbchen seine Nase in einen Sack mit Schweinefutter oder vertauschen spielende Kinder eine Handvoll Futter, k�nnte dies (f�r eine Ansteckung) bereits gen�gen.� Das BVET sagt r�ckblickend, Heims Prognose sei intern kritisiert worden, den Bericht habe der Landwirtschaftliche Informationsdienst verfasst. Wieder spitzfindig: Der Bericht wurde vom Bundesamt f�r Veterin�rwesen gegengelesen und darauf via Internet verbreitet. Sp�testens Ende 1999 war klar, dass BSE bis 2003 l�ngst nicht ausgerottet ist. Inzwischen r�umt dies auch das BVET ein - ab 2003 rechnet man jetzt noch �vereinzelt� mit BSE-F�llen, die Frist bis zur Ausrottung wurde um satte sieben Jahre verl�ngert: �Experten des BVET rechnen damit, dass BSE noch in diesem Jahrzehnt eliminiert sein wird�, so die Version des BVET vom 10. Februar 2000. Die Prognose vom Februar 99 musste das BVET korrigieren: �Noch 150 K�he sind am Leben.� Davon w�rden in den kommenden Jahren 100 bis 110 als BSE-F�lle anerkannt. Pikant ist vor allem folgende Formulierung: �Von den restlichen 40 bis 50 Tieren d�rfte die Mehrzahl den Weg zum Schlachthof antreten, ohne �usserlich Symptome zu zeigen.� Ebenso gut k�nnte man sagen: �Das Fleisch dieser Tiere wird gr�sstenteils gegessen.� Philippe Pfister |
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