20. Februar 2000
SATIRE
Gute und b�se Tierqu�ler
Da staunt Ihr, liebe Gutmenschen, liebe B�smenschen, und b�se B�smenschen, dass
es gute Tierqu�ler geben soll.
Verkehrte Welt. Gute Tierqu�ler und b�se Leserinnen und Leser von Tierseiten!
Was gibt es denn da zu Staunen? In der Schweiz zum Beispiel, im Musterland von Demokratie
und Rentabilit�tsdenken, hat kein Geringerer als der liebe Gott die Gesetze geschaffen.
Unser Gesetz beginnt mit "Im Namen Gottes des Allm�chtigen".
Ich wei� jetzt nicht, wie das in Deutschland beginnt (nein, begonnen hatte) - vermutlich
im Namen Kohls des Allm�chtigen.
Das Gesetz von Austria hat jetzt mit dem Namen Haiders, des Allm�chtigen, begonnen.
Klingt irgendwie nett, Heider, Heide, Heider�schen, Heidelbeer; nicht so hart wie Gott -
und nicht so b�uerisch wie Kohl! Der Mann hat auch einen Dr.-Titel wie Herr Kohl, aber
keinen so gem�tlichen Millionensammlerbauch.
Im F�rstentum Lichtenstein wird das Gesetz bald "im Namen Adams" beginnen. In
der Tat, so hie�e dort der F�rst, wenn er seinen Hans hinter den Adam schreiben w�rde.
Genau genommen nennt er sich Hans-Adam. Schweinef�rsten hei�en oft auch Hans, aber doch
nie Hans-Adam. Es w�rde auch niemandem einfallen, den unf�rmigen Schlauch in unserm
Bauch nur "Dick" zu nennen. Selbst jene, welche tote Nahrung (Fleisch) zu sich
nehmen, nennen ihren Gestankkomprimierschlauch Dickdarm, obschon sie ihn
"Gscheiter" Tierleichenentsorgungsstinkmasseauspressvorhof nennen sollten. Ein
F�rst ist kein K�nig, obschon auch K�nige alternierend Stinker genannt werden k�nnten
(Leichenesser m�ssen oft bis drei Tage lang warten, bis sie stinken k�nnen!). Adam, der
erste Mensch, war ja auch kein K�nig, aber an den sauber gewaschenen Banknoten gemessen,
erscheint die K�nigin von England dem F�rsten von Lichtenstein wie eine restaurierte
Gartenzwergin.
Zur�ck zu den Tieren. Helvetisch gesehen sind Tiere eine Ware, in Deutschland ein
Produkt, in Lichtenstein eine kulinarische Einheit und in �sterreich eine
Skiwachskomponente (Ohne Schweinefett ginge dort n�mlich nichts, aber das haben die
Schweizer eben noch nicht gemerkt, geschweige denn schon getestet).
In allen L�ndern der Welt gibt es "Nutztiere" und "Haustiere", und in
einigen hoch entwickelten L�ndern kursiert noch die Bezeichnung
"Versuchstiere". Als "gut", werden in den kultivierten L�ndern jene
Menschen bezeichnet, die Haustiere nur qu�len. Dabei wird unterschieden zwischen
schwachsinnigen Qu�lern, Leuten, die ein vorj�hriges Geburtstagsgeschenk ihres Jungen
auf der Autobahn in voller Fahrt aus dem Wagen werfen (Hunde, Katzen, Schlangen, �ffchen)
oder "gutscheinenwollenden" Leuten, die ihre Haustiere dadurch befreien, dass
sie T�ren und Fenster �ffnen und dann wieder schlie�en, bevor sie in die Ferien fahren,
in der Hoffnung, irgend ein Golffahrer werde ihre Katze sicher bald �berfahren. Solche
Tierqu�ler d�rfen nicht als b�s bezeichnet werden, weil der liebe Gott f�r diesen
Sachverhalt, abgesehen von der fehlenden Beweislast, nichts in das Gesetz, in den Koran,
in den Talmud und in die Bibel geschrieben hat. Sporttierqu�ler, die ihre Turnierpferde
mit der Peitsche auf der Rennbahn antreiben und nachher mit zwei Peitschen in den
Pferdetransporter hinein katapultieren, werden vom lieben Gott auch nicht verfolgt und
d�rfen ebenfalls nicht als b�s eingestuft werden. Auch j�hzornige Tierqu�ler haben von
Gesetzes wegen nichts zu bef�rchten, wenn sie nachweisen k�nnen, dass sie unter
Alkoholeinfluss gehandelt haben und dass sie alternierend aus dem selben Grunde
gelegentlich auch ihre Ehefrau und die Kinder misshandeln. Wer in der guten alten Zeit
hoch zu Ross in den heiligen Krieg zog, mit gesegneten Waffen wohlverstanden, bekam einen
Orden, wenn das Tier erschossen wurde, er aber am Leben blieb. Nur sadistische Qu�ler
werden von Gottes Gesetzen wegen verfolgt. Ihre Krankheit wird nicht als Krankheit
anerkannt, sondern als b�satig verwerfliche Tat eingestuft, insbesondere dann, wenn diese
solcherlei Handlungen ohne Alkoholeinfluss begehen. So kann es geschehen, dass ein Sadist,
der einer Katze des Nachbarn ohne Alkoholeinfluss und ohne zwingenden Grund (wie angeblich
bei Tierversuchen) den Schwanz abschneidet, zu drei Monaten Gef�ngnis verurteilt wird,
wogegen gleichentags ein Autofahrer, der unter Alkoholeinfluss ein Kind oder seine Frau zu
Tode gebracht hat, nur einen Monat bedingt aufgebrummt bekommt. Zu den guten, wenigstens
gut bezahlten Tierqu�lern geh�ren auch alle Tierversuchforscher. Wenn so ein Forscher
einem Schweinchen den Schwanz wegschneidet, spricht man nicht von Grausamkeit, ja nicht
einmal von seelischer Grausamkeit, weil Schweinchen bekanntlich keine Seele zu haben
haben. Man spricht dann auch nicht von Abschneiden, sondern von Amputieren.
Selbstverst�ndlich wird das Versuchstier vor dem Abschneiden empfindungsunf�hig gemacht.
Zur Zielgruppe des Endprodukts des abgetrennten Ringelschw�nzchens (zum Beisp. Viagra)
geh�ren ja bekanntlich auch keine empfindungsf�higen M�nner. Nicht einmal ein Eber
w�rde zwei Stunden lang mit ausgefahrener Ringelrute im Schweinestall herumstolzieren, um
eine br�nstige Artgenossin ausfindig zu machen!
Auch die Tierm�ster werden zu den guten Tierqu�lern gez�hlt. Ihre Produkte w�rden
allerdings nur noch die empfindungsk�ltesten und d�mmsten Menschen essen, wenn sie
mitans�hen, was diese Tiere erleiden m�ssen, bis ihre sterblichen �berreste in den
Tiefk�hlf�chern zum Kauf angeboten werden.
In Helvetien gibt es die IP-Tierqu�lerversion. Wer sich verpflichtet, seine K�he
mindestens zweimal w�chentlich zehn Minuten im Freien herumtollen zu lassen, darf
j�hrlich um die 10.000 Franken Subvention kassieren. Die Bauern bekommen das Geld
p�nktlich, aber nur bei den wenigsten Bauern sehen die K�he ihre Betonliege einmal im
Monat von au�en. K�he, die regelm��ig ins Freie gelassen werden, m�ssten doch
gelegentlich einen warmen, dunkelgr�nen, in der K�lte dampfenden, gar nicht �bel
riechenden Fladen fallen lassen, den jeder Kontrolleur noch Wochen sp�ter sehen k�nnte!
Aber die Kontrolleure sehen nie, dass sie nichts gesehen haben, sehen um so weniger
nichts, desto freundlicher sie von der B�uerin schon vor der Kuhfladenkontrolle zum Kaffe
mit Schnaps eingeladen worden sind.
Es gibt also nette B�smenschen, welche Tierwohlsubventionen kassieren ohne ihre Tiere an
die frische Luft zu lassen. Auch nette Gewinneinheimserb�smenschen gibt es, die sich
trotz christlicher Erziehung nicht vorstellen k�nnen, dass ihre Masttiere, welche sie
Produkte oder bewegliches Kapital nennen, leiden k�nnen. Da bewegen sich die b�sen
Krankmenschen, Tierqu�ler genannt, statistisch gesehen in der v�lligen
Bedeutungslosigkeit. Etwa ein siebenundzwanzigtausend Millionstelpromille der gequ�lten
Tiere werden von b�sen B�smenschen gequ�lt und alle anderen verdanken ihre
entsetzlichen psychischen und k�rperlichen Leiden den meistens religi�s erzogenen guten
B�smenschen.
Menschensch�tzer und Tiersch�tzer werden von den Mehrheiten eher als l�stige St�nkerer
angesehen.
In Helvetien gibt es neuerdings Menschensch�tzer besonderer Sorte, die
Baugesucherteilungs- oder Verhinderungsbeamten. Ein Nachbar von mir reichte das Baugesuch
f�r ein bescheidenes Brieftaubenh�uschen ein, das oberhalb seines Einfamilienhauses am
Waldrand zu stehen k�me. Der andere Landanst��er erhob Einsprache, obschon er auf
seinem, zu Spekulationszwecken gekauften Grundst�ck noch kein Haus gebaut hat, und dies
auch in n�chster Zeit noch nicht zu tun gedenkt. Begr�ndung: Eventueller Verlust an
Wohnqualit�t durch Flugl�rm der ein- und ausfliegenden Brieftauben!!!
Kleines Detail: Auf der anderen Seite des Waldes liegt ein Privatflugplatz, und der
Gesuchssteller, mein Nachbar, arbeitet als Flugkapit�n bei der Swissair!
Eben sagte mir mein Nachbar, dass er die Bewilligung f�r sein Brieftaubenh�uschen
erhalten h�tte, leider aber 3500.-- Franken Bearbeitungsgeb�hr bezahlen m�sse f�r die
ornithologische und juristische Abkl�rung betreffend Brieftaubenflugl�rmemissionen!
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Tierfabriken Schweiz
Mail an Webmaster
URL: http://www.vgt.ch/news/000220.htm