14. Oktober 2000

Reinhard Mey singt �ber einen Schlachttiertransport: "Erbarme dich!" heisst der Titel

Das Lied ist auf der CD "Peter & der Wolf + 8 Tierballaden" von Reinhard Mey enthalten. Bei Musik Hug erh�ltlich f�r Fr 36.40

Liedtext:

Erbarme dich!

DieR�der rumpeln den schlaglochzerfurchten Weg entlang,
Die Zugmaschine �chzt und dr�hnt im zweiten, dritten Gang,
Der H�nger folgt schlingernd den Schlangenlinien.
Zwei Dutzend Pferde sind die Ladung, Schlachtvieh ist die Fracht,
Vier N�chte und vier Tage und vielleicht noch eine Nacht,
Von Litauen bis hinunter nach Sardinien.
Dreitausend Kilometer liegen vor dem Elendstreck
Durch K�lte, Angst und Hitze auf dem zug'gen Ladedeck,
Mit groben Seilen lieblos festgebunden.
Dreitausend Kilometer eingepfercht und festgezurrt
Bei jeder Kurve schmerzt der rauhe Strick, der harte Gurt
Scheuert bei jedem Rucken in den Wunden.

Erbarme dich,
Erbarme dich!
Erbarme dich der Kreatur,
Sieh hin und sag nicht, es ist nur
Vieh!
Sieh hin und erbarme dich!

Sie leiden stumm, fast zwanzig Stunden geht die Reise schon.
Die erste Rast in Zebrzydowice, der Zollstation,
Ein stumpfer Tierarzt stempelt die Papiere,
W�rdigt die Pferde keines Blickes, nach drei Stunden nur
Treibt man sie wieder auf den Wagen, beginnt die Tortur
Von neuem f�r die l�ngst ersch�pften Tiere.
Mit Schl�gen und mit Tritten die Laderampe hinauf
Und strauchelt eines, st�rzt eines und bricht eines den Lauf,
Dann sto�en sie es mit Elektrost�ben,
Wieder und wieder auf, auch wenn's wieder und wieder f�llt.
Nur f�r ein Tier, das �berlebt, gibt es am Ende Geld
Und nur ein Tier, das steht kann �berleben.

Erbarme dich...

Und weiter, immer weiter ohne Rast, es dr�ngt die Zeit.
Die Tiere l�ngst zu Tod ersch�pft, der Leidensweg noch weit,
Die Fracht verletzt, gemartert und geschunden.
Beim Tanken noch ein Eimer Wasser, die letzte Ration,
Der letzte Schlagbaum vor dem Schlachthof, die letzte Station
Und rohe Kn�ppel knall'n in offne Wunden.
Eine Betonwanne, ein Bolzenschu�, achtlos gesetzt,!
Ein wildes Aufb�umen im Todeskampf und ganz zuletzt
Dringt aus den Kehlen eine Todesklage,
Ein Laut, so schaurig, der schon nicht mehr von dieser Welt ist,
In einem Todesschrei, den du dein Lebtag nicht vergi�t,
Endet in Cagliari alle Plage.

Erbarme dich...


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