8. November 2001
Die Frankensteins an der Arbeit:
Krebsmaus-Patent: Ethik verkauft und verraten
Eine Pressemitteilung des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner -
Menschen fuer Tierrechte e.V.
eMail: infodienst@tierrechte.de I nternet: http://tierrechte.de/
Das Europaeische Patentamt (EPA) hat entschieden: das umstrittene Patent auf die
genmanipulierte Krebsmaus ist bestaetigt. Zwar
wird der Patentanspruch auf Nager - also auf genmanipulierte Maeuse, Hasen, Biber oder
Murmeltiere - eingeschraenkt, doch
dies ist nicht mehr als eine kosmetische Korrektur. Dieses Patent, das alle Nagetiere
umfasst, denen ein Krebsgen eingeschleust wurde, war das erste Patent, das in Europa je
fuer ein genmanipuliertes Tier vergeben wurde. Dagegen haben 1993 ueber 200
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Einspruch erhoben. Eine erste Verhandlung war 1995,
also vor sechs Jahren, ergebnislos
geplatzt. Die Entscheidung ist gegen uns gefallen. Wir planen, den Einspruch weiter zu
verfolgen und bis zur letzten Instanz aufrecht zu erhalten. Nach Erhalt der schriftlichen
Begruendung faellt die endgueltige Entscheidung ueber weitere Rechtsschritte.
Gruende:
- Waehrend dieser zwei Tage stand die Ethik im Zentrum (Artikel 53a). Dabei wurde
ueberdeutlich, dass Tiere nicht patentiert werden
koennen wie irgendeine Chemikalie oder Maschine. Wenn man Tiere auf eine technische
Organisationsform von Materie reduziert, gibt es zudem kaum ein ethisches Argument mehr,
auch Teile des Menschen oder menschliche Embryonen als patentierbaren Zellhaufen zu
betrachten.
- Die Verhandlung hat gezeigt, dass die normativen Grundprinzipien des Patentrechtes mehr
und mehr ausgehoehlt werden. Ethik ist
bloss noch ein Anhaengsel; eine Anbindung des Patentrechtes anethische Prinzipien wurde
vollends zugunsten einseitiger
industrieller Interessen aufgegeben.
- Das Patent ist ein Praejudiz auch fuer landwirtschaftliche Nutztiere: Patentierte
Riesenhuehner oder stressresistente Schweine oder gigantische Fische - ist das unsere
Zukunft?
- Die Patentierung von Versuchstieren stellt einen systematischen Anreiz dar, Tierleiden
zu multiplizieren. Versuche mit Gentech-
Maeusen nahmen in den letzten Jahren stark zu.
Eine letzte Bemerkung: Wir befuerworten den Schutz von erfinderischen Leistungen im
Bereich Bio- und Gentechnik. Doch das Patentsystem, geschaffen fuer unbelebte Materie, ist
fuer Tiere und Pflanzen das falsche Instrument. Es gilt nun, ein alternatives und
innovatives Sui-gerneris-System zu erarbeiten, wie z.B. der Vorschlag der Eidgenossischen
Ethikkommission fuer Gentechnik im ausserhumanen Bereich (EKAH, Schweiz) oder das
afrikanische Modellgesetz (s. dazu www.blauen-institut.ch).
Axel Becker
Evangelischer Stadtkirchenverband Koeln
Sylvia Hamberger
Gesellschaft fuer oekologische Forschung, Muenchen
Josef Hoppichler
"Bundeszentrale der Tierversuchsgegener Oesterreichs"
Florianne Koechlin
"No patents on life!", Blauen-Institut
Gerda Mattias
"Bundeszentrale der Tierversuchsgegener Oesterreichs"
Rita Moll
Keine Patente auf Leben"
Marion Selig
Bundesverband Menschen fuer Tierrechte, Deutschland
Christoph Then
Greenpeace Deutschland
Ruth Tippe
"Kein Patent auf Leben!"
Mail an den Verein gegen Tierfabriken Schweiz
Mail an den Webmaster
http://www.vgt.ch/news/011108A.htm