Aus den Schaffhauser Nachrichten:

Freitag 21. März 2003, Diverses

 
Standpunkt
 
Ist Kessler ein Krimineller?
von ernst Landolt
 
Jetzt ist es passiert: Der Krieg gegen das Scheusal Saddam hat begonnen. Und es ist zu hoffen, dass diese Sprachregelung von Bush und Blair auch tatsächlich etwas mit der Realität zu tun hat und dass dieser Feldzug nicht einfach nur ein plumper Vorwand ist, um mit Bombengewalt an die reichen Ölquellen des Irak heranzukommen. So oder so, Krieg ist Krieg, und wo er ist, stellt sich immer auch unsägliches Leid unter den direkt betroffenen Menschen ein. Der Irak-Krieg ist jetzt zweifelsohne das Thema Nummer eins auf der Welt. Auch bei uns in der Schweiz dominiert er die Diskussion und lässt fast alles andere in den Hintergrund rücken. Und in der Tat ist es so, dass in Relation zu einem derart gewalttätigen Konflikt andere Auseinandersetzungen in unserem Alltag nur noch als kleine Probleme erscheinen. Trotzdem kann man diese nicht einfach ausblenden, sondern muss sich auch mit ihnen befassen. Vielleicht kann man es mit etwas mehr Gelassenheit tun, weil man im Hinterkopf immer diese Gedanken an den Krieg mit sich herumträgt, Gedanken, die einem deuten, dass alles relativ ist und dass vermeintlich grosse Probleme in Anbetracht noch grösserer immer kleiner werden. Und so ein kleines Problem haben wir derzeit in der Schaffhauser Landwirtschaft. Sein Name: Erwin Kessler, seines Zeichens Präsident des Vereins gegen Tierfabriken (VgT). Der selbst ernannte Tierschützer versucht mit äusserst zweifelhaften Methoden, die Nutztierhaltung in den Dreck zu ziehen. Dabei schreckt er nicht davor zurück, unbescholtene Tierhalter öffentlich anzuprangern und zu verunglimpfen. Und das macht er auch mit allen andern so, die nicht dieselbe Einstellung haben wie er. Vor einer Woche liess er in alle Schaffhauser Haushaltungen sein VgT-Blättchen verteilen. Darin greift er an, was ihm gerade so vors Visier kommt: sei es die Zürcher Regierung, allen voran die grüne Gesundheitsdirektorin Verena Diener, sei es das Schaffhauser Landwirtschaftsamt, die «Schaffhauser Nachrichten», das Schaffhauser Kantonsspital, Bio Suisse oder sei es Coop-Naturaplan und natürlich die Bauern. Diesen fährt er mit ganz grobem Geschütz an den Karren, indem er mit absolut tendenziösen Fotos operiert, die er angeblich auf ihren Betrieben geschossen haben will und die als Beweismaterial für Beispiele von schlechter Tierhaltung dienen sollen. Da ist schon mal auch ein Bild von einer Hühnerbatterie zu sehen, wie sie seit mehr als zehn Jahren in der Schweiz verboten ist und nirgends mehr existiert. Mit seinen obs-kuren Aufnahmen suggeriert Kessel-treiber Kessler dem unbedarften Betrachter seines Revolverblattes, dass es auf unseren Bauernhöfen nicht mit rechten Dingen zu- und hergehe. Dass es wie überall auch in der Landwirtschaft schwarze Schafe gibt, bestreitet niemand. Doch Kessler will einen ganzen Berufsstand bei der Bevölkerung in Misskredit bringen, nur weil er grundsätzlich gegen die Nutztierhaltung und gegen das Essen von Fleisch ist. Das ist unakzeptabel. Viel wird man dagegen allerdings nicht machen können. Denn Kessler ist ein fundamentalistischer Fantast, ein sektiererischer Extremist, und er ist ein Kleinkrimineller, der regelmässig in Ställe einbricht. Doch im Vergleich zum Schwerverbrecher Saddam Hussein ist er aber zum Glück nur ein ganz kleiner Fall, von dem hier nicht die Rede wäre, hätten nicht ein paar Leser eine Stellungnahme gewünscht.
Anmerkung zu diesem Presseausschnitt:

Der Verfasser, Ernst Landolt, ist Sekretär des Schaffhauser Bauernverbandes. Dass die Schaffhauser Nachrichten diesen  unsachlichen, rein beschimpfenden Beitrag veröffentlichen und andere Stimmen (Leserbriefe sowie Gegendarstellulngen) vollständig unterdrücken, entspricht dem konstanten journalistischen Stil dieses konservativen Blattes. Mehr dazu in den VN2003-1.

Wir werden in den VN2003-3 nochmals auf die Schaffhauser Polit- und Agromafia und deren Sprachrohr, die Schaffhauser Nachrichten, zurückkommen.

Redaktion VN


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