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Sinnlose Tierversuche an Schimpansen
aus einem Kommentar von Rolf Holenstein in der Weltwoche

Jerom ist ein Versuchsaffe, ein Schimpanse des bekannten Yerkes-Primatenforschungszentrums in Atlanta. Einer Wissenschaftler-Crew ist es gelungen, ihn mit einem HI-Virus anzustecken. So erlangte er internationale Berühmtheit. Er zeigte bald einmal Aids-Symptome, das machte ihn zum Hoffnungsträger. Es schien, erst drei Jahre sind's her, als ob ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines Aids-Impfstoffes getan wäre.

Inzwischen ist alle Hoffnung zerstoben, die Versuchsreihe eingestellt. Einer trug bleibenden Schaden davon - Jerom. Hätte er nicht leiden müssen, wenn dazumal, als man ihn infizierte, der Dritte Weltkongress über Alternativen und den Gebrauch von Tieren in den Lebenswissenschaften bereits abgehalten worden wäre?

Getagt hat der Kongress Ende August 1999 in Bologna. Die gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission hat ihn einberufen, Wissenschaftler aus Hochschulen, Industrieunternehmen und anderen Institutionen sind gekommen, auch schweizerische. Feierlich hat der Kongress einen Text verabschiedet, die Deklaration von Bologna. Darin stehen interessante Forderungen. Zum Beispiel jene, dass internationale Standards über Leiden festzulegen seien, die Tieren unter gar keinen Umständen zugefügt werden dürfen, welches auch immer die potenziellen oder wahrscheinlichen Erkenntnisgewinne sind. Gut so. Die Frage ist natürlich, welche praktischen Konsequenzen daraus gezogen werden.

Kommen wir auf Jerom zurück, den Schimpansen. Wäre er nicht mit dem HI-Virus infiziert worden, wenn der Kongress von Bologna ein paar Jahre früher getagt hätte? Es wäre ihm nicht besser ergangen. Dass seine Erbinformationen, wie jene aller Schimpansen, zu 98,4 Prozent die gleichen sind wie beim Menschen, hätte ihm so wenig genützt wie der Umstand, dass er mit so menschlichen Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und Zukunftserwartungen ausgestattet ist. Zwar hat ein Kongressredner den sofortigen Stopp der Versuche mit Menschenaffen gefordert. In der Erklärung von Bologna aber steht nichts davon.


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VN00-1,  Januar 2000
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