VN00-1 /Januar 2000 Leserbriefe Mit Interesse habe ich die letzte VN
durchgelesen, wenn auch - gegen Schluss - mit einer Wut im Bauch. Wut über die Gerichte,
kantonalen und kirchlichen Verantwortlichen, über den immer noch heilig gesprochenen
Bauernstand mit seiner wehleidig getarnten Geldraffgier! Wut auch über die
Sentimentalität der Naturverbundenheit, die aus dem alten Lied Lueget vo Bergen und
Tal tränennass die Strophe abhört oder mittremoliert Chjerglt seri Luscht
/ tuet üst so wool i der Bruscht! Das selten gewordene Chuerglt ist nicht den
lieben Lobeli zugedacht, sondern den filmenden Japanern. Das Alphorn war einmal ein
einsames Soloinstrument. Heute treten die kostümierten Älpler und Älplermeitschi als
Bläser in amerikanisch rekrutierten Zwanzigerhorden auf, wie am letzten
Trachtenmonsterfest, gesegnet von Dölf Ogis Tränen... Entschuldigung, aber das musste
ich einmal loswerden. Das dürfen Sie aber nicht abdrucken, sonst werden wir gesteinigt.
Dafür mein Kompliment für Ihr Plädoyer im Kloster-Fahr-Maulkorbprozess, mit den
wasserklaren Sätzen über die Tierhaltung.
Anmerkung von Erwin Kessler: Solche Konflikte sind natürlich. Das sich entwickelnde Bewusstsein gegenüber unseren Mitgeschöpfen sucht überall nach konsequenter Verwirklichung, was aber in dieser widersprüchlichen, von grausamen Naturgesetzen gesteuerten Welt immer an Grenzen stösst. Wichtig und erfreulich finde ich, dass immer mehr Menschen einen Weg zu einem menschlicheren Verhalten suchen. Das zählt mehr als die verbleibenden Widersprüche. Vor allem aber sollte angesichts der offensichtlichen Tierquälereien an höheren Sugetieren, an deren Leiden es keine Zweifel gibt, nicht über Tierschutz in Randgebieten gestritten werden, wo das Wissen weniger gesichert ist und deshalb unterschiedliche Auffassungen toleriert werden sollten. Solche Streitereien können sehr viel Energie fressen, die dann beim Kampf gegen den Holocaust an den Nutz- und Labortieren fehlt. Deshalb wünsche ich Ihnen, liebe Frau Bernhard, weiterhin ein freundschaftliches Essen mit Ihren (Tier-)Freunden.
Liebe Schwerstern von St Elisabeth. Ich schäme mich katholisch und
somit Mitglied einer Kirche zu sein, welche Repräsentanten dieser Kirche erlaubt,
gegenüber Tieren ohne Respekt zu sein. Ich schäme mich, wenn Frauen der katholischen
Kirche, Frauen wie ich, nicht mehr Herz für eine christliche Tierhaltung haben. Ich
schäme mich für Sie, katholische Schwestern, die Sie sicher täglich zu Gott beten und
somit auch wissen, dass es den Heiligen San Francesco, Freund und Beschützer der Tiere,
gab.
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