VN 00-1A, Januar 2000

Restaurant Central, Affoltern am Albis
(Nachtrag: Im Jahr 2008 wurde das Restaurant von einem anderen Wirt �bernommen)

Wirt wird wegen "Tierqu�ler"-Kleber auf dem Fischbeh�lter gewaltt�tig

fisch_central3.jpg (58281 Byte)

Dieser leicht entfernbare Kleber �Tierqu�lerei� auf dem Fischbeh�lter im Restaurant Central in Affoltern l�ste lebensgef�hrliche Reaktionen des Wirtes aus.

"Solange es Schlachth�fe gibt, wird es Schlachtfelder geben" Leo Tolstoi

Wie leider nur allzu wahr die Weisheit des ber�hmten Dichters Leo Tolstoi ist, zeigte sich bei einem Vorfall vor dem Restaurant Central in Affoltern, zu dem auch eine Metzgerei geh�rt. Wirt Furrer und Metzger Furrer in Personalunion zeigte keine Hemmung, als er eine wilde Horde zum gewaltt�tigen Angriff auf ein Tiersch�tzer-Fahrzeug f�hrte. Alles ging so schnell, dass wohl die meisten der hinter Furrer herlaufenden und gr�hlenden Typen keine Ahnung hatten, worum es eigentlich ging. Vom Fleischfressen weg in eine Raufferei eingreifen - dazu gen�gt der blosse Herdentrieb. Endlich geschieht etwas, endlich kommt Spannung in den freien Samstag, der sonst wie gew�hnlich mit BLICK-Lesen und grossspurigen Stammtisch-Spr�chen vor�ber gegangen w�re. Eine Schl�gerei ist gerade das Richtige, um Nervenkitzel zu erzeugen, vor allem wenn man gesch�tzt in einer �bermacht mitlaufen kann. Ein Dutzend gegen zwei war das Verh�ltnis an diesem Samstag, kurz nach dem Mittag.

Wie es dazu kam: G�ste des Restaurants Central beschwerten sich beim VgT �ber den tierqu�lerischen Fischbeh�lter, in welchem die Speisefische lebend aufbewahrt werden. Eine VgT-Vertreterin sah sich vor Ort um und entdeckte einen toten Fisch. Der Beh�lter ist verschlammt, offensichtlich schon lange nicht mehr gereinigt worden. Am n�chsten Tag schwebt der Tote immer noch im Wasser mitten unter seinen Artgenossen, welche darauf warten, dass ein Gast Forelle Blau bestellt. Der Versuch, mit dem Wirt, Fred Furrer, zu sprechen, scheiterte. Furrer weist die Frau br�sk ab. Tierschutz ist offensichtlich kein Thema, �ber das man mit diesem Wirt und Metzger diskutieren kann.

Nun schreibt die abgewiesene Frau einen Bericht �ber ihre Beobachtungen und sendet ihn dem �Anzeiger von Affoltern�. Leider wird dieser Bericht nicht gedruckt. Affoltern ist klein und jeder kennt jeden - wir verstehen, wenn der Anzeiger mit Herrn Furrer in freundschaftlicher Verbindung steht und somit nicht journalistisch neutral agieren konnte.

Der vom Anzeiger unterdr�ckte Bericht lautet wie folgt:

Tierqu�ler-Fische im Restaurant Central, Affoltern am Albis
Ende September 1999 wurde ich durch einen Gast des Restaurants Central, Z�richstrasse 100, Affoltern a. Albis, auf das Aquarium des Restaurants aufmerksam gemacht. Tierfreunde aus der Region waren eingekehrt und genossen das sch�ne Wetter auf der Gartenterrasse. Auf dieser Terrasse befindet sich ein Aquarium, worin der P�chter des Restaurants, Herr Furrer, lebende Forellen h�lt.
Diese Art Aquarien kennen Sie sicher auch – Forellen werden dort auf engstem Raum gehalten, um den G�sten "frischen Fisch" zu offerieren.

Erschreckendes Bild

Das Bild, das ich bei der Kontrolle des Viviers (Vivier ist ein im Gastrogewerbe gebr�uchlicher Begriff f�r Aquarium. Ironie des Schicksals: Vivier kommt vom franz�sischen "vivre" – leben...) an diesem Tag vorfand, war erschreckend: ein total verdrecktes Aquarium, der Boden voller Algen, die Scheiben weisslich vom Kalk und veralgt, Schmutzr�nder sowie mit Plastikklebstreifen geflickte Abwasserr�hren.

Die 6 Fische, die mich apathisch anstarrten, bewegten sich kaum. Einer wies riesige weisse Flecken auf, die seinen ganzen K�rper bedeckten. Einer war am Maul, ein anderer an der Flosse verletzt.

Toter Fisch

Nachdem ich einige Minuten das Aquarium betrachtet hatte – soweit das durch die dreckige Scheibe �berhaupt m�glich war - bemerkte ich sogar einen toten Fisch! Oben, verdeckt durch R�hren, lag er auf dem R�cken.

Sofortige Stillegung des Aquariums

Am n�chsten Morgen hielt ich diese Misst�nde fotographisch fest. 12 Stunden nachdem ich den toten Fisch entdeckt hatte, lag er immer noch unver�ndert im Wasser.

Ich habe den Verantwortlichen f�r dieses Aquarium, Herrn Furrer, selbstverst�ndlich auch pers�nlich und direkt darauf angesprochen, freundlich aber bestimmt. Er wirkte keineswegs �berrascht dar�ber, dass ihn jemand auf den desolaten Zusand des Fischbeh�lters ansprach - seine Reaktion jedoch war entt�uschend: er h�tte keine Zeit f�r sowas und ich w�rde ihn unn�tig von der Arbeit abhalten. Es war nicht m�glich, mit ihm ein Gespr�ch zu f�hren, geschweige denn, nach einer L�sung zu suchen. Deshalb verlangen wir, dass dieses Aquarium sofort abgeschafft wird. Das Aquarium ist tierqu�lerisch, ungepflegt und unhygienisch.

Dieser Bericht wurde, wie gesagt, vom Anzeiger unterdr�ckt. Was k�nnen Tiersch�tzer in einem solchen Fall tun? Anzeigen bei den Beh�rden bleiben regelm�ssig wirkungslos. Die einzige M�glichkeit ist ein Apell an die G�ste und Konsumenten. Nur, wie soll das ohne die lokalen Meiden geschehen? Dar�ber zerbrach man sich beim VgT den Kopf.

Am Samstag, den 30. Oktober, war VgT-Pr�sident Erwin Kessler zuf�llig in der Gegend und erinnerte sich an diesen h�ngigen Fall. Beim Vorbeifahren liess er den von einer Bekannten gefahrenen PW vor dem Restaurant kurz anhalten und klebte einen kleinen Selbstkleber mit dem Wort �Tierqu�lerei� auf diesen Fischbeh�lter - als Denkanstoss f�r die G�ste.

Wirt Furrer beobachtete dies und rief sogleich - mit den Armen wild fuchtelnd - sein Personal und einige Stammg�ste zusammen und �berfiel mit dieser Privatarmee von rund 20 Personen das Fahrzeug von Erwin Kessler, das gerade wieder abfahren wollte. Furrer stellte sich vor das Fahrzeug und stemmte sich dagegen, andere halfen ihm, w�hrend wieder andere versuchten, die Autot�ren aufzureissen. Da diese unter dem bedrohlichen Ansturm der offensichtlich gewaltbereiten Horde sofort verschlossen wurden, versuchten Furrers Kellner die Scheiben einzuschlagen, was nicht gelang. �ber diesen Misserfolg w�tend, wurde jetzt mit den F�usten gegen das Fahrzeug geh�mmert, w�hrend die zu Tode erschrockene Fahrerin versuchte, im Schritttempo wegzufahren. Konstant hupend rollte sie langsam vorw�rts. Furrer und seine Bande wichen schrittweise zur�ck. Dabei war einer der Angreifer, der sich am linken Kotfl�gel gegen das Auto stemmte, so unvorsichtig, seinen Fuss �berrollen zu lassen.

Im Tumult, den Furrers Horde um das Fahrzeug verantstaltete, verlor Furrer das Gleichgewicht. Mit ausgestreckten Armen stand er auf einem Bein balancierend. Dann hatte er die glorreiche Idee, ein Angefahrenwerden zu simulieren, liess sich langsam, bzw so schnell wie es sein steifer, dicklich-unsportlicher K�rper zuliess, zu Boden gleiten und legte sich vor das Fahrzeug. Dabei streckte er theatralisch Arme und Beine in die Luft. Kaum hatten ihm die Umstehenden wieder auf die Beine geholfen, legte er sich quer �ber den K�hler vor die Windschutzscheibe, um so ein Wegfahren des Fahrzeuges zu verhindern. An ein Wegfahren war indessen unter den herrschenden Umst�nden ohnehin nicht mehr zu denken. Vor und hinter dem Auto hatte Furrers Horde Barrikaden aufgebaut. Nun liess SVP-Nationalrat Bortoluzzi mit seinem Taschenmesser vom Restaurant-Personal einen Hinterreifen aufschlitzen.

Die von Erwin Kessler per Mobil-Telefon alarmierte Kantonspolizei brauchte eine halbe Stunde, um am Tatort zu erscheinen. Der TCS-Pannendienst war lange vorher vor Ort, musste aber mit der Reparatur des Reifens warten, bis endlich die Polizei erschien und den Tatbestand aufnahm.

Am n�chsten Tag stellte der Sonntags-Blick die Sache so dar: Kessler fuhr wild hupend Furrer �ber den Haufen... Kessler und seine Begleiterin fahren erneut in die Menge... Zweifellos eine interessante Story, an der sich die Blick-Leser �ber das Wochenende blutr�nstig ergeilen konnten. Es fehlten bloss die Toten und Schwerverletzten, die es gegeben h�tte, w�re Kessler wirklich wild in die Menge gefahren. Wie �blich zog der Sonntags-Blick weder Ausk�nfte der Polizei noch die im Internet (www.vgt.ch) ver�ffentlichten Berichte des VgT zu Rate. Unter Missachtung elementarer journalistischer Regeln f�r eine objektive Berichterstattung lassen sich halt leichter geile Stories schreiben....

Der Affoltern-Anzeiger, welcher den sachlichen Bericht �ber den tierqu�lerischen Fischbeh�lter unterdr�ckte, stellte nun - Sonntags-Blick-�hnlich - seine Frontseite zur Verf�gung, um Central-Wirt Furrer Sch�tzenhilfe zu geben. Wie der Sonntags-Blick machte auch der Anzeiger die T�ter zu Opfern und kommentierte:
�Sie wollen Tiere sch�tzen und verletzen Menschen. Dem militanten VgT-Pr�sidenten und seinen Mitl�ufern ist offensichtlich jedes Mittel recht, um sich Geh�r zu verschaffen. Ihr r�ppelhaftes Benehmen und ihre fragw�rdigen Methoden, mit denen sie immer wieder in Gesetzeskonflikte geraten, sind l�ngst bekannt... Wer bereit ist, jemanden, der sich gegen solch perfide Praktiken wehrt, vors�tzlich zu �berfahren, hat jegliche Glaubw�rdigkeit verspielt...�
Und eine Zeitung, die solchen Mist ver�ffentlicht, auch.

Alle anderen Zeitungen brachten den einigermassen ausgewogen-objektiven Bericht der Schweizerischen Depeschenagentur.

Gegen Furrer und Bortoluzzi und ihre �Mitl�ufer� ist jetzt ein Strafverfahren wegen Drohung, N�tigung und Sachbesch�digung im Gang.

Wir werden �ber diesen Prozess ausf�hrlich in den VgT-Nachrichten berichten. Blick-, Affoltern-Anzeiger- und Tages-Anzeiger-Leser haben die M�glichkeit, ihren Horizont durch ein Abonnement der VgT-Nachrichten zu erweitern (Bestellung Einzahlungsschein: Email).

 

Mehr dazu...


Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere


Nun kann ich euch in Frieden betrachten;
ich esse euch nicht mehr.
Franz Kafka, beim Betrachten von Fischen in einem Aquarium


Der Angler

Ich sehe einen sich kr�mmenden Regenwurm, den die Hand des Anglers, ohne jedes Mitgef�hl erfa�t. Ich sehe einen eisernen Haken mit Widerhaken. - Die Hand des Anglers nimmt den Wurm, spie�t ihn auf, zieht diese st�hlerne Qual durch zwei Drittel des Wurmleibes. Der Wurm kr�mmt sich, ringelt sich, b�umt sich auf in seinem Schmerz. Der Angler l�chelt zufrieden und stolz, denn er hat den Wurm ,,fachm�nnisch" gespie�t. Minuten, viele, viele Minuten vergehen so - jede Minute hat sechzig Sekunden. Welche Ewigkeit mag jede Sekunde f�r den M�rtyrer auf dem Haken sein? Der Wurm in seiner Qual windet sich auf dem Haken. Unvorstellbarer Schmerz - gr��licher, langsamer Tod! W�re er ein Mensch, w�rde er sicherlich verzweifelt fragen, ob es m�glich sei, da� die Gottheit solches geschehen lasse. Der Angler aber sitzt am Wasser, blickt auf den Schwimmer, denkt und f�hlt den k�stlichen Sonntagsfrieden rings um sich her.
Aus �Die Tierbr�der� von Edgar Kupfer-Koberwitz


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