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Das Schwein - was f�r ein Tier!

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In den letzten 20 Jahren sind das Verhalten und die Lebensgewohnheiten unserer land-wirtschaftlichen Nutztiere gut erforscht worden. In internationalen Fachzeitschriften und Tagungsberichten wurden wissenschaftliche Erkenntnisse publiziert, welche die �blichen Vorstellungen vom Wesen dieser Tiere, ganz besonders des Hausschweins, stark korrigierten. Man wird sich vielleicht fragen, ob es zum Verst�ndnis unserer Haustiere wissenschaftliche Untersuchungen braucht, ob das jahrhunderte- und jahrtausendelange Zusammenleben zwischen Mensch und Haustier nicht gen�gt. Nein, offensichtlich nicht. Der Umgang mit “Nutztieren” ist - wie das Wort sagt - stark vom Nutzendenken gepr�gt. Die meisten Tierhalter unterscheiden strikte zwischen ihren Nutztieren, die rentieren m�ssen, und ihren Heimtieren (Hunde, Katzen). Bei den Nutztieren steht nicht das Wohlbefinden, sondern der Profit im Vordergrund. Das Wohlbefinden interessiert erst, wenn der Profit tangiert wird, und das ist leider nicht immer der Fall. Mit dem Aufkommen der Antibiotika wurde es f�r die Tierhalter immer weniger wichtig, zur Gesundhaltung der Tiere auf deren angeborene Bed�rfnisse R�cksicht zu nehmen. Die Verbreitung der tierqu�lerischen Intensivhaltung verlief parallel zum missbr�uchlich-pr�ventiven Einsatz von Antibiotika. Mit der Intensivhaltung ging zudem die M�glichkeit verloren, das artgem�sse Verhalten der Tiere in nat�rlicher Umgebung beobachten zu k�nnen. Ein Tierhalter kann jahrzehntelang Mutterschweine in Kastenst�nden halten, ohne das Wesen dieser zu Geb�rmaschinen degradierten Tiere jemals ganzheitlich kennen zu lernen.

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Die Verhaltensbiologie misst die Tiergerechtigkeit eines Haltungssystems nicht - wie oft f�lschlicherweise behauptet wird - an den Bed�rfnissen der wilden Vorfahren unserer Haustiere, etwa an den Wildschweinen, sondern erforschte, wie unser Hausschwein lebt, wenn es in ein naturnahes Grossgehege gelassen wird. Dies f�hrte zu hochinteressanten Ergebnissen: Praktisch alle Verhaltensweisen des Wildschweins sind beim Hausschwein genetisch noch erhalten und werden sofort bet�tigt, wenn dazu Gelegenheit besteht. Obwohl kaum hungrig - sie wurden gef�ttert -, verbrachten die Tiere im Freigehege mindestens die H�lfte ihrer aktiven Tageszeit mit Erkunden, Fressen von Gr�sern, Kr�utern, Wurzeln, K�fern und W�rmern. Es war erstaunlich, wie rasch sich die Alttiere, die ja in einer Intensivhaltung aufgewachsen waren, im Freiland zurechtfanden und - ihrem Instinkt folgend - wildschweinartiges Verhalten zeigten. Am Morgen, kaum aus dem Nest, suchten die Tiere den Harn- und Kotplatz auf. Dann begannen sie intensiv zu grasen und zu w�hlen, um sich sp�ter p�nktlich am F�tterungsplatz einzufinden. Den Rundgang durch das Gehege unterbrachen die Tiere um die Mittagszeit mit einer Siesta. War es w�rmer als 18 Grad, suchten die grossen Tiere stets auch eine Suhle auf und scheuerten sich anschliessend gr�ndlich an umliegenden B�umen. Nachmittags wechselte die Gruppe oft in den Waldteil �ber. Die Schweine benagten abgestorbene B�ume nach Larven und Harz und gruben nach Wurzeln. Zeitig fanden sie sich beim gemeinsamen Schlafnest ein. W�hrend einige Tiere das Liegebett vorbereiteten, trugen andere aus der Umgebung trockenes Nestmaterial ein. Die hochtr�chtigen Muttersauen suchten sich einige Stunden vor der Geburt einen gesch�tzten Platz f�r das Wurfnest, zu dem sie Besuchern den Zutritt verwehrten. Emsig trugen sie trockenes Gras und Zweige ein und legten die Liegemulde an. Obwohl sich die Ferkel in diesem Nest verkrochen, erdr�ckten die Mutterschweine ihre Kleinen nicht: Vor dem Abliegen beschnuppern sie das Nest gr�ndlich und legen sich dann vorsichtig nieder. Nur selten wird ein lebensschwaches Ferkel erdr�ckt.

Schweine an der OLMA, der Ostschweizer Landwirtschaftsmesse:

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Wissenschaftliche Beobachtungen f�hrten zur Entwicklung tierfreundlicher Aufstallungssysteme ohne tierqu�lerische Fixierung der Muttersau mit Brustgurten und Kastenst�nden (siehe Abbildung oben von der OLMA). Trotzdem merken die meisten Schweine in der Schweiz immer noch nichts davon, dass das Schweizervolk im Jahr 1978 mit �berw�ltigender Mehrheit ein Tierschutzgesetz gutgeheissen hat, welches das Wohlbefinden der Tiere sch�tzt und eine artgem�sse Haltung vorschreibt. Lediglich der Markt f�r Schweinefleisch aus “artgerechter Tierhaltung” hat f�r ein paar Prozente der Schweine Verbesserungen gebracht, aber bei weitem nicht soviel, wie in der Werbung versprochen wird. Darum empfiehlt der VgT vegetarische Ern�hrung, auf jeden Fall aber Verzicht auf Schweinefleisch. -


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