VN2002-2

Editorial von VgT-Präsident Dr Erwin Kessler:

Planet der Bush-Affen

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Bush und Sharon (aus dem Nebelspalter)

Haben Sie den Film "Planet der Affen" gesehen? Nach einer langen Reise weit ins Universum landeten Astronauten wieder auf der Erde. Wegen der Zeitdilatation beim Reisen fast mit Lichtgeschwindigkeit (Relativitätstheorie) war hier unterdessen eine sehr lange Zeit vergangen. Die menschliche Zivilisation existierte nicht mehr. Eine Art zivilisierter Affen beherrschte jetzt die Welt. Diese betrachteten die Astronauten als eine unbekannte Art wilder Tiere, nahmen sie gefangen und machten an ihnen "Tierversuche" um herauszufinden, ob diese Spezies denken und fühlen konnte, was aber die meisten Wissenschaftler verneinten. An wissenschaftlichen Tagungen debattierten sie darüber, ob die merkwürdigen Laute, welche die Astronauten von sich gaben, irgendeine Bedeutung haben könnten. Vergeblich bemühten sich die Astronauten, sich mit diesen sich sehr gescheit und überlegen fühlenden Herrenaffen zu verständigen.

Oft komme ich mir vor wie ein solcher verlorener, in einem falschen Zeitalter gelandeter Astronaut. Vor allem befällt mich dieses unheimliche Gefühl, wenn ich versuche, mich vor Gericht mit Richtern zu verständigen. Sie zeigen ein Überlegenheitsgefühl wie die Richter dieser Affen-Zivilisation, verstehen aber gar nix, betrachten mich als exotisches Wesen, das gebändigt werden muss.

Natürlich ist diese Geschichte ungerecht gegenüber den wirklichen Affen, insbesondere den liebenswerten, intelligenten Menschenaffen, die nicht so verlogen und grausam sind wie der Ober-Menschenaffe, der sich Mensch nennt und die Welt beherrscht mit seiner Scheinkultur und seinen scheinheiligen, gewalttätigen Religionen. Der Film ist keine Utopie, sondern  entlarvt die heutige Wirklichkeit. Die Welt wird, wie ich täglich schmerzvoll erfahre, tatsächlich von einer Affen-Zivilisation beherrscht: den Bush-Affen.

Nein, das ist kein Schreibfehler. Es liegt mir fern, mich abschätzig über Busch-Affen zu äussern. Ich rede hier von den Bush-Affen, die sich zivilisiert und kultiviert wähnen, weil sie die technische Möglichkeit haben, die Welt zu beherrschen, auszubeuten und zu zerstören. Die Bush-Affen hocken überall: in der amerikanischen Regierung genauso wie in der schweizerischen, in Gerichten und Banken, in der UNO, Nato, WTO und wie sie alle heissen, diese scheinkulturellen Macht-Institutionen. Typisch für Bush-Affen ist ihr grenzenloser Materialismus, ihr unersättliches Streben nach Macht, ihr Grössenwahn und ihre innere Verachtung der ethischen und seelischen Werte, die sie mit scheinheiligen Reden über Solidarität und soziale Verantwortung tarnen, um die Massen der Bush-Affen ohne allzu viel Polizeiaufwand dazu zu bringen, regelmässig zu arbeiten, zu konsumieren und die Steuern zu bezahlen - und im übrigen den Mund zu halten und nicht darüber nachzudenken, was die Bush-Affen-Regierung tut. Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten der amerikanischen Bush-Affen-Zivilisation war es, verschiedene Umweltschutzgesetze aufzuheben. Später torpedierte er die Weltklimakonferenz.

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Kulturmenschen und Bush-Affen: Who's who?

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Der Gott der Bush-Affen heisst globale Marktwirtschaft. Dieser wird alles andere untergeordnet, auch die Menschlichkeit, welche die grenzenlose Marktwirtschaft der Bush-Affen stört. Alles Gesetze und internationalen Vereinbarungen sind so ausgelegt, dass die Skrupellosesten sich am besten durchsetzen und markt- und weltbeherrschend werden können. Ethische und geografische Grenzen aus der Vor-Bush-Affen-Ära werden laufend abgebaut. Ziel ist, aus der Welt einen gigantischen, uniformen Supermarkt zu machen.

Solange es den Kommunismus als Konkurrent und Widersacher der Marktwirtschaft gab, war das Ideal der freien Marktwirtschaft - zumindest wurde das so gelehrt -, eine demokratisch-liberale Welt, in der sich der Tüchtigste am besten durchsetzen konnte. Von der Bedrohung durch den Kommunismus befreit, braucht es dieses Ideal heute nicht mehr; der Neo-Kapitalismus kann sein wahres Gesicht unbeschönigt zeigen, um so mehr, als die nicht vom Volk gewählten EU-Minister bestimmen, was auf diesem Kontinent geschieht.

Globale Markwirtschaft ist angesagt auf diesem Planet der Bush-Affen, Grenzenlosigkeit, Gigantismus - ein Turmbau zu Babel, welcher am 11.9.2001 einen Rückschlag erlitt, der allerdings nicht zum Nachdenken anregte, sondern zu noch mehr Dominanz von Macht und Gewalt unter Anführung des Ober-Bush-Affen. Die Sinnkrise der Armeen konnte damit - Gott sei's gedankt - beseitigt werden. Sie haben nun wieder einen Feind, den Terrorismus. Zum Terrorismus zählen die herrschenden Bush-Affen zB die Globalisierungsgegner, wie wir aus den Tagesschauen des Jahres 2001 wissen. Hindernisse für die Globalisierung des konsum- und kapitalorientierten Materialismus werden mit der der Globalisierung eigenen Rücksichtslosigkeit beseitigt.

Der blaue Planet wird - das zeichnet sich deutlich ab - zum Kriegsschauplatz zweier sich bekämpfenden Affenarten: der Taliban-Affen und der Bush-Affen, beide gewaltbereit und aus humaner Sicht geistesgestört, seelisch unterentwickelt. Aber es wären unrealistisch, nur wegen der ähnlichen Anatomie von Kulturmenschen und Bush-Affen von letzteren Seelenwärme und Mitgefühl für die Ausgebeuteten und Unterdrückten zu erwarten. Es ist unschwer vorauszusehen, dass sich letztlich die technisch überlegenen Bush-Affen gegenüber den höhlenbewohnenden Taliban-Affen im Kampf um die Weltherrschaft durchsetzen werden. Der Turmbau zu New York. geht nach kurzer Störung weiter. Geändert hat sich wenig, nur die Schuhe von Flugpassagieren werden seither durchleuchtet.

Und wo bleibt der Kulturmensch mit Herz und Verstand? Zwei von tausend Schweizern sind Gönner oder Mitglied des VgT, und es werden laufend rasch mehr - Grund für schwache Hoffnung, nicht nur für die Millionen versklavter und ausgebeuteter Nutztiere, Hoffnung auch für den Kulturmenschen, für wahre Menschlichkeit, die sich nicht egoistisch auf die Spezies der herrschenden Bush-Affen beschränkt. Für den  Kulturmenschen Albert Schweizer war Ethik unteilbar, denn Ethik gegenüber dem Menschen und Rohheit gegenüber dem Tier sind zwei Verhaltensweisen, die sich nicht vereinbaren lassen. Als "Urwald-Doktor" setzte er sich für Mensch und Tier ein. Wenn ich wieder einmal im Gerichtssaal vor Bush-Affen stehe und wegen meines Einsatzes für die Unterdrückten und Ausgebeuteten zu Gefängnis verurteilt werde, denke ich an solche kleine, Wärme spendenden Lichter auf diesem kalten, blauen Planet. Seelenkälte kann man nicht durch Klimaerwärmung beseitigen, nur mit Liebe. Was ist Liebe? Ein ebenso häufig verwendetes wie missverstandenes Wort in der Bush-Affen-Sprache. Ich meine keine selbstgefällig-egoistische Wohltätigkeit oder eine erpresserisch zustande gekommene Solidaritätsstiftung der Bush-Affen-Regierung, welche daneben freundschaftliche Beziehungen zu Diktaturen pflegt, wie etwa China welches bis heute Tibet unterdrückt. Ich meine auch nicht die routinemässig gepredigte abstrakte Liebe, sondern die wärmende, im Alltag gelebte Liebe gegenüber allen beseelten Wesen, die dafür empfänglich sind.  


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