VN07-1, Februar 2007

Kaninchen im Winter



Fotos Erwin Kessler

Kaninchen sind auch im Winter gerne draussen. Schönes Beispiel an der Walzmühlestrasse in Frauenfeld

 

Wie Kaninchen im Winter nicht zittern müssen, um sich warm zu halten                                                                            

 von Ruth Morgenegg, www.nagerstation.ch

Damit Kaninchen, insbesondere auch Zwergkaninchen, unbeschadet durch den Winter kommen und die kalte Jahreszeit im Freien richtig geniessen können, müssen ein paar wichtige Vorkehrungen getroffen werden. Die Tiere sollen nicht gezwungen sein, ihre Körpertemperatur durch Zittern aufrecht zu erhalten. Genau das passiert aber, wenn man sie in Kastenställe einsperrt.

Kaninchen freuen sich am Schnee. Deshalb ist es wichtig, dass sie auch im Winter Ausgang in ein Freigehege haben. Für das Überwintern im Freien ist ein genügend grosser Lebensraum elementar. Drei Kaninchen benötigen mindestens 6 Quadratmeter. Die Tiere sollen zum einen Hakensprünge machen können, um die notwendige Bewegung zu erhalten. Zum anderen braucht es diesen Platz für einige sehr wichtige Einrichtungsgegenstände, die sie animieren sich zu bewegen. Sonst droht Gefahr, dass die Kaninchen nur in den Höhlen liegen oder im Regen und Schnee sitzen. Um das zu verhindern, gestaltet man ihnen einen strukturierten, auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Lebensraum, zu dem auch erhöhte, geschützte Ebenen und eine Winterhütte gehören.

Messungen haben ergeben, dass Hütten am Boden auf einer Holzplatte viel wärmere Temperaturen im Innern aufweisen als jene, welche in der Höhe platziert sind. Trotzdem sind erhöhte Ebenen und offene Häuser auf einer zweiten Etage sehr beliebt bei Kaninchen. Zusätzlich zum geschützten Haus soll es einige trockene, grosse Unterschlüpfe geben, wie zum Beispiel seitwärts gekippte und abgedeckte Kisten oder Harrasse, die täglich mit viel frischem, trockenem Heu ausstaffiert werden. Hütten und Unterschlüpfe können zur besseren Isolation mit viel Zeitungen ausstaffiert werden. Für den Gehegeboden eignet sich saugkräftige Rindeneinstreu.

Ein guter, kostengünstiger und schneller Unterschlupf ist im Nu gebaut. Eine Harrasse wird auf den Kopf gestellt. Nun schlagen Sie auf der schmalen Seite die zwei untersten Bretter mit einem Hammer heraus und nageln als Dach ein beliebig grosses Brett drauf. Oder Sie kippen zwei Harrasse seitwärts und nageln sie aufeinander. Mit einem Dach zum Schutz und beispielsweise einer Schale mit viel Heu versehen, ergibt das ein beliebtes Kuschelbett und gleichzeitig einen tollen Aussichtspunkt für Kaninchen. Steckt man zusätzlich schöne, überhängende Tannäste in die Harrasse-Ritzen, ergeben sich seitwärts beliebte Unterschlüpfe. Das ganze sieht nicht nur hübsch aus, sondern dient den Kaninchen auf mannigfache Weise zur Beschäftigung und als Unterstand.

Unsere Langohren sind keine Schönwettertiere. Sie lieben es im Regen und im Schnee zu verweilen. Trotzdem sollten sie jederzeit die Möglichkeit haben, sich an geschützte trockene Orte zurückziehen zu können. Zumindest ein kleiner Teil des Geheges sollte deshalb immer trocken sein. Das erreichen Sie am einfachsten mit Planen, welche bei schönem Wetter seitwärts weggeschoben werden können. Denn auch Kaninchen brauchen die Sonne.

Kaninchen sind sehr neugierig und schnell gelangweilt. Man muss sie immer wieder von neuem motivieren, nicht nur rumzuliegen und sich genügend zu bewegen. Am besten animiert man sie immer wieder mit frischen Materialien aus dem Wald. Dazu eignen sich Tannäste, Rinden, Wurzelstücke und vieles mehr. Holen Sie das Material mindestens einmal pro Woche frisch aus dem Wald. Die Mühe lohnt sich, denn die Tiere bedanken sich mit Lebensfreude und Vitalität bei Ihnen. Es liegt an uns, sie zur Bewegung zu animieren. Ein ungenügend strukturiertes oder immer gleich eingerichtetes Gehege interessiert kein Tier und schon gar nicht neugierige Kaninchen.

Zum natürlichen Verhalten der Tiere gehört auch das Graben, welches ihnen ermöglicht, sich schützende Höhlen zu bauen. Solche Schutzorte werden immer an trockenen Orten z.B. unter Hütten gegraben. Achten Sie deshalb darauf, dass das Drahtgeflecht rund ums Gehege herum mindestens 50 Zentimeter in die Erde ragt. Legen sie keine Drahtgeflechte in oder auf den Boden. die Kaninchen verletzen sich sonst schnell.

Gerade im Winter wäre eine Verletzung, welche die Bewegungsfreiheit einschränkt, fatal. Nur gesunde Tiere können die Winterhaltung im Freien geniessen. Deshalb ist wichtig, dass Sie Ihre Tiere auch im Winter gut beobachten und auf Unregelmässigkeiten im Verhalten achten. Dazu eignen sich die Fütterungszeiten sehr gut. Achten Sie darauf, ob alle Tiere erscheinen und essen. Ist keines untergewichtig? Der Energiefutterteil muss mit sinkender Temperatur erhöht werden. Im Winter brauchen die Tiere ganz besonders viel frisches Heu. Und auch der Flüssigkeitsbedarf ist in der trockenen Luft erhöht. Das Wasser sollte deshalb mehrmals täglich in einem offenen Gefäss angeboten werden. Trinkrohre eignen sich grundsätzlich nicht für eine ausreichende Wasserversorgung von Kaninchen. Im Winter droht zusätzlich die Gefahr von Erfrierungsverletzungen an der Zunge.

Damit Ihre Tiere ihren Aufenthalt im Freien bei jeder Temperatur wirklich geniessen können, ist nebst Gehegegrösse, Strukturierung und Fütterung auch die Gruppenzusammensetzung wichtig. Die Kontaktstimulation untereinander spielt eine wesentliche Rolle. Von den mindestens zwei, besser drei Artgenossen darf keinem der Zugang zum Fressen oder einer schützenden Hütte verwehrt sein.

Damit Kaninchen gut durch den Winter kommen, ist folgendes erforderlich:

  • Geschützter wintertauglicher Stall mit Freigehege
  • Trockene Wintereinrichtung auch im Auslauf
  • Keine Einzelhaltung (Kontaktstimulation)
  • Regelmässiges Verabreichen von Material aus dem Wald
  • Mehrmals täglich lauwarmes Wasser in offenem Gefäss
  • Viel Heu und zudem Energiefutter
  • Beobachtung - Unterstützung – Pflege

Wenn Sie diese Anregungen und Vorschläge beachten wird auch ein langer harter Winter mit den vielen Möglichkeiten, die er Kaninchen bieten kann, eine ganz besonders abwechslungsreiche und spannende Jahreszeit für Sie und Ihre Tiere.

Weitere Auskünfte erhalten Sie über das Nager-Beratungstelefon 0900 57 52 31 (2.13/Min zu Gunsten heimatloser Tiere). www.nagerstation.ch

Bauanleitungen für wintertaugliche Gehege und weitere nützliche Tipps entnehmen Sie dem Buch:

"Artgerechte Haltung – ein Grundrecht auch für Zwerg-Kaninchen"  von Ruth Morgenegg,  ISBN 3-9522661-1-6, Neuauflage 2005, 200 Seiten, Fr 34.—, erhältlich bei Buch 2000, CH 8910 Affoltern,  info@buch2000.ch,Tel: 044 762 42 90 Fax. 044 762 42 95


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