VN 10-3 Wolle - ein Tierquälerprodukt Von Claudia Zeier Kopp, Vizepräsidentin VgT Grausames Mulesing und Scheren, Massentierhaltung und Lebendexport von Woll-Schafen: Es gibt keine „tierfreundliche“ Wolle
Schafe sind – wie andere höhere Säugetiere auch – leidensfähige Lebewesen, die genauso Schmerz, Angst und Freude empfinden wie Menschen.
Sie sind intelligente, soziale Wesen und es ist bewiesen, dass Schafe äusserst komplexe Gefühle haben und auch imstande sind, bewusst zu denken.
In wissenschaftlichen Studien wurde festgestellt, dass Schafe sich mindestens 50 verschiedene Schafgesichter merken können und sogar die Gesichter von ihnen vertrauten Menschen – und diese, selbst nach langen Zeiträumen der Trennung, wiedererkennen können.
Generell reagieren Schafe auf ihre Umgebung in vielerlei Hinsicht genauso wie Menschen. Trotz all diesem Wissen, werden an Schafen weltweit - vor allem von der Wollindustrie - grausame Tierquälereien begangen. Nur wenige Konsumenten wissen, dass sie durch den Kauf von Wolle in der Regel eine grausame Tierquälerei unterstützen. Aus diesem Grunde greift der VgT dieses Thema auf und berichtet ausführlich über das Tierleid, das sich hinter der Woll-Industrie verbirgt. Schweizer Wolle findet man heute kaum noch im Handel, weil die Wolle von Schweizer Schafen nicht konkurrenzfähig gegenüber der importierten Wolle ist und deshalb nicht in den Handel kommt und stattdessen - bis auf unbedeutende Mengen für die Selbstversorgung - verbrannt wird.
Ein Grossteil der weltweiten Wollproduktion - für Kleidung bis Teppiche - stammt vorwiegend von Merino-Schafen, die in Australien und Neuseeland gezüchtet werden. Australien stellt etwa 30 Prozent der weltweiten Merinowolle her. Die Merinos wurden darauf gezüchtet, faltige Haut zu bekommen, damit die Wollausbeute pro Tier noch grösser ist, was den Profit pro Tier erhöht. Wegen der unnatürlichen Übermenge an Wolle, sterben viele Schafe in den heissen Monaten an Hitzschlag. In den Hautfalten sammeln sich Feuchtigkeit und Urin an, was Fliegen anzieht, die ihre Eier in den Hautfalten ablegen. Die wenig später ausgeschlüpften Larven können die Schafe bei lebendigem Leibe auffressen. Um den Verlust von Schafen durch diesen "Fliegenbefall" zu vermeiden, führen die australischen Rancher das Mulesing (benannt nach dem Erfinder der Methode, John Mules) durch. Beim diesem barbarischen Mulesing werden die Lämmern unter Gewaltanwendung auf den Rücken geworfen und ihre Beine zwischen Metallstäben fixiert.
Dann schneidet man ihnen - oftmals mit einer einfachen Gartenschere und ohne jegliche Betäubung – Essteller grosse Fleischstücke vom Bereich rund um ihren Schwanz, um den After und (bei weiblichen Tieren) auch um die Vulva herum, weg (kein Mensch käme auf die Idee einem Kleinkind auch nur wenige Quadratzentimeter Haut ohne Betäubung herauszuschneiden).
Video über diese grausame Praxis: www.vgt.ch/media/mulesing.mov Mit diesem grausamen Eingriff soll erreicht werden, dass sich eine glatte, vernarbte Fläche bildet, die keine Angriffsfläche mehr für Fliegeneier bietet. Oftmals wird aber das Gegenteil erreicht, weil gerade diese grossflächigen, blutigen Wunden häufig von Fliegen befallen werden, noch bevor sie abheilen können.
Weil Proteste von Tierschützern, Konsumenten und auch einige internationale Bekleidungsketten immer mehr zunehmen, versucht die australische Wollindustrie das konventionelle Mulesing teilweise durch eine neue Form der Verstümmelung zu ersetzen: das „Clip-Mulesing“. Dabei werden Klammern so fest an der Haut der Lämmer angebracht, dass die Haut abstirbt und abfällt. Dieses Mulesing wird von der Wollindustrie als „tierfreundlicher“ verkauft, aber nur die Tatsache, dass kein Blut im Spiel ist, und das Clip-Mulesing keine schockierende Bilder hervorbringt, macht die Prozedur nicht schmerzfrei. Im Gegenteil: Das Clip Mulesing ist äusserst schmerzhaft und muss deshalb ganz klar als eine Tierquälerei eingestuft werden. Dabei gäbe es schon längstens andere tierfreundliche Methoden zur Überwachung des Fliegenbefalls, wie zum Beispiel bessere Kontrolle der Herden und der einzelnen Tiere, und vorallem auf den Verzicht von Qualzucht.-Schafrassen wie Merino. Da die Schafherden in der Regel aus Tausenden von Schafen bestehen, ist es faktisch unmöglich, die Bedürfnissen der einzelnen Tieren nachzukommen. So sterben manchmal jährlich bis zu 6 Millionen Tiere, was von den Schafzüchtern in Kauf genommen wird. Dazu sterben viele Lämmer an den Folgen der Witterung oder durch Verhungern, noch bevor sie die achte Lebenswoche erreicht haben. Und weiter sterben viele ausgewachsene Schafe an den Folgen fehlender Unterstände und an Krankheiten, die durch Vernachlässigung verursacht werden. Obwohl zahlreiche australische Wollfarmer mittlerweile die Alternativen zum Mulesing erkannt haben und sie sich zu Nutzen machen, vertritt die Wollindustrie noch immer die veralteten und grausamen Verstümmelungen durch Mulesing. Aus diesem Grund sind ca. 85% der australischen Farmer nach wie vor nicht einmal bereit, die einfachste und effektivste Alternative zum Mulesing einzuführen: keine Schafe mehr mit faltiger Haut zu züchten.
Neben dem Mulesing müssen die Schafe noch ander Qualen über sich ergehen lassen: Wenige Wochen nach ihrer Geburt werden den Lämmern die Ohren durchlöchert, die Schwänze abgeschnitten, und die männlichen Lämmer werden kastriert – alles ohne Schmerzausschaltung. Die Kastration erfolgt durch Herausschneiden der Hoden, wie heute noch in der Schweiz bei Ferkeln, oder es wird mit einem Gummiring die Blutzufuhr abgeschnitten, was ebenfalls eine sehr schmerzhafte Kastrationsmethode ist.
Die Scherer werden in der Regel nach Masse bezahlt, und nicht pro Stunde. Bei diesem Akkord-Scheren (bis zu 350 Tiere am Tag) wird mit den Schafen rücksichtslos umgegangen, da bleibt keine Zeit um auf ihr Wohl zu achten. Darum ist auch das Scheren eine Tierquälerei. Das brutale Fixieren führt - neben der groben Behandlung - auch immer wieder zu Verletzungen durch die Schermesser. Massentierhaltung für „Ultra-Fine“ Wolle Bis anhin wurden nur Schafe erwähnt, die zumindest ihr Leben nicht eingesperrt fristen müssen. Was aber in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist, ist die Intensivhaltung von Schafen in Tierfabriken zur Produktion der „ultra-fine“ Merinowolle. Diese Wolle wird produziert, um elitäre Luxusgeschäfte mit „Luxuswolle“ einzudecken, die hauptsächlich verwendet wird, um teure Kleidung herzustellen, die sich nur Wohlhabende leisten können. Was für perverse Tierquälereien generell in Kauf genommen werden, um dekadente „Luxusgüter“ zu produzieren, ist ja schon längstens bekannt, wenn man z.B. an Pelze, foie gras, Hummer, Froschenkel, Botox usw denkt. Davor macht auch die Wollindustrie nicht Halt. Die Schafe, die sich für die Produktion der Ultra-Fine Wolle "eignen", werden von den Fabriken bei diversen Schaftzüchter - meistens kurz bevor sie ausgewachsen sind - gekauft. Soweit bekannt (die Woll-Industrie gibt naütrlich nicht gerne Auskunft)
werden viele Lämmer in Ställen in engen Verhältnissen geboren und mit den Mutterschafen gehalten, bevor sie
letztendlich in der Fabrik landen. Diesen Schafen bleibt
wenigstens das Mulesing erspart, weil sie unter ständiger Kontrolle
sind, und eventuelle Fleigenbefälle rechtzeitig erkannt und behandelt
werden können. Dafür sehen diese Schafe nie eine Weide und können sich nie in
Freien
bewegen . Das Los der Fabrikschafe ist grässlich: Die Schafe werden oftmals einzeln - eine Qual, da Schafe Herdentiere sind- – in kleinen, engen Abteilen eingesperrt, und das 24 Stunden am Tag und bis zu fünf Jahren!
Um das Vlies vor Staub
und Dreck zu schützen, müssen die Tiere einen Nylon-Mantel tragen, der
sie bis auf den Kopf vollständig bedeckt.
Während ihrem Fabrik-Dasein sehen diese Tiere nie eine Weide, spüren nie einen Sonnenstrahl auf dem Gesicht und können keine natürlichen sozialen Kontakte pflegen. In dieser engen Eintönigkeit und Bewegungslosigkeit werden die Schafe apathisch. Und weil sie ihr natürliches Verhalten, wie z.B. grasen, nicht ausleben können, machen sie verzweifelte, wiegende Bewegungen und beissen dauernd an den Holzstäben und dem Draht ihrer Käfige herum – sodass die Holzstäbe oftmals ersetzt werden müssen. In der Fachsprache nennt man diese Verhaltensstörung Stereotypie, ein objektives Indiz für Tierquälerei.
Was für ein qualvolles Leben diese Tiere fristen müssen, kann auf einem Video von "Animals Australia" angeschaut werden: www.vgt.ch/media/wolle.wmv Internationale, luxuriöse Modehäuser unterstützen diese Schaffabriken, und eines davon, das dies im grösseren Stil tut, ist das italienische Modehaus Ermenegildo Zegna, das auch in der Schweiz (Genf, Lugano, St. Moritz) mehrere Boutiquen betreibt.
Werden die Schafe älter, werden sie zum Schlachten verkauft. Dies führt alljährlich zu grausamen, oft wochen- oder monatelang dauernden Lebendtransporten von ca 6,5 Millionen Schafen von Australien in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Auf den mehrstöckigen, Offendeck-Schiffen, werden die Tiere in Verschlägen transportiert, die auf dem Deck aufgebaut sind. Hier sind die Tiere Salzwasser (was Blindheit verursachen kann), Hitze und schlechtem Wetter schutzlos ausgeliefert. Auf Schiffen, wo die Tiere unter Deck transportiert werden, fehlt es an ausreichender Belüftung, was eine hohe Ammoniak-Konzentration und Luftfeuchtigkeit verursacht. Die wenigen vorhandenen Ventilatoren reichen nicht aus und fallen während der langen Fahrt öfters aus. Wie auch immer die Tiere transportiert werden: Die von Krankheiten verseuchten Schiffen sind bis zum platzen überfüllt und Zugang zu Nahrung und Wasser gibt es kaum. Viele der Tiere werden in der Enge krank oder verletzt und sterben qualvoll auf der langen, anstrengenden Reise. Tote oder kranke und verletzte Schafe werden einfach über Bord geworfen oder in einem riesigen Fleischwolf – auch lebend! – entsorgt . Welches Leid die Schafe bei diesen "Tierexporten" aushalten müssen, blieb bis im Jahr 2003 in Europa weitgehend unbekannt. Damals durfte die "Cormo Express", ein Schiff so gross wie ein Grossstadt-Wohnblock, mit 57'000 Schafen an Bord, nicht im vorgesehenen Bestimmungsland Saudi Arabien entladen, weil sich das Gerücht, die Schafe seien krank, verbreitet hatte. Während 11 Wochen wurde in Zeitungen in Europa über diese Katastrophe berichtet und brachte das unvorstellbare Ausmass dieser Tierexporte ins Bewusstsein der Bevölkerung. Jedes zehnte Tier starb qualvoll und jämmerlich in den verdreckten Decks und tausende Tiere wurden krank. Das Martyrium auf hoher See nahm erst ein Ende, als Eritrea, der neue Abnehmer der Schafe, nach 11 langen Wochen, die Schiffsladung mit den Tieren, die diese Horror-Fahrt überlebten, entladen liess. Der Fall vom "Cormo Express" wurde als spektakulärer Fall in den Medien präsentiert, dabei spielen sich ähnliche Dramen reglemässig auf den täglichen "normalen" Transporten ab. Auch auf Schiffen, die zum Beispiel "nur" circa 11 Tage unterwegs sind, sind die Bedingungen entsetzlich und bei Transporten in den mittleren Osten, die circa 20 Tage dauern, sind die Lebensbedingungen schrecklich. So ist es zum Beispiel keine Seltenheit, dass Tiere in bis zu circa 30 cm hohen Exkrementen versinken. Seit dem Fall vom „Cormo Express“ hat sich nicht viel verändert. Das zeigt das Tierdrama, das sich auf dem Viehtransport-Schiff „Danny II“ im Dezember 2009 abgespielt hat. Das Schiff war auf dem Weg nach Syrien und kenterte vor der Küste Libanons auf der Höhe der Stadt Tripolis. An Bord befanden sich über 10'000 Schafe und gegen 18'000 Rinder. Das aus Uruguay stammende Vieh war für den Syrischen Markt bestimmt. Beim Schiffs-Unglück verendeten die rund 28000 Tiere - ausser denen, die nicht schon vorher qualvoll an Bord krepiert waren. Bis 2008 hatten auch aus der EU Schlachtvieh-Transporte stattgefunden. Weil aber der Tierschutz an Bord - kaum Wasser und Nahrung, unzureichende Luft und quälende Enge – als ungenügend galt, wurden die Subventionen für solche Schiffs-Transporte gestrichen, was diese zum Erliegen brachten. Andere Länder, wie z.B. Südamerika, wo Vieh günstig gemästet werden kann, führen aber weiterhin lebende Rinder und Schafe aus. „Danny II“ war am 23. Nov. 2009 in den See gestochen. Bei der Kenterung waren die Tiere schon drei lange qualvolle Wochen unterwegs. Trotz diesem unermesslichen Tierleid wurde in den Medien vorwiegend über das Schicksal der Schiffs-Besatzung und den wenigen Passagieren berichtet. So wurde in einer Meldung des Tages-Anzeigers die Tatsache, dass an Bord von „Danny II“ 28000 Tiere unter schlimmsten Bedingungen transportieret wurden, nicht einmal erwähnt! Der wichtigste Ausgangsort für die Tiertransporte ist der Exporthafen Fremantle in Westaustralien, wo rund zwei Drittel aller Schafe verladen werden. Bevor die Tiere hier ankommen, haben Sie schon einen langen Leidensweg hinter sich. Zuerst werden sie aus der gewohnten Umgebung (meistens eine Farm) herausgerissen und lange Strecken ohne jegliche Versorgung transportiert. Bis die Tiere auf dem Saleyard (Tierauktion) landen, leiden sie an Durst und Hunger, vom extremen Stress nicht zu sprechen. Die Ausmasse der Tierumschlagplätze sind unvorstellbar und beispiellos. So werden in Katanning an einem Tag 30'000 Schafe "gehandelt" und in Midland 10'000 Schafe. Im Hafen von Fremantle, wo die so genannten Roadtrains, beladen mit bis zu 700 Schafen, nonstop in den Hafen fahren, sind es sogar 54'000 Schafe an einem Tag! Was sich auf diesen Tiermärkten täglich abspielt, ist grauenhaft: Völlig überladene Transporter mit eingeklemmten, festliegenden und auch toten Tieren, die den Transport nicht überlebt haben. Verladung von verletzten, kranken und sogar neugeborenen Tiere. Brutaler Umgang mit den Schafen, die oftmals durch die Fahrer und Saleyardarbeiter mit Elektrotreibern im Gesicht- und Genitalbereich verletzt und gequält werden. Auf den Saleyards werden die Schafe von Exporteuren gekauft und zu den so genannten Feedlots (Exportställe) transportiert. Erst hier bekommen die Tiere in der Regel erstmals Wasser und Futter. Nach wenigen Tagen geht die Reise dann weiter zu einem der Verladehäfen - für diejenigen Schafe, die während den Transportstrapazen nicht gestorben sind. Obwohl die so genannten „Codes of Practise” in Westaustralien (die sehr detailliert und teilweise sogar weitgehender sind, als die europäischen Tierschutzrichtlinien) die Transportbedingungen für lebende Tiere klar festlegen, herrschen katastrophale Zustände. So wird z.B. im „Codes of Practise” für Saleyards vorgeschrieben, dass Hunde beim Treiben der Schafe einen Maulkorb tragen müssen. Trotzdem tragen viele Hunde keinen Maulkorb und fügen den Schafen bei Attacken oftmals Bisswunden zu. Und wie immer wieder von Tierschutzorganisationen vor Ort festgestellt, werden die „Codes of Practise” generell ignoriert. Aber für die Tierhändler-Branche in Australien sind die offiziellen, zuständigen Behörden keine wirkliche Bedrohung. Eigentlich ist es nicht viel anders als in der Schweiz – die vermeintlich das beste Tierschutzgesetz in Europa haben soll. Die Tierschutzverordnung, die das sonst schon traurige Leben von den so genannten „Nutztieren“ in den Schweizer Tierfabriken ein wenig erträglicher machen soll, wird weitgehend ignoriert. So erhalten z.B. Mutterschweine das ihnen gemäss Gesetz zustehende Stroh nicht, Kühe erhalten ebenfalls nicht den vorgeschriebenen Auslauf, usw. Von den zuständigen Behörden haben die Tierhalter wenig zu befürchten - und wenn schon, dann höchstens eine lächerliche Busse. Selbst notorische Tierquäler lässt man gewähren – wie der Fall des Thurgauer Tierquälers Kesselring im zeigt, der seit über zehn Jahre seine Tiere quält und vom Veterinäramt immer noch kein Tierhalteverbot erhalten hat. Auch in der Schweiz werden die hiesigen „Codes of Practise” nicht eingehalten. Nun zurück nach Australien: Obwohl unter dem zunehmenden Druck von Tierschutzorganisationen mehr Kontrollen auf den Tierumschlagplätzen durchgeführt werden, um festzustellen, ob die „Codes of Practise” eingehalten werden, geht es den Tieren nach wie vor schlecht. Und angesichts der gigantischen, oben erwähnten Zahlen von Tieren, die täglich transportiert und verladen werden, ist es praktisch unmöglich zu kontrollieren, ob der Tierschutz gemäss den „Codes of Practise” auch wirklich gewährleistet ist. Die Schafe, die schliesslich die lange qualvolle Odyssee von diversen Transporten, Tiermärkten und die Tortur der langen Schiffreise auf hoher See überstehen und lebend am Bestimmungsort anlangen, werden brutal von Bord geschleift, getreten und aufs Gröbste misshandelt. Dann werden die Schafe entweder auf Ladeflächen von LKWs festgebunden oder von privaten Käufern gewaltsam in Kofferräume von PKWs eingequetscht oder auf Dachträgern festgebunden, um sie in den endgültigen Tod zu transportieren.
Wer Wolle kauft, unterstützt auch diese Grausamkeiten Video Lebentransporte: www.vgt.ch/media/mulesing.mov (zweite Hälfte) Nach dieser letzten Reise, geprägt von Angst, Schmerzen und extremem Stress, werden die Tiere geschächtet, wobei ihnen bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschlitzt wird – oftmals massenweise auf grossen Plätzen. Gefesselte Schafe, bereitgelegt zum Schächten:
Schächten von Schafen:
Egal, ob man es nun Wolle, Kaschmir oder Angora nennt, jede Art von Wolle bedeutet in der heutigen globalisierten Massentierhaltung Leiden für die Tiere. So stammt zum Beispiel Kaschmir von Ziegen, die zu Millionen in China und der Mongolei gehalten werden. Auch in der Schweiz wird viel Kaschmir verkauft, vom preislich noch erschwinglichen Pullover bis zur teuren Kleidung im höheren „Luxus“-Segment. Was aber kaum jemand weiss: 50 bis 80 Prozent der Jungziegen werden getötet, weil deren Felle nicht den Anforderungen entsprechen. Auch Angora-Kaninchen leiden. Um sie zu scheren, werden sie auf ein Brett gespannt. Dabei schneiden ihnen die Messer der Scherer immer wieder ins Fleisch, was zu blutigen, schmerzhaften Wunden führt. Angora-Kaninchen verbringen ein qualvolles Leben in Käfigen aus Maschendraht, was häufig Geschwülste an ihren empfindlichen Fusssohlen verursacht. Die männlichen Angora-Kaninchen werden meistens gleich nach der Geburt getötet, weil sie weniger Wolle produzieren und daher nicht profitable sind. Selbst Seide ist mit Tierleid verbunden. Bei der Seideherstellung, werden die Seidenwürmer lebendig gekocht, um die Fäden, die die weben, um Kokons daraus zu machen, zu gewinnen. Aber zurück zur Schafswolle: Es ist sehr schwierig festzustellen, woher ein Wollprodukt ursprünglich stammt. Zudem stammt jede Wolle, ob aus Australien, Neuseeland, Grossbritannien, den Vereinigten Staaten oder sonst woher, mit wenigen Ausnahmen, von Schafen, die durch Scheren, Mulesing, ein qualvolles Fabrikleben oder Lebendexport, entsetzliche Qualen und Schmerzen erleiden mussten. Demnach reicht es nicht, nur Produkte zu meiden, auf deren Etiketten "Merino" steht, denn viele Produkte tragen einfach die Aufschrift "Wolle", auch wenn sie vom Merinoschaf stammen. Dies ist dann der Fall, wenn die Wollfasern nicht fein genug waren, um als "Merino" deklariert zu werden. Wer also die Tierquälereien, die hinter jeglicher Wollproduktion stehen, nicht unterstützen will, verzichtet ganz auf Wolle.
Der Verzicht auf Wolle ist in der heutigen Zeit sehr einfach geworden, denn die meisten Bekleidungsgeschäfte verfügen über eine Vielzahl an Artikeln, die nicht aus Wolle hergestellt werden. Viele Menschen, die gegen Wolle allergisch sind, verwenden schon lange alternative Materialien zu Wollkleidung, wie z.B. Baumwolle, Baumwollflanell, Polyestervlies, Kapok (das ebenfalls auch eine pflanzliche Alternative zu Daunen ist) und andere tierfreundliche Fasern. Tencel, das atmungsaktiv, haltbar und biologisch abbaubar ist, ist eines der neuesten tierfreundlichen Produkte als Ersatz für Wolle. Auch ist die heutige Textilindustrie auf Kunstfaserbasis derart hochentwickelt, dass niemand mehr auf Pelz- und Wollkleider angewiesen ist. Noch immer wird oftmals die Meinung vertreten, dass Wolle das wärmste Material sein soll, was aber nicht (mehr) zutrifft. Heute gibt es Materialien, die genauso warm oder sogar noch wärmer sind, wie z.B. Acryl, Baumwollmischungen, Rayon oder Polyester. Zudem sind diese Materialien nicht so pflegeintensiv wie Wolle und auch länger haltbar – weitere angenehme Gründe, um als Konsument auf Wolle zu verzichten.
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