VN1994-3
Enthornen - Ausdruck einer technokratischen Landwirtschaft
von Erwin Kessler
Es ist nicht richtig, wie die landwirtschaftliche Propaganda immer wieder
behauptet, dass Laufställe das Enthornen der Kühe erfordern. Richtig ist - das
haben ethologische Untersuchungen der ETH Zürich bewiesen -, dass durch das
Enthornen der Tiere die Ställe enger gemacht werden können. Diese Verstümmelung
der Tiere stellt deshalb nur eine Massnahme zur Gewinnmaximierung dar
-rücksichtslos gegen Tiere. Die Behauptung, das Enthornen sei zur
Unfallvorbeugung notwendig, ist ebenfalls typisch: für jede Unfähigkeit des
Tierhalters gibt man den Tieren die Schuld und vergewaltigt diese in
Zwangs-Stallungen derart, dass auch Tierhalter, die von Tieren nichts verstehen,
und billigste Arbeitskräfte, auf die Tiere losgelassen werden können. So werden
Mutterschweine in Folterkäfige gesperrt, damit sie angeblich ihre Jungen nicht
erdrücken. Nun hat aber die wissenschaftliche Forschung schon lange ergeben,
dass dieses Erdrücken nur bei falsch gehaltenen, neurotischen Tieren in
bedeutendem Ausmass vorkommt. Auf ähnliche Weise werden den Hühnern die Schnäbel
gekürzt, damit sich die überzüchteten, degenerierten Tiere in der völlig
tierwidrigen Intensivhaltung nicht gegenseitig blutig picken - etwas, das bei
artgerechter Hühnerhaltung nicht auftritt. "Hörner ab" heisst das Patentrezept
bei den Kühen, damit Tierhalter, die ihr neurotisches Verhalten auf die Tiere
übertragen, besser vor Unfällen geschützt sind. Ich habe als kleiner Bub oft auf
einem Bauernhof mitgeholfen. Bin zweimal durch fahrlässigen Umgang mit Munis in
Lebensgefahr geraten. Es würde mir aber nie einfallen, deshalb das Enthornen
dieser Tiere zu fordern. In aller Regel sind Kühe bei richtigem Umgang nicht
gefährlich. Beim Weideaustrieb passierte auch beim grössten Gedränge unter der
Stalltüre nie etwas.
Wir verurteilen das gewaltsame Anpassen der Tiere an ungeeignete Ställe und
fordern eine ethologisch richtige Anpassung der Ställe an die Tiere. Eine
agro-technokratische Landwirtschaft, welche systematisch die Tiere verstümmelt,
verdient nach unserer Überzeugung keine Subventionen aus Steuergelder.
Tierquälerprodukte können billiger aus dem Ausland importiert werden. Hiefür
besteht in der Schweiz kein Produktionsbedarf.
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