VN96-6
Appell an die Juden in der Schweiz
Das Schächten, dh das Schlachten ohne Betäubung, ist eine Grausamkeit, die mit echter Religiosität unvereinbar ist. Sowenig wie Menschenfresserei geduldet werden kann, darf auch gegenüber dem Schächten "Toleranz" nicht mit "Ignoranz" verwechselt werden. In vielen Religionen, nicht nur in der jüdischen, gab und gibt es fanatische Fundamentalisten, die im Namen ihrer Religion Grausamkeiten und Perversitäten verüben. Die aufgeklärte Menschheit - egal welcher Religion - hat die Verantwortung, solche Auswüchse zu ächten. Jede Freiheit, auch die Religionsfreiheit, muss ihre Grenzen dort haben, wo die Freiheit und das Wohlbefinden anderer Lebewesen betroffen werden.
Sämtliche Tierschutzorganisationen lehnen das Schächten ab. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, tierliebende Juden zu gewinnen, unseren Kampf gegen diese Tierquälerei zu unterstützen. Einzige Ausnahme: der grosse jüdische Musiker Yehudi Menuhin, der das Schächten offen verurteilt hat.
Die offensichtliche Angst liberaler Juden, sich öffentlich vom Schächten zu distanzieren, diese falsche Solidarität gegenüber einem Verbrechen an Tieren, hat dazu geführt, dass aus dem Schächtproblem ein Judenproblem geworden ist, da der Eindruck entsteht, alle Juden würden das von der Schweizer Bevölkerung grossmehrheitlich abgelehnte Schächten befürworten. Die Unterdrückung des Themas Schächten mit Hetzkampagnen gegen Tierschützer und mit Gerichtsverfahren wegen angeblichem Rassismus, fördert das Ansehen der Juden nicht. Das so erzwungene Schweigen führt zur Faust im Sack und fördert antisemitische Strömungen. Es wäre andererseits ganz einfach zu verhindern, dass die Diskussion um das Schächten Antisemitismus fördert. Wenn sich liberale Juden endlich öffentlich von diesem überholten Ritual distanzieren würden, wäre damit verhindert, dass das Schächten mit dem Judentum ansich identifiziert würde. Wir appellieren deshalb an alle Juden in der Schweiz, tierschützerisch mit uns zusammenzuarbeiten. Mit Muslims ist eine solche Zusammenarbeit möglich. Mit Juden wirklich nicht? Bitte melden Sie sich beim VgT Verein gegen Tierfabriken, 9546 Tuttwil.
Erwin Kessler, Präsident VgT
Auf diesen Appell, der am 16. August 1996 als Inserat im Beobachter erschienen ist, haben
zwei Juden geantwortet. Zitate aus diesen Antworten:
Als liberale Jüdin bin ich mehr als betroffen, so ein
antisemitisches Anti-Schächtinserat lesen zu müssen...
Araceli Patricia Gayor, Lindenstr 14, 8307 Effretikon
An Kessler, den grossen Tierfreund und Menschenverachter, eidg dipl Antisemit mit Nazi
Scheisse im Wasserkopf... Der grosse Moses sagte, das jüdische Volk ist ein hartnäckiges
Volk und unter den nartnäckigen bin ich noch einer der Hartnäckigsten. Heuchler müssen
auch sterben, besonders wenn sie so verlogen sind bis unter die Schamhaare. Ich gestatte
ihnen, dass sie mit meinen Faxmitteilungen ihr Arschlosch putzen dürfen.
Marco Bloch, Holbeinstr 79, 4051 Basel
Anmerkung:
Ich bin sehr enttäuscht, dass dieser Appell, dieser ehrliche Versuch zum Dialog,
dieses für die jüdische Gemeinschaft als ganzes beschämende Resultat gezeitigt hat und
frage mich je länger je mehr, was das für Menschen sind, die in unserer Gesellschaft
wichtige Posten in Wirtschaft, Kultur und Politik besetzen und sich gleichzeitig so
geschlossen hinter eine derart perverse, pseudo-religiöse Barbarei an Tieren stellen, und
wie lange es geht, bis gewisse Medien einsehen, dass das Kritik-Tabu und neuerdings auch
das strafrechtliche Kritikverbot (Antirassismusgesetz) an jüdischen Handlungsweisen
Toleranz am falschen Ort ist. Verbrechen an Tieren verdienen keine Toleranz - erst recht
nicht, wenn sie von einer derart vollständigen Uneinsichtigkeit geprägt ist. Eine solche
mit staatlichen Repressionen verordnete «Toleranz» fördert das Ansehen der Juden und
ihre Integration in die übrige Gesellschaft sicher nicht.
Erwin Kessler
VN96-6, November 1996
Mail an den Verein gegen Tierfabriken Schweiz
Mail an den Webmaster
URL: http.//www.vgt.ch/vn/9606/appell.htm