Milch und Rinderwahnsinn

von Erwin Kessler


 

Im Februar 1997 hat eine Untersuchungskommission des Europaparlamentes aufgedeckt, wie das Rinderwahnsinn-Risiko (BSE) aus wirtschaftlichen Gründen jahrelang vertuscht und verharmlost worden ist. Das Bundesamt für Veterinärwesen(BVet) verharmlost konstant das BSE-Risiko, insbesondere auch für Milch. Schon früher, als die deutsche und britische Regierung vor Kalbsinnereien warnten, erklärte BVet-Direktor Kihm Kalbsinnereien für bedenkenlos, mit folgender Begründung (Zeitungsmeldungen vom 14.7.94): «Weil Kälber mit Milchmast aufgezogen und mit rund vier Monaten geschlachtet werden, können sie nicht mit infiziertem Tiermehl in Berührung kommen.» Tatsache ist jedoch, dass in der Kälbermast meistens nicht Milch, sondern eine Milchersatz-Mixtur verfüttert wird welche neben allerlei chemischen Zusätzen (zB Fleischaufheller) und staatlich subventioniertem Milchpulver auch Schlachtfette enthält, also Schlachtabfälle von Artgenossen. Neue Studien in Grossbritannien haben inzwischen ergeben, dass auch eine direkte BSE-Übertragung von der Mutterkuh auf das Kalb möglich ist. Doch nach Kihm ist weiterhin alles bedenkenlos: «Milch absolut bedenkenlos», erklärte er noch im vergangenen Sommer. Trotz aller Unsicherheit rund um BSE und laufend neuen, alarmierenden Erkenntnissen, will er stets keinen Grund zur Beunruhigung sehen. Seine neueste Erklärung, es käme «keine Milch von kranken Kühen auf den Mark» ist angesichts der mehrjährigen Inkubationszeit von BSE (Zeit bis Erkrankung sichtbar wird) und der Tatsache, dass es heute noch keine Methode gibt, die Infizierung am lebenden Tier festzustellen, eine verantwortungslose Argumentation. So wie das Bundesamt für Veterinärwesen seit Jahren das Tierschutzgesetz verdreht und missachtet und stets alle Missstände in den Ställen und Tierfabriken als «gesetzeskonform» bezeichnet, so geht es jetzt auch mit dem Gesundheitsrisiko der Bevölkerung. Oberstes Ziel ist offensichtlich auch hier die Wahrung der Interessen der milliardenschweren Agro-, Fleisch-, Milch- und Käse-Lobby.


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