Malahide, 8. März
2009
Sehr geehrte Frau
Stauber,
Lang habe ich mich
gefragt, wie ich mein Anliegen an Sie formulieren und vor allem,
ob ich mich überhaupt an Sie wenden soll. Aber jetzt möchte ich es
einfach mal versuchen, von Frau zu Frau.
Wir haben in gewisser
Weise einiges gemeinsam. Sie sind eine Frau des öffentlichen
Lebens und als Moderatorin via TV, immer wieder live zu Gast in
unseren Wohnzimmern.
Ich bin als Schweizer
„Best age Model“ – momentan im Ausland lebend, oft bei den
gleichen Menschen zuhause, wenn auch nur fotografiert in
Zeitschriften oder Prospekten, als Werbeträgerin für
verschiedenste Produkte.
Ich habe selber am
eigenen Leib erlebt und daraus gelernt, dass man als Person im
Rampenlicht, sehr vorsichtig sein muss, mit dem was man sagt oder
tut, weil man natürlich härter beurteilt wird, als andere, die
nicht in diesem Ausmass in der Öffentlichkeit stehen.
Aber Sie als
Top-Profi wissen das ja, hab ich mir gedacht, und kennen
auch Ihre Wirkung und Ihre Verantwortung dem Publikum gegenüber,
hab ich mir gedacht. Umso mehr war ich zuerst in der
Neujahrs-Tagesschau 2008 überrascht, als Sie vor laufender Kamera
über die Foie-Gras- und Hummergeniesser der noblen Gesellschaft an
Silvester, mit einem Lächeln berichteten. Damals dachte ich nur:
„schade, dass diese Frau nicht weiss, was sie anrichtet.“
Gänsestopfleber ist ein fürchterliches Verbrechen an Lebewesen und
das Töten von Hummern nicht weniger schlimm.
Und nun habe ich
vernommen, dass Sie sich auch noch das Bakteriengift Botox
spritzen lassen. Jetzt frag ich mich, ob ihnen Ihre
Vorbildfunktion nicht bewusst ist oder ob es Ihnen einfach gleich
ist, wer was über Sie denkt? Ich kann mir aber nicht vorstellen,
dass Sie direkte oder indirekte Werbung für Botox machen wollen
und dass es Ihnen gleich ist, damit jährlich zu X-tausendfachem
Tierleid- und Tiermorden „ja“ zu sagen?
Es wäre doch so viel
schöner, wenn Sie Ihre Position dazu nutzen würden, den Frauen und
Männern Mut zu machen, zu ihrem Alter zu stehen und auf solche
Eingriffe zu verzichten. Ich bin Jahrgang 1954 und mehr denn je
weltweit als Model gebucht und das auch ohne Schönheitschirurgen.
Es gibt sehr viele Menschen, die das Thema satt haben und es
begrüssen, dass Menschen zu sich selber stehen und auch zu ihren
Fehlern. Wer ist schon perfekt, wer hat noch nie einen Fehler
gemacht?
Wir wollen alle
geliebt werden und schön sein, das geht Ihnen gleich wie mir, aber
liebe Frau Stauber, das schaffen wir auch locker ohne unsere
Körper mit Botox zu gefährden und für so viel Tierleid
mitverantwortlich zu sein.
Ich bin die Letzte
die mit dem Finger auf Sie zeigt und ich kann Ihnen nicht
vorschreiben, was Sie zu denken oder fühlen haben, das steht mir
nicht zu. Dazu mache ich im Leben selber auch immer noch zu viele
Fehler. Ich bemühe mich z.B. sehr, eine moralisch einwandfreie
Konsumentin zu sein und muss auch immer wieder feststellen, dass
es in der heutigen Zeit fast schon ein Ding der Unmöglichkeit ist
und ich auch immer wieder Fehler mache.
Was ich persönlich
einfach grossartig fände, wäre, wenn eine Frau wie Sie es sind,
ein Interview geben würde, in dem Sie dazu steht, Botox gespritzt
zu haben, aber heute nichtmehr dahinter steht, weil sie mehr
Information darüber bekommen haben und es aus Tierschutz-Gründen
nun ablehnen. Es ist keine Schande, dank VgT und Dr. Erwin Kessler
etwas zu lernen.
Mit so einem
Statement, können Sie so viel Frauen und Männer zum Denken
anregen, die dann vielleicht darauf verzichten würden Botox zu
gebrauchen. Die Tiere haben keine Lobby, die brauchen Menschen wie
Sie es sind, die sich für sie einsetzten, weil Ihre Stimme mehr
zählt, als die von unbekannten.
Wie dem auch sei, ich
wünsche Ihnen viel Mut, in Zukunft zu sich selber zu stehen, so,
wie Sie sind – innerlich und äusserlich – und sich nicht zwingen
oder anstecken zu lassen, von einem so ungesunden und brutalen
Jugendwahn, der speziell uns Frauen u.a. weismachen will, dass wir
mit Nervengiften im Gesicht schöner sind.
Wir sind nicht
schöner, wenn wir für so viel unbeschreiblich viel Leid an
Lebewesen mitverantwortlich sind. Schönheit kommt immer noch von
Innen.
Mit freundlichen
Grüssen
Gabriela
Rickli-Gerster |