8. März 2010 Zum Abstimmungsergebnis "Tieranwalt": Klage- und Beschwerderecht für Tierschutzorganisationen Das Schweizervolk hat mit deutlicher Mehrheit Nein gesagt zu einem obligatorischen kantonalen Anwalt für Tierschutzstrafsachen ("Tieranwalt"). Wir sind nicht traurig darüber, haben uns für diesen Tieranwalt nicht engagiert. Ein Ja wäre zwar ein willkommenes Signal gewesen für mehr und besseren Tierschutz - aber kaum mehr. Die grosse Mehrheit der tierschutzfeindlichen Kantone, welche keinen Tieranwalt wollen, hätten - bei einem eidgenössischen Obligatorium - diesen Posten einem Tierschutzverhinderer übertragen. So läuft es ja heute schon mit den Kantonstierärzten: in ihrer grossen Mehrheit Tierschutzverhinderer, die immer alle Missstände - für die sie wegen ihrer Untätigkeit mitverantwortlich sind - als "tierschutzkonform" erklären. Noch ein Beamter, ein staatlicher Tieranwalt, der auch solche Sprüche verbreitet, würde dem Tierschutz gar nichts nützen, im Gegenteil unsere Arbeit erschweren, denn in der Schweiz ist die Mehrheit der Bürger immer noch sehr obrigkeitsgläubig. Amtliche Verlautbarungen haben eine hohe Glaubwürdigkeit, gegen welche auch mit Fakten und Beweisen schwer anzukommen ist. Viele biedere Bürger können sich einfach nicht vorstellen, dass Chefbeamte, Regierungsräte und Bundesräte faustdick lügen, wie das gang und gäbe ist. Es wäre sehr förderlich für die Demokratie, wenn alle Bürger das Buch "Spin doctors im Bundeshaus" lesen würden. Wer das gelesen hat, ist nachher ein anderer Mensch, Bürger und Wähler. Aber eben: die meisten Bürger geben sich mit dem täglichen Informationskurzfutter der Gratispresse zufrieden. Für einen besseren Tierschutz brauchen wir nicht mehr Beamte, sondern endlich ein Klage- und Beschwerderecht für Tierschutzorganisationen. Die Gerichtskosten für verlorene Prozesse verhindern einen Missbrauch. Nur tierschutzfeindliche oder von der Obrigkeit angelogene, schlecht informierte Menschen können dagegen sein, dass Tierschutzorganisationen das Klage- und Beschwerderecht in Tierschutzfragen erhalten - und natürlich die Egoisten, denen das Massentierelend sowieso egal ist und die keine Skrupel haben, dieses Massenelendes mit ihrem täglichen Konsum zu unterstützen. Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken Schweiz VgT.ch |