9. Oktober 2004

Kein Herz für Tiere:

Totengräber des Tierschutzgesetzes

Der Ständerat hat auf Vorschlag des Bundesrates das Tierschutzgesetz dahingehend abgeändert,  dass der Tierschutz der Wirtschaftlichkeit unterzuordnen ist. Damit legalisiert der Ständerat die jahrzehntelange illegale Praxis des Bundesrates, der schon bisher in der Tierschutzverordnung die üblichen tierquälerischen Methoden in der Nutztierhaltung erlaubt hat, die durch das (übergeordnete) Tierschutzgesetz eigentlich verboten sind.

Weil Tierschutzorganisationen kein Klage- und Beschwerderecht gegen Verletzungen des Tierschutzgesetzes und missbräuchliche Auslegungen haben, stehen der totalen Unterordnung des Tierschutzes unter die Wirtschaftlichkeit nun Tür und Tor offen. Dass das Tierschutzgesetz bisher weitgehend toter Buchstabe geblieben ist, war bisher rechtswidrig. Nun ist es rechtmässig. Der Widerspruch ist beseitigt, Ordnung hergestellt, und das Tierschutzgesetz zu Grabe getragen.

Das ist weiter nicht erstaunlich angesichts der materialistischen Rücksichtslosigkeit, mit der heute in der Schweiz Politik betrieben wird. Alles wird der "Wirtschaftlichkeit" untergeordnet. Moral, Ethik und Verantwortung kommen nur noch in Schönredereien vor.

Um von der Sabotage des Tierschutzgesetzes abzulenken, hat der Ständerat für eine ferne Zukunft - mit Verschiebungsvorbehalt - ein Verbot des betäubungslosen Kastrierens von Ferkeln in Aussicht gestellt. prompt attestierten das Schweizer Fernsehen dem Ständerat: "Ein Herz für Tiere". Und die Masse fiel darauf herein. "Juhu. Der Ständerat hat das Tierschutzgesetz gutgeheissen!", schrieb mir eine Tierfreundin naiv begeistert.

Ihre zutiefst tierverachtende Einstellung haben in letzter Zeit mehrere Bundesräte hemmungslos offenbart: In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme nach der Wahl in den Bundesrat hat Blocher die Abschaffung des Tierschutzes in der Landwirtschaft gefordert. Bundesrat Leuenberger hat sich kürzlich öffentlich für das barbarische Schächten ohne Betäubung ausgesprochen und Bundesrat Deiss meinte zu den Forderungen der Schweizer Tierschutzorganisationen, Tiertransporte auf das nötigste zu beschränken, sein Hund freue sich, wenn er mit dem Auto mitfahren dürfe. Das glauben wir nicht, Herr Deiss, dass sich Ihr Hund immer noch freut, wenn er ohne Pause mehr als 6 Stunden in Ihrem Auto sitzen musste, auch wenn Ihr klimatisierter PW einiges komfortabler ist als ein Schlachtviehtransporter und sich Ihr Hund darin in gewohnter, vertrauter Umgebung befindet. Dumm und dämlich, scheinheilig und verlogen - das heutige Anforderungsprofil für Bundesräte?

Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles (Goethe). Aber Gold und Geldgier haben in der Menschheitsgeschichte noch selten Glück gebracht. Die Zerfallserscheinungen sind denn auch überdeutlich jeden Tag wahrzunehmen. Die Bush-Affen (siehe Planet der Bush-Affen, www.vgt.ch\vn\0202\editorial.htm) sind nicht nur die Totengräber des Tierschutzes, sondern auch der Kultur und Zivilisation überhaupt.

Erwin Kessler, Präsident VgT


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