29. September 2008, aktualisiert am 25. April 2009   / VN 10-1

Presserat-Beschwerde
gegen die Sonntags-Zeitung
wegen verlogener Abbildung

Mit einer verlogenden Abbildung stellte die Sonntags-Zeitung die Schweinehaltung in der Schweiz als idyllisch freilaufende Schweine auf der Alp dar: Die Sonntags-Zeitung lügt ihre Leser an

Der VgT hat beim Presserat Beschwerde gegen die Sonntags-Zeitung erhoben wegen Verletzung der Wahrheitspflicht:

Beschwerd an den Presserat

Mit fadenscheiniger Argumentations-Akrobatik hat der Presserat die Beschwerde abgewiesen und solchen Lesermanipulationen Tür und Tor geöffnet: Entscheid Presserat.

Laut Feststellung des Presserates stehe in der Keystone-Fotodatenbank, welcher die fragliche Aufnahme entnommen ist, die Aufnahme sei nach dem Alpaufzug auf der Oberalp, Unerboden, aufgenommen worden. Dazu halten wir fest: Zur Mast auf der Alp werden nicht Schweine mitgenommen, welche schon Schlachtgrösse haben, wie die auf dieser Aufnahme. Und die Wiese sieht gar nicht so aus, als ob hier regelmässig Schweine herumwühlen würden. Es ist uns keine einzige Alp bekannt, wo die Schweine Freilauf haben. So hat zum Beispiel die Migros vor ein paar Jahren das Alpschwein-Angebot gestoppt, nachdem wir nachgewiesen haben, dass alle diese "Alpschweine" nicht auf den Alpwiesen weiden, sondern dauernd in engen Verschlägen gehalten werden (www.vgt.ch/news_bis2001/000505.htm).
Freilaufend haben nur Einzeltiere und nur ganz selten, und diese waren mit Naseringen gegen das Wühlen bestückt, eine in der Schweiz verbotene Tierquälerei.
Die von der Sonntags-Zeitung verwendete Archviaufnahme ist mit allergrösster Wahrscheinlichkeit gestellt - gegen ein Trinkgeld Schweine aus dem dunklen Loch im Hintergrund herausgelassen, sauber abgespritzt. Fototermin. Zurück ins finstere Gefängnis. Ein Foto-Journalist, der seine Bilder verkaufen möchte, wird das natürlich nie zugeben. So naiv kann der Presserat nicht sein. Er ahnte wohl, dass wir sein Vorurteil erschüttern könnten und hat uns deshalb das rechtliche Gehör verweigert. Wie formulierte doch schon Berthold Brecht so treffend: "Da sind die Unbedenklichen, die niemals zweifeln, ihre Urteile sind unfehlbar, sie glauben nicht den Fakten, sie glauben nur sich. Im Notfall müssen die Fakten dran glauben...."
Und sogar wenn die Aufnahme nicht gestellt wäre: sie ist jedenfalls nicht repräsentativ für die Schweizer Landwirtschaft. Und genau das ist die von uns gerügte Unwahrheit. Das schleckt keine Kuh weg, und auch nicht der Presserat mit seiner gekünstelten, fadenscheinigen Argmentationskette.
Erwin Kessler, Präsident VgT

Objektiver als der Presserat haben zahlreiche Leser der Sonntags-Zeitung auf diese  Falschinformation reagiert:

Der VgT hat Kenntnis von zahlreichen weiteren Leserbriefen, welche die Sonntags-Zeitung mit der merkwürdigen, fadenscheinigen Begründung zurückgewiesen hat, die von den Leserbriefschreibern korrekt angegeben Absenderadresse sei nicht im Telefonverzeichnis eingetragen. Wir veröffentlichen nachfolgend die von der SZ unterdrückten oder stark gekürzten (verstümmelten) Leserbriefe, von denen der VgT eine Kopie erhalten hat:

Mit grossem Interesse habe ich Ihren Bericht in der heutigen Sonntagsausgabe gelesen, betreff dem EU Freihandslabkommen. So weit so gut, aber was mich stört ist das seltsame *Plagiat* welches, Sie dazu veröffentlicht haben. Ich nehme an, dass Sie mit den freilaufenden Schweinen die freilaufenden Bauern zeigen wollen - aber diese Fotomontage gaukelt den - vor allem städtischen - Konsumenten vor, dass in der Schweiz die Schweine oder Nutztiere generell ein solch tolles Leben haben wie Sie es hier abbilden. Ich selber wohne auf dem Lande und ich sehe nur Schweineställe aber ohne freilaufende Schweine. Jene Schweine. die wenigstens noch einen kleinen Balkon haben, haben ja noch Glück - aber gereinigt werden die meistens nicht. In der Regel leben die Schweine in ihrem eigenen Kot und Dreck. Von schönem Leben keine Spur. Ich denke, dass wenn man mal eine Sau auf eine Weide geben würde, die erschrecken wie grün das aussieht. Tatsache ist, dass trotz dem sogenannten "Swissness"-Begriff, die Tiere  EXTREM leiden - und die Schweizer aber das Gefühl haben, sie essen etwas  gesundes. Dank Ihrem Bild - und Sie wissen ob der Macht der Bilder -  verstärkt sich diese Lüge noch zusätzlich. Zeigen Sie doch mal unverblümt wie es in der Schweiz um die sogenannt  schöne Tierhaltung geht. Zeigen Sie mal die Wahrheit - wahrscheinlich hätten wir am anderen Tag alles arbeitslose Metzger und Schlächter - aber ganz sicher haben Sie dann Reporter welche von den Bauern mit ihren Mistgabeln aufgespiest wurden. ÜBRIGENS: Wurde vom Presserat nicht verboten Fotomontagen zu produzieren, welche dem Leser ein falsches Bild wahrnehmen lassen??? Dies ist ein Plagiat und vom Presserat geächtet - oder??? Bleiben Sie doch bitte bei der Wahrheit.
Daniel Jegge

Zunächst einmal haben Sie sich sicher im Photo geirrt, das kann ja passieren, aber es ist irreführend freilaufende Schweine in der Natur zu zeigen. denn die gibt es in der Schweizer Schweinezucht schlicht nicht, die sind nämlich alle unartgerecht im eigenen Kot eingebunkert! Da ändert auch das Eigenlob von der angeblichen wunderbaren  Nutztierhaltung in der Schweiz nichts dran. Es ärgert mich als Schweizer Bürgerin auch, von den Bauern mit 228 neuen Forderungen zum EU-Freihandelsabkommen, ohne Gegenleistung, wieder zur Kasse gebeten zu werden, denn unsere Bauern sind ja bereits die am höchsten subventionierten der Welt und unsere Produkte sind bereits die teuersten der Welt. Wenn uns die Bauern also weiterhin mit Hilfe unserer Politiker so „ausbluten“, dann müssen wir tatsächlich die Produkte aus der EU wählen. Was dann?
Gila Müller Bongard

Bauern verlangen Mindestlöhne und wollen noch mehr Profit aus den Tieren rauspressen. Der Bericht vom 21.9.08 zeigt ein völlig falsches Bild. Nicht nur im Ausland leiden die Nutztiere. Auch hierzulande, das wissen belesene und sich informierende Konsumenten in der Schweiz schon lange. Wo sieht man je ein Schwein auf einer Wiese rennen? Sie erinnern sich nicht daran je eines gesehen zu haben? Ich auch nicht, denn die Tiere sind in den Schweinefabriken lebendig eingemauert. Das muss auf die Verpackung geschrieben werden, ein Bild aus dem Inneren der Stallung und das Fleisch bleibt liegen. Das wissen diese Produzenten ganz genau, darum heucheln sie mit Werbung von Tieren auf blühenden Wiesen und in dicken Strohbetten. Auch hierzulande werden Schweine, Hühner, Rinder in Gestank, Monotonie in Ställen gehalten die den Namen Stall nicht verdienen. Auch hierzulande werden Millionen von Schweinchen die Zähne ausgebrochen, Schwänze coupiert und kastriert ohne Narkose. Kühe werden nicht jeden Tag auf die Weide gelassen, wenn sie Glück haben grad mal die vorgeschriebenen 90 Tage. Da müssen wir uns nicht brüsten, es sei hier besser als im bösen Ausland. Nein, es sind unsere Bauern. die garantierte Löhne (dank Subventionen) haben, die solches tun. Ein Bauer verdient nicht weniger gut als ein normaler Arbeiter. Dafür hat er ein grosses Haus mit vielen Zimmern, hat Umschwung und kann auf billigem Land bauen. Dazu kann durch Direktvermarktung von Blumen, Gemüse, Obst, Holz, Saft, Konfi und anderen bäuerlichen Produkten noch so mancher Batzen am Fiskus vorbei dazuverdient werden. Dass die Sonntagszeitung ein Bild von Säuli, die über eine Alpwiese rennen, druckt, ist nichts als Sand in die Augen der Konsumenten streuen. Aber wir sind trotzdem nicht blind, dank dem Verein gegen Tierfabriken wissen wir schon lange, was läuft. Meine Empörung geht nicht bloss an die Bauern, auch an die Behörde welche flott mitmacht und mitverdient an der grenzenlosen Tierausbeutung.
Gamper Marlène

Das zu diesem Artikel abgebildete Foto mit glücklichen Schweinen trügt und belügt die Leser und Konsumenten, denn in der Schweiz ist eine solche tierfreundliche Schweinehaltung eine Seltenheit. In Wahrheit fristen die meisten Schweine hierzulande - wie andere Nutztiere auch - ein trauriges Leben, dahin vegetierend in Tierfabriken, in unvorstellbarer Eintönigkeit und extremer Enge, nie den Himmel oder eine saftige, grüne Wiese erblickend, wie dieses Foto vorgaukelt. Tatsache ist: Der Massenkonsum an (Billig)Fleisch könnte niemals von glücklichen, aus tierfreundlichen Haltungen stammenden Tieren, gedeckt werden - selbst ein Kind ist in der Lage, diese Rechnung zu machen. Gemäss einer Studie vom Bundesamt für Veterinärwesen sollen es Nutztiere in Europa nirgends so gut haben wie in der Schweiz. Ein Eigenlob, das stinkt, denn in den Schweizer Tierfabriken sieht es leider kaum besser aus als in den EU-Massentierhaltungen. Aber mit der Verbreitung solcher Lügen und schönen, nicht der Wahrheit entsprechenden Fotos (wohlweislich werden grässliche Bilder aus Schweizer Tierfabriken den Konsumenten vorenthalten) wird der Fleischkonsum weiterhin angekurbelt. Und dies ist ganz im Sinne der Fleischindustrie und der Bundesrätin
Doris Leuthard, die beide nur an der Wirtschaft und nicht am Tierwohl interessiert sind. Demzufolge hat die vom Bundesamt für Veterinärwesen hoch gelobte "Swissness" in Sachen Tierschutz gar nie existiert, aber eignet sich bestens als Märchen, um den gutgläubigen Konsumenten weiterhin Sand in die Augen zu streuen.
Claudia Zeier Kopp, Zürich

Vermutlich suchte der Journalist vergebens im Archiv nach realen Bildern von einer schweizerischen Schweinehaltung. Es gibt sie nämlich nicht! Sie werden der Bevölkerung tunlichst vorenthalten, damit diese weiterhin das ungesunde, billige, voller Elend steckende Schweinefleisch konsumiert. Die wirklichen Lebensbedingungen unserer Schweine in der Schweiz sieht man einzig unter www.vgt.ch - ehrlich, natürlich.
Manuela Pinza

Sie haben ein Bild mit freilaufenden Schweinen auf der Wiese veröffentlicht. Leider weiss ich, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Die meisten Schweine auf der Alp und in der Schweiz verbringen ihr Leben in Intensivhaltung und sehen kein einziges mal eine grüne Wiese, können sich nicht in der Erde wälzen und herumgraben um ihre Haut zu schützen, wie sie es gerne machen würden. Sie werden tierquälerisch gemästet und können sich kaum bewegen, werden als Geburtsmaschine verwendet, bis sie dann ins Schlachthaus kommen. Aus diesem Grund ist es für mich unverständlich, wie Sie ein solches Bild veröffentlichen und die Fleischkonsumenten derart täuschen können.
Nicole Guggenbühl

Die rund 3 Mio. Schweine, die alljährlich in der CH geschlachtet werden vegetieren doch die meisten in viel zu engen, fensterlosen Betonbuchten im eigenen Kot und ohne Stroh, also auch ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit. Schlimm für Tiere, die so intelligent und gefühlvoll sind wie Hunde. Seien Sie ehrlich: wo haben Sie das letzte Mal ein Schwein in einem Stall oder gar im Freien gesehen? Müsste doch bei der stattlichen Zahl von fast 3 Mio. öfters vorkommen.
L. Zeller

Als regelmässiger Leser der Sonntags-Zeitung bin ich sehr enttäuscht von ihrer Präsentation des Artikels. Mit der bildlichen Darstellung von artgerechter Alpschweinehaltung wollen sie den Link zur Schweizer Landwirtschaft herstellen. Das ist leider fernab der Realität. Die ca. 1.6 Millionen Schweine in der Schweiz können von Alpwiesen nicht einmal träumen, da sie in ihrem kurzen Leben nie eine Wiese sehen und die wenigsten überhaupt Tageslicht kennen. Die Realität spielt sich meist in engen dunklen und mit dem eigenen Kot verschmutzten Boxen ohne Tageslicht und Abwechslung ab. Das ist die vorherrschende Haltungsform und müsste daher gezeigt werden.
Marino E. Wagner

Mit ungläubigem Staunen betrachte ich das Bild in der letzten Sonntagszeitung und lese dessen Legende: "Freilauf für die einheimische Landwirtschaft." Abgebildet sind fröhliche Schweine, die ob ihres kaum fassbaren Glücks ungestüm in alle Himmelsrichtungen rennen. Was soll uns dieses Bild sagen? Dass Schweine in der Schweiz im Freiland gehalten werden? Wer hat im Mitteland, dort, wo die Hunderttausenden von Mastschweinen nämlich tatsächlich eingesperrt sind, je ein Schwein auf der grünen Wiese gesehen? Auch auf den zahllosen Schweizer Alpen treffen wir nur höchst selten auf so zufriedene Schweine. Selbst dort müssen sie ihr trostloses, trauriges Dasein auf engen, betonierten Flächen fristen, wo sie doch, erinnern wir uns nur an das Bild, so liebend gerne rum springen und ihrer Art entsprechend in der Erde wühlen. Mit solch unehrlichen Bildern werden die Lesenden auf's Ärgste hinters Licht geführt. Zumal die völlig unbeschäigte Wiese eher darauf hin deutet, dass es sich hier nicht um einen glücklichen Schweinealltag handelt, sondern vielmehr um ein gestelltes Bild. Vielleicht zeigt uns die Sonntagszeitung aber nächstens auch noch ein ungeschöntes Bild der äusserst bitteren Realität einer schweizerischen Massentierhaltung.
Susanne Walther

Ich habe mich sehr gefreut über das Bild mit den aufgestellten Schweinchen auf der grünen Wiese und gleichzeitig habe ich mich geärgert, weil dieses Bild absolut nicht den Tatsachen entspricht! Die meisten der zahlreichen Leser der Sonntagszeitung haben noch nie in ihrem Leben solch glückliche Ferkel auf einer grünen Wiese gesehen. Beinahe alle Mast-Schweine verbringen ihr kurzes Leben in Dunkelheit, Gestank, Enge, und Monotonie. Ein unwürdiges Leben! Ihr Bild täuscht die Konsumenten und vermittelt von der Schweinehaltung in der Schweiz in völlig falsches Bild.
Sylvia Laver

Das Bild zeigt auf einer unversehrten Alpwiese "glückliche" Schweine, die herumtollen. Dass dieses Bild so arangiert und von der Sonntagszeitung ausgewählt wurde, zeigt, dass Bauern, Händler und Zeitung genau wissen, wie
das Schwein leben möchte. Gemäss Umfragen wünscht die Mehrzahl der KonsumentInnen eine Tierhaltung wie im Bild. Das Bild ist aber gestellt. Eine Wiese weist nach einem glücklichen Schweinealltag Wühlspuren auf. Die armen Schweine wurden nur für den Fototermin rausgelassen. Sie dienten einer verhängnisvollen Täuschung. Jährlich werden in der Schweiz 1.6
Millionen Schweine gemästet. Mehr als 99% davon leben mit ihrer Grösse von bis zu 100 kg auf weniger als 1 m2. Stellen Sie sich das vor. Ein Leben auf weniger als 1 m2 fristen zu müssen, oder eine ganze Schulklasse, die in einem Wohnzimmer eingepfercht gross gezogen wird. Mit dem allgegenwärtigen Slogan "Schweizer Qualität, ehrlich und natürlich" wird
uns suggeriert, das uns vorgesetzte Fleisch sei von Schweinen, die wie im erwähnten Bild frei umher rannten. Wir SteuerzahlerInnen unterstützen mit den Milliarden-Direktzahlungen diese Tierquälerei und lassen uns mit den
letztlich von uns bezahlten "Schweizer Qualität"-Zeitungsreklamen einlullen und unser Gewissen beruhigen. Nach dem Foto ging's zurück in den engen Maststall.
Primus Sch.

 


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