20./30. November 1999

Forellenviviers: Sind Schweizer Wirte Tierqu�ler?

Die Gastro-Zeitschrift "eXpresso" hat aus Anlass des Vorfalls beim Restaurant Central in Affoltern das Thema "Forellenviviers: Sind Schweizer Wirte Tierqu�ler?" zur Diskussion gestellt und gefragt: "Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an znuk@expresso.ch (Fax 041 418 24 71)

In der Ausgabe vom 30. November ver�ffentlichte "eXpresso" die Zuschrift von Erwin Kessler sowie einige andere Leserbriefe (K�rzungen haben wir, soweit sie uns durch Zusendung von Kopien der Leserbriefe bekannt geworden sind, violett erg�nzt; diese K�rzungen, die offensichtlich aus Platzgr�nden erfolgt sind, werfen wir der eXpresso-Redaktion, deren Forum-Seite ganz diesem Thema gewidmet war, nicht vor):

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Erwin Kessler: "Fred Furrer ist mehr Metzger als Wirt!"

Der Artikel in der eXpresso-Ausgabe Nr 46 "Forellenviviers: Sind Schweizer Wirte Tierqu�ler?" hat die Gem�ter erhitzt. Erwin Kessler, Tiersch�tzer und Ausl�ser des gesamten Medienrummels, macht sich per e-mail Luft:

Erwin Kessler, Tuttwil: Die Frage, ob Wirte Tierqu�ler sind, ist ungl�cklich gestellt: Fred Furrer jedenfalls ist mehr Metzger als Wirt - und Ehrenmitglied des Schweizerischen Metzgermeisterverbandes. Das erkl�rt auch, weshalb er abweisend-barsch reagierte, als eine VgT-Vertreterin (Verein gegen Tierfabriken) mit ihm �ber das viel zu kleine und verdreckte Vivier sprechen wollte. Sie wollte ihm klar machen, dass diese Art von Fischh�lterung tierqu�lerisch ist, weil die in unnat�rlicher Dichte und Enge mit Artgenossen gefangen gehaltenen und Ausseneinfl�ssen (Menschen, Hunde etc) ohne R�ckzugs- und Versteckm�glichkeiten ausgelieferten Fische in ihren arteigenen Anpassungsm�glichkeiten auf Umgebungseinfl�sse �berfordert werden und deshalb nach anf�nglichen Fluchtversuchen in Apathie verfallen - ein sicheres Zeichen f�r starkes Leiden. Solche Fischbeh�lter verletzen deshalb Artikel 2 Absatz 1 und 2 des Tierschutzgesetzes sowie Artikel 1 Absatz 1 und 2 der Tierschutzverordnung. Aber es kam nicht dazu, Wirt und Metzger Furrer diese Zusammenh�nge aufzuzeigen. Beim Stichwort Vivier blockte er das Gespr�ch im Anfangsstadium br�sk ab und lief davon.

Sicher sind nicht alle Wirte gegen�ber Tierschutzanliegen derart feindselig eingestellt. Im Gegensatz zu Metzgern leben Restaurants ja nicht von Fleisch. Mit vegetarischen Gerichten l�sst sich genau so gut und immer besser wirten. Das Problem mit diesen Viviers ist, dass sie eine Tradition sind, �ber die meisten deshalb gar nicht mehr dar�ber nachdenken, bevor sie nicht durch reklamierende G�ste oder Tiersch�tzer dazu veranlasst werden. Nach meiner Erfahrungen sind Gastgeber durchaus bereit, ihr Vivier stillzulegen. Denn �ffentlich zur Schau gestellte Tierqu�lerei verstimmt die G�ste. Zudem fehlt f�r Aquarien in tiergerechter Gr�sse, ausgestattet mit Steinen, Pflanzen und Versteckm�glichkeiten, meistens der Platz und auch das Geld.

Ich habe einmal folgendes Experiment gemacht: An ein Vivier beim Eingang eines Restaurants klebte ich einen Kleber "Tierqu�lerei" und beobachtete dann die Reaktion der G�ste, die sinngem�ss wie folgt zusammengefasst werden kann: Verdutztes Stillstehen, dann die nachdenklich gemurmelten Worte "Ja, stimmt eigentlich."

Ich denke, viele Wirte haben heute gemerkt, dass ein vegetarisches Men� attraktiver ist als Forelle Blau. Und f�r diejenigen, die das noch nicht begriffen haben, hat der VgT noch einen grossen Vorrat an Klebern "Tierqu�lerei".

 

Nicht alle Wirt sind Tierqu�ler

Dr Kessler, der sozusagen das Gewissen der Nation ist und immer wieder auf Missst�nde hinweist, wird daf�r bestraft und in der Presse in Misskredit gebracht, w�hrend die Tierqu�ler mit kleinen Geldbussen - wenn �berhaupt - bestraft werden. Dabei besagt doch im Fall der Forellenviviers das Tierschutzgesetz klar und deutlich, dass hier Tierqu�lerei vorliegt.

Was in Affoltern passiert ist, zeigt wieder einmal deutlich den Verh�ltnisbl�dsinn: Der Tiersch�tzer E. Kessler setzt einen Kleber auf den Forellenbeh�lter und die ganze Meute hetzt ihn. SVP-Nationalrat Bortoluzzi, der in der Wirtschaft sitzt, gibt einem Angestellten sein Messer mit der Aufforderung, die Reifen von Kesslers Auto aufzuschneiden: wirklich eine ,,nationalr�tliche" Gesinnung. Eine Anstiftung zu einer kriminellen Tat, die in keinem Verh�ltnis zu einem Kleber steht. Doch Sie werden sehen, der SVP-Nationalrat wird daf�r nicht bestraft werden. Daf�r f�llt man �ber Dr Kessler her.

Nicht alle Wirte sind Tierqu�ler! Wirte ohne Forellen-Beh�lter und ohne G�nsestopflebern, daf�r mit einem vegetarischen Men� und mit KAG-Freiland-Fleisch sind willkommene Wegbereiter f�r eine fortschrittliche Ern�hrung.

Hanni Kellenberger, Z�rich

 

Wirte mit Forellenviviers sind Tierqu�ler

Wirte, welche Forellenviviers benutzen, werden sicher zu Recht mit Tierqu�ler bezeichnet. Jeder Mensch, der nur etwas gesunden Menschenverstand besitzt, sollte sich bei einem Blick in einen solchen Beh�lter bewusst werden, dass dies eine Tierqu�lerei darstellt. Ich denke, dass es zu diesem Thema nicht noch mehr Worte bedarf.

Bewundernswert ist der Einsatz von Erwin Kessler, der sich f�r die leidenden Kreaturen einsetzt, die sich ja selbst nicht helfen k�nnen. Schliesslich sind es ja nicht nur die Fische, die vom Menschen misshandelt werden. Viele Millionen Tiere werden sinnlos gequ�lt und abgeschlachtet, wie zum Beispiel die Pelztiere, die ihr ganzes (verk�rztes) Leben f�r die Eitelkeit einiger modevernarrter Frauen wie z.T. auch M�nner unfreiwillig hergeben m�ssen. Auch die Nutz- und Versuchstiere m�ssen f�r uns ihr einziges, wertvolles Leben lassen.

Jeder sollte sich dar�ber ernsthafte und ehrliche Gedanken machen und nicht bloss der Bequemlichkeit halber all dieses Leiden wieder verdr�ngen.

M Azali, Stetten (16)

 

SVP-Nationalrat Bortoluzzi kann nichts �ndern!

Artikel 2 unseres Tierschutzgesetz h�lt fest: "Tiere sind so zu behandeln, dass ihren Bed�rfnissen in bestm�glicher Weise Rechnung getragen wird." Dass den Bed�rfnissen von Fischen in ,,Viviers" in keiner Weise Rechnung getragen wird, ist sicher klar und somit ist diese Haltung eindeutig gesetzwidrig, und SVP-Nationalrat Bortoluzzi soll nur mutig ins Geschehen eingreifen - im Sinne von Artikel 25: ,,Die Beh�rde schreitet unverz�glich ein, wenn feststeht, dass Tiere stark vernachl�ssigt oder v�llig unrichtig gehalten sind."

Wirte, in deren Gasth�fen Gerichte angeboten werden wie Froschschenkel oder G�nsestopfleber bieten Hand zu �belsten Tierqu�lereien. Die Schweizer Gastronomie-Betriebe importieren, aus Kostengr�nden, grosse Mengen von Eier aus tierqu�lerischen, in der Schweiz verbotenen Batteriehaltungen. Demzufolge sind Wirte zu Recht im Schussfeld von Tiersch�tzer Erwin Kessler!

Susanna Wachtl, Coppet

 

Zum Gl�ck gibt es Erwin Kessler

Die Fischbecken sind Tierqu�lerei. Zum Gl�ck gibt es Menschen wie Erwin Kessler, die sich f�r gequ�lte Tiere einsetzen!

Pietra von M�hlenen, H�gglingen

 

Von den folgenden, offenbar aus Platzgr�nden in eXpresso nicht ver�ffentlichten Leserbriefen, haben wir Kopien erhalten:

So pauschal kann und darf man keine Berufsgruppe be-, geschweige denn verurteilen. Aber mit Sicherheit kann man sagen: Forellenviviers sind eine Tierqu�lerei. Die Fische haben in den kleinen Beh�ltern keine M�glichkeit, ihre arttypischen Verhaltensweisen auszuleben und auch keine R�ckzugsm�glichkeit vor den (von ihnen als bedrohlich empfundenen) neugierigen Blicken und Ann�herungen der Menschen. Wie in so manch anderen Bereichen m�ssen wir unsere Gewohnheiten daraufhin �berdenken, ob wir damit anderen, ebenfalls f�hlenden Wesen, Leiden verursachen. Ein typisches Beispiel daf�r w�re z.B. die Kaninchenhaltung. Auch hier werden Tiere aus Gewohnheit und Bequemlichkeit routinem�ssig in kleinen, �usserst tierqu�lerischen K�figen gehalten. Die Liste liesse sich leider fast unendlich weiterf�hren: Zirkusse und Zoos, die ganze intensive Landwirtschaft mit Kastenst�nden, Anbindehaltung und Einzelhaft, die Haltung der Versuchstiere (von den Versuchen selber einmal ganz abgesehen), Pelze, Stierk�mpfe, und und und... Ich finde es toll und bewundernswert, wenn mitf�hlende Menschen wie Herr Dr Kessler immer wieder die Initiative ergreifen und sich f�r die von uns so erbarmungslos ausgen�tzten und geknechteten Mitbewohner dieser Welt einsetzen. Und ich finde es mutig von Ihnen, dass Sie sich als Plattform f�r eine �ffentliche Diskussion zu diesem Thema zur Verf�gung stellen.

Hans Palmers, Luzern

Sind Schweizer Wirte Tierqu�ler? Nicht alle! Wer ein vegetarisches Restaurant betreibt, ist kein Tierqu�ler, seine G�ste sind es auch nicht. Alle anderen, nicht nur die Wirte, sind es aber, direkt oder indirekt: Denn es ist hinreichend bekannt, unter welch haarstr�ubenden Bedingungen jene Tiere gehalten werden, aus Profitgier oder aus Bequemlichkeit, die dem Frass des Menschen preisgegeben werden. Wer heute noch auf den Teller nimmt, was einmal Augen hatte, der ist selbstverst�ndlich ein Tierqu�ler, ein aktiver oder ein passiver, auch wenn er kein Parlamentarier ist und kein Messer griffbereit mit sich f�hrt und zum Kampf gegen den Tiersch�tzer Kessler zur Verf�gung stellt! Keine Rolle spielt, welches Glied der Fleisch- oder Fischfresser in der unheilvollen Kette einnimmt: Wer das Verbrechen am Tier unterst�tzt und daf�r erst noch Geld einnimmt oder gar ausgibt, wissend oder wissen m�sstend, dass Fleisch nicht nur unn�tig ist, sondern sogar sch�dlich, der ist gewiss ein Tierqu�ler und ordnet sich der Fleischmafia selber zu. Solch Gleichg�ltigkeit ist nicht nur ein Verbrechen gegen die Tierwelt, sondern auch Basis der Verrohung, die sich zwangsl�ufig auch gegen Menschen auswirkt.

J R Spahr, Z�rich

Wer sich wirklich f�r das Geschehen in Affoltern am Albis beim Restaurant Central von Fred Furrer interessiert, sollte sich nicht auf die BLICK-artige Gangster-Story st�tzen, sondern auch die Darstellung im Internet unter www.vgt.ch aufmerksam durchlesen. Manche Medienunternehmungen verdrehen Vorf�lle wie diesen geradezu lachhaft und b�sartig. Bravo Herr Kessler! Endlich hat einer begriffen, dass die f�r uns stummen Fische auch leiden und ihre Bed�rfnisse haben. Herr Kessler hat recht, wenn er solche Fischbeh�lter - Aquarium kann man sowas ja wirklich nicht nennen -, als Tierqu�ler bezeichnet. Diese Haltungsform ist so tierqu�lerisch, wie genormte Kaninchenk�fige, wo die Einzelhaft das Leben der Tiere dieser Hobby-Tierhalter bestimmt. Wirte, die wie Furrer ihre Todeskandidaten in solchen K�beln zur Schau stellen, sind in meinen Augen sehr wohl Tierqu�ler. Dass sie sich nicht noch das Wasser sparen und die Fische nicht in einen leeren Beh�lter schmeissen, d�rfte wohl darauf zur�ckzuf�hren sein, dass ein Fisch nun mal nur im Wasser �berleben kann. Aber nicht immer und �berall: bei Furrer �bte sich einer der Fische zw�lf Stunden lang im R�ckenschwimme, bis die Leiche von den noch lebenden "Speise"-Fischen getrennt wurde.

Roland F�sch, Glattfelden

Erwin Kessler hat unbedingt recht, wenn er die Viviers bek�mpft. Sie sind die reinste Tierqu�lerei und sollten verboten werden. Dass Fische auch Lebewesen sind, die auch Schmerz empfinden, ist l�ngst bekannt. Aber f�r solche �berlegungen haben die meisten Menschen keine Zeit. Die im Restaurant Central in Affoltern a. A. angetroffenen Zust�nde sind als skandal�s zu betrachten.

Der moralische Wert all der Menschen, die solche Tierqu�lereien aktiv oder passiv unterst�tzen - vom Gesetzgeber bis zu den in Frage kommenden Wirten und Konsumenten -, befindet sich auf einem sehr niedrigen Niveau.

Wenn Tiersch�tzer nach dem Anbringen eines kleinen Klebers an einem Vivier (welch kriminelle Tat!) am Wegfahren gehindert werden und doch versuchen, im Schrittempo weiterzurollen, werden sie wie Verbrecher �berfallen, und gewisse Medien berichten tendenzi�s und verdreht dar�ber. Wenn Tiersch�tzer horrende Tiertransporte wegen des Missachtens gesetzlicher Vorschriften (Versorgung der Tiere) an der Weiterfahrt hindern, werden sie geb�sst. Wer merkt etwas?

Huguette Losa, Schlosswil

 

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