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Duette mit ihm - über die Freundschaft mit einem Rotkehlchen
Buchbesprechung von Jivana Heidi Kessler

Eine aussergewöhnliche Beschreibung der wundersamen Begegnung mit einem kleinen Vöglein, das verletzt am Boden lag. Als Alexandra Röhl mit dem Fahrrad durch den Schneeregen zum Einkaufen ins nächste Dorf fuhr und sie trotz des schlechten Wetters, ganz offenen Herzens war und wohl deshalb im nasskalten, graubraunen Laub am Boden sitzend, das Vöglein sah - seine Rückenfarbe war kaum von der des Herbst-Bodens zu unterscheiden: "Du Armer, was ist mit Dir hier ganz allein in der Kälte?" Der Vogel flog nicht fort. Alexandra zog langsam die noch in der Tasche trocken liegenden Handschuhe an, damit der Vogel nicht vor der Menschenhand erschrecken sollte, nahm ihn behutsam auf, und sah, dass es ein kleines Rotkehlchen war, mit verletztem Oberschenkel und wahrscheinlich einer Kopfprellung. Sie setzte es in ihre offene Einkaufstasche und dachte: "Ob ich's wohl noch lebend ins Dorf bringe?" Mit grossen Augen schaute das Vögelein hoch aus der Einkaufstasche. Es sass zwischen Reis und Brot und rührte sich nicht, bis beide zu Hause angelangt waren. Im Zimmer von Alexandra Röhl lebte das Vögelchen, in ihrer Obhut und Pflege, bis es wieder ganz gesund wurde und sich allmählich wieder an die Natur gewöhnen konnte, um in die Wälder zurückzufinden, wo es naturgemäss hingehörte. Die Begegnung und lebendige Beziehung zwischen Frau und Vogel ging auch nachher noch weiter, dauerte mehr als 11 Jahre und war voll mühsamer, hingebungsvoller Arbeit, aber auch voll herzlich-lyrischer Poesie. Vor allem das gemeinsame Singen zwischen den beiden Lebewesen ist einmalig beschrieben. Die ganze Geschichte hat mich tief erfüllt und bewegt, denn auch bei uns singen die Vögel in Wald und Flur, in Gärten, Bäumen und Büschen, und doch hören wir sie meistens nur hie und da per Zufall, wenn wir mal spazieren gehen und hellhöriger sind als sonst.

Letzten Frühling habe ich dieses Büchlein gelesen und eine für mich neue Welt ist mir eröffnet worden! Die aussergewöhnlich einfühlsame, wahre Begebenheit zwischen dem Rotkehlchen und der Vogel-Freundin Alexandra Röhl hat mich dazu verführt, mich mit einem kleinen Feldstecher auszurüsten und mich da und dort auf eine Bank zu setzen, erwartend, was wohl für Vögel sich sehen und hören lassen... und horchend staunte ich, ob der Vielfalt in der Vogelwelt in meiner nahen Umgebung! Welch ein Singen in kreativer Abfolge von Melodie-Bögen und ein Frage- und Antwort-Spiel unter Artgenossen oder auch abwechselnd zB "Buchfink" singt und "Gartengrasmücke" antwortet. "Zilp-Zalp" ruft in Zwischenräume jeder von seinem derzeitigen Standort aus Baum und Busch und weiter entfernt singt unverdrossen die Amsel auf der obersten Tannenspitze! Mein Interesse wurde so geweckt und beflügelt, dass ich mir Bilderbücher anschaute und rätselte, welcher Vogel welches Gefieder hat und was wohl alles in unserem Garten lebt. Wie der Gesang der verschiedenen Arten klingt, habe ich auf Tonträgern abgehört und allmählich gelernt, zu unterscheiden. Es gäbe noch viel zu entdecken, denn erstmals fand ich dieses Jahr auch zwei verschiedene Vogeleier, die aus einem Nest gefallen waren, und ich fand ein wunderschön gebautes Nestchen. Wenn einem die Sinne für etwas geöffnet werden, dann sieht und entdeckt man plötzlich überall etwas dazu. Deshalb empfehle ich Euch dieses Büchlein wärmstens!

Duette mit ihm - ein kleines Weihnachtsgeschenk - erhältlich im Buchhandel oder beim VgT, Im Bühl 2, 9546 Tuttwil, Webmail: www.mh.tc/contact/vgt.ch

Fr 17.50 + 2.50 Versandkosten


Anmerkung der Redaktion:

Auch Hühner sind Vögel. Aber für diese in Tierfabriken dahinvegetierenden Hühner-Vögel gibt es keine barmherzige Pflegemütter. Das Tierhalter-Bewusstsein, ist rein auf den Profit ausgerichtet, das Mitgefühl abgestumpft. Auch TierärztInnen und Beamte, die etwas bewirken und ändern könnten, haben ihr Mitgefühl ihrem Job geopfert. In der letzten Ausgabe haben wir berichtet, wie eines der halbnackten Hühner aus einem Hühner-KZ in Dänikon/ZH befreit und von einer Pflegemutter gesund gepflegt wurde. Diese Pflegemutter muss anonym bleiben, sonst würde sie von oben erwähnten "Fachleuten" verfolgt (siehe www.vgt.ch/justizwillkuer/index.htm). Weil dieses Huhn am Stefanstag befreit wurde, hat es seine Pflegemutter Stefanie getauft. Die Geschichte von Stefanie: www.vgt.ch/vn/0401/huehner-bopp.htm


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