VgT-Nachrichten VN04-1 / Januar 2004,
aktualisiert am 7. Juni 04 Das Hühner-KZ Bopp in Dänikon ZH
Ein Beispiel von vielen - von der
Agro-Mafia gedeckt
Nachtrag vom 7. Juni 2004:
Das Bundesamt für Veterinärwesen und das Zürcher Veterinärwesen sehen bei diesen
katastrophalen Missständen nichts Tierschutzwidriges und haben - wie schon in
anderen solchen Fällen - bewirkt, dass die Strafuntersuchung eingestellt wurde
(Entscheid der Bezirksanwaltschaft Winterthur vom 26.5.04).
Hühner-KZ von Rudolf Bobb an der
Furttalstrassse in Dänikon ZH
Die Aufnahmen wurden zu verschiedenen
Zeiten im Herbst und Winter 2003 gemacht. Die Hühner waren über Monate in diesem
erbärmlichen Zustand.
Die krankhaft vergrösserten (eutrophen)
Kämme der Hennen ist typisch für Lichtmangel. Kein Wunder: Bopp hat die Fenster
auf der Innenseite bis auf einen schmalen Streifen oben abgedeckt:
Eine Tierschützerin hat eines dieser KZ-Hühner -
weil es am Stephanstag befreit wurde, hat es den Namen Stefanie erhalten - zu sich genommen und gepflegt. Über ihre
Erfahrung berichtete sie:
Stefanie ist inzwischen mein absoluter Star. So etwas Tapferes
hab ich noch selten erlebt. Sie hat einen Lebensmut, da kann sich mancher Mensch
ein Vorbidl nehmen. Sie wohnt hier im Haus, tagsüber hab ich sie immer um mich
herum und nachts in einem grossen Käfig. Am ersten Tag hat sie nicht gewusst,
was Stroh ist und hat ihre Füsschen immer sehr hoch gehoben, wenn sie gelaufen
ist. Sie kannte auch keine Körner und konnte nichts damit anfangen. Nur Mehl war
ihr bekannt. Als ich ihr dann am dritten Tag etwas Salat hinlegte, hatte sie
fast Angst und beäugte ihn wie einen Feind. Aber ich redete geduldig und
zerkleinerte die Salatstücke etwas und bald klappte das auch. Heute hab ich ihr
mal eine Spagetthi als "Wurmersatz" hingelegt. Aber sie ist noch nicht fähig,
den ganzen "Wurm" zu essen, wie das ihre gesunden Kolleginnen können. Aber sie
pickt fleissig und mag inzwischen auch gerne Nudeln. Oder Brotstücke und ich bin
sicher, die gesunde Fress-Freude wird sie bekommen, wie es für diese Art Tiere
typisch ist. Sie redet auch mit mir. Und sie schläft in meinen Armen friedlich
wie ein Engel. Tränen kommen mir wenn ich sehe, wie sie den Kopf unter die
nicht vorhandenen Federn legen will. Es ist etwas so Trauriges, diesen nackten
Rücken zu sehen. Aber sie wird es schaffen. Mein Herz hat sie im Sturm erobert.
Sie war auch schon im Gewächshaus und hat tapfer die Erde erobert. Und wenn es
wärmer wird, kann sie auch draussen mit den anderen sein.
Stefanie am Tag nach ihrer
Befreiung aus dem KZ
Stefanie 1 Woche nach
der Befreiung: Neue Federn beginnen zu wachsen
Stefanie 3 Wochen nach ihrer Befreiung
Zu diesen Aufnahmen berichtet die Pflegemutter
von Stefanie:
Stefanie lebt nun in der Gruppe von
Hühner, die immer an der frischen Luft leben, sauberes Wasser und gutes Futter
erhalten. Sie hat schon fast wieder ihr volles Federkleid (nur die Schwanzfedern
sind noch die alten, zerzausten) und ist auch in ihrem Verhalten nicht mehr von
den anderen zu unterscheiden. Doch, etwas macht sie anders: sobald sie mich
sieht, rennt sie im Eiltempo sofort zu mir. Zu ihren absoluten Lieblingsspeisen
gehört alles Grünzeug.
In der Tierfabrik erhielt sie kein
Grünfutter. Dafür lebte sie in widerlichem Gestank (der Hühnerkot häuft sich bis zur Schlachtung
unter dem Gitterrost), im nervtötenden Lärm der Ventilatoren,
bei eintönigem Mehlfrass in schummrigem Licht. Zum Schluss werden die
ausgebeuteten, geschundenen Hühner brutal eingefangen und in Harasse gestopft wie Petflaschen, ohne Rücksicht auf
Schmerzen und gebrochene Glieder. Dann der Transport auf zugigen,
schnellfahrenden Lastwagen in die Schlächterei, wo sie von gehetzten, gestressten Leuten
an den Beinen aufgehängt werden.
Was auch eine unerträgliche Qual für diese KZ-Hühner ist, ist die Ueberzahl der
mitgequälten Gefährtinnen auf zu engem Platz. Kaum kommt aus dem nackten
Hühnerkörper ein neuer Kiel durch die Haut gestossen, wird dieser wieder von den
anderen, psychisch gestörten Leidensgenossinnen abgepickt. Ueber diese Tatsache
sollten sich einmal sogenannte Geflügelexperten wie Nadja Brodmann von
Kagfreiland Gedanken machen. Das hat überhaupt nichts mit grosser Sommerhitze zu
tun! In all den überfüllten Hühner-KZ's sehen die Tiere nach einer gewissen Zeit
so erbärmlich aus. Es gibt Betriebe die haben offiziell 10 000 Hühner, aber beim
Eierzählen sind täglich 12 000 Eier zum Verkauf vorhanden. So etwas gibt doch zu
denken. Brodmann schreibt in ihrer Stellungnahme (ich zitiere): "-wenn (beim
Gefieder) einmal etwas schief läuft (was heisst hier einmal!) erholt sich das
Gefieder nicht mehr." Das stimmt nicht. Stefanie bekam schon wenige Tage nach
ihrer Befreidung neue Federn. Da nun keine anderen Hühner diese immer wieder
abpickten, hatte sie innert 5 Wochen wieder ihr volles Federnkleid. Da in einer
solchen miserablen, verachtenswerten und tierquälerischen Haltung wie bei Bopp
die Tiere an Mangelerscheinungen und Unterbeschäftigung leiden, ist es doch
logisch, dass sich die Tiere gegenseitig die Federn aus der Haut picken.
Brodmann schreibt, dass das Veterinäramt den Stall von Bopp betr. Lichtstärke
gemessen hätte. Ich nehme an dieser Veterinär, sprich Tierarzt, ging dazu in den
Stall hinein, da müsste er doch
bemerkt haben, was für tierverachtende und keinesfalls tierfreundliche Zustände
dort herrschen. Da frage ich mich schon, mit was klebt ein solcher Tierarzt wohl
sein Gewissen zu? Experten wie diese Nadja Brodmann schaden den Tieren enorm;
solche gewissenlose Leute sollte man einmal eine Woche dort im Hühnerstall
einsperren, damit sie am eigenen Leib erfahren, was sie durch ihre unsägliche
Dummheit anrichten. So könnten sie sich auch einmal die Zeit nehmen Hühner zu
beobachten, was diese "Expertin" offenbar noch nie gemacht hat. Brodmanns
Vorschlag, der VgT solle das Kriegsbeil begraben, weil es zuviel Energie koste,
ist ja typisch, immer am besten alles unter den Teppich kehren. Nein, und
nochmals nein, nur durch den VgT kommen die Tatsachen ans
Licht, jetzt erst recht! Stefanie hat Riesenglück gehabt, eine von Millionen
oder gar Milliarden die weiterhin elendig leben und ebenso elendig sterben
müssen.
Stefanie ist die einzige KZ-Überlebende. Alle
ihre Leidensgenossen (schätzungsweise 5000) sind inzwischen zu Tiermehl
verarbeitet.
Am 30. Dezember 2003 reichte der VgT beim
kantonalen Veterinäramt folgende Anzeige gegen Bopp ein:
Rudolf Bopp betreibt an der Furtbachstr eine Hühnerfabrik. Die
Tiere haben sehr schwere Gefiederschäden - nun schon seit Monaten, ohne dass
Bopp
etwas dagegen unternimmt. Die Tiere haben fast kein Tageslicht, weil Bopp die Fenster bis auf
schmale Schlitze abgedeckt hat. Die Hühner zeigen die für Lichtmangel typischen
eutrophen Kämme. Die für solche Haltungssysteme vorgeschriebenen
Sandbadmöglichkeit und damit eine artgemässe Gefiederpflege ist wegen starker
Verschmutzung der Einstreu faktisch inexistent. Diese Umstände, zusammen mit der
hohen Belegungsdichte, der Überzüchtung und des extrem einseitig auf hohe
Legeleistung ausgerichteten Industrie-Futters sind im Zusammenwirken Ursache für
diese sehr schweren Gefiederschäden. Es ist erwiesen, dass sich solche Hühner
bei artgemässer Haltung und Fütterung vollständig erholen können; ich habe diese
Erfahrung selber in meinem Hühnerhof gemacht
(www.vgt.ch/vn/9903/nackthuehner.htm).
Die Gefiederschäden haben nichts mit der Mauser (jährliche Erneuerung des
Gefieders) zu tun, aus folgenden Gründen:
1. Diese Gefiederschäden im Betrieb Bopp dauern nun schon seit
Monaten an, und dies während der Legeperiode. Hühner in der Mauser legen aber
bekanntlich keine Eier und die Mauser dauert auch nicht mehrere Monate.
2. Hühner in der Mauser werden nicht so nackt. Sie haben keine grossflächigen
kahlen Stellen, weil die ausfallenden Federn laufend durch nachwachsende Federn
ersetzt werden. Die kahlen Stellen der Hühner im Betrieb Bopp zeigen keinerlei neues
Federwachstum.
Im übrigen verweise ich zu dieser Thematik auf die im Internet unter
www.vgt.ch/vn/0303/ huehner-kz-eierhaas.htm veröffentlichte Stellungnahme
des internationalen Hühnerexpterten Prof Fölsch zu
einem analogen Fall.
Ich beantrage ein Tierhalteverbot so lange, bis der Angezeigte garantieren kann,
dass derartige Gefiederschäden in seinem Betrieb nicht mehr auftreten.
Erwin Kessler, Präsident VgT
Wie Missstände vom
Veterinäramt und von den Medien vertuscht werden
Die Vorsteherin des Zürcher Veterinäramtes, Kantonstierärztin
Regula Vogel, hat in einem analog Fall in Höri (Geflügelhof
Höri) öffentlich behauptet, solche Zustände würden mit der Mauser
zusammenhangen und seien normal (siehe
Die Zürcher Kantonstierärztin: unfähig oder korrupt?). "Normal" sind solche
KZ-artigen Zustände in Hühnerfabriken allerdings nur im Sinne von "üblich":
- Die Tragödie der "glücklichen
Schweizer Hühner"
- Vortrag von Erwin
Kessler an der Fachtagung über artgerechte Tierhaltung an der Universität Kassel
am 2./3. Mai 2003
- Geflügelfabrik Höri
- ein Erlebnisbericht
Obwohl die Kantonstierärztin Vogel heisst, versteht sie offensichtlich nicht von
Vögeln. Oder hat jemand schon mal gesehen, dass die Krähen und Spatzen im Herbst
in der Mauser nackt sind? Bei Hühner ist es nicht anders: der Gefiederwechsel
(die sog "Mauser") erfolgt kontinuierlich, das alte Gefieder wird sukzessive
durch neue ersetzt. Die Hühner haben kein grossflächig kahlen Stellen wie in der
Hühnerfabrik Bobb. Dieser Gefiederverlust ist eindeutig krankhaft. Das zeigt
sich auch klar daran, dass auf den kahlen Stellen deutlich sichtbar gar keine
neuen Federn nachwachsen. Vermutlich unternimmt Vogel deshalb nichts gegen
solche Missstände, weil sonst konsequenterweise überall eingeschritten werden
müsste, weil diese Missstände eben verbreitet sind.
Auch in einem ähnlichen Fall im Kanton Schaffhausen -
Hühnerfabrik Eier Haas -, wo auf
Ersuchen des Schaffhauser Kantonstierarztes Zürcher Veterinärbeamten die
Kontrolle durchführten, befanden diese solche katatastrophale Zustände als
normal und nicht zu beanstanden. Auch dieses Schaffhauser Beispiel der
Hühnertragödie in der Schweiz wurde von den Medien, allen voran dem Schweizer
Fernsehen (Kassensturz, Rundschau, Tagesschau, CH-aktuell etc), unterdrückt.
Der VgT hat gleichzeitig mit der Anzeige beim
Veterinäramt bei der Bezirksanwaltschaft Dielsdorf eine Strafanzeige wegen
starker Vernachlässigung der Tiere im Sinne von Artikel 27 Absatz 1 Buchstabe a
des Tierschutzgesetzes eingereicht. Es ist allerdings zu befürchten, dass auch
das nicht wirkt, denn die Bezirksanwaltschaft wird sich erfahrungsgemäss die
Sache einfach machen - es geht ja "nur" um Tiere! - und sich auf die zu
erwartende verharmlosende Stellungnahme des Veterinäramtes abstellen und das
Verfahren wie üblich einstellen. Der kantonale Tierschutzanwalt wird sich nach
unserer Erfahrung auch nicht einschalten, da er lediglich eine Alibifunktion
ausübt, um die tierschützerisch aufgeschlossene Bevölkerung zu beruhigen. In Tat
und Wahrheit gehört er genauso wie die Zürcher Tierschutzvereine, die ihn zur
Wahl vorgeschlagen haben, zum Zürcher Tierschutzverhinderungsfilz aus Behörden
und konservativen Tierschutzvereinen. Diese in der Öffentlichkeit immer noch
weitgehend unbekannten Hintergründe, warum das vom Volk mit überwältigender
Mehrheit gutgeheissene Tierschutzgesetz toter Buchstabe bleibt, sind schon im
Buch Tierfabriken in der Schweiz
von Erwin Kessler (Orell Füssli Verlag) ausführlich beschrieben und leider heute
noch so aktuell wie vor zwölf Jahren.
Leserbrief:
Schon weit über acht
Millionen Stefanies
Eine von Tele Züri am 23.
Januar geplante und
bereits aufgezeichnete Sendung über das Hühner-KZ Bopp wurde von kagfreiland
sabotiert: Deren "Hühnerexpertin" Nadja Brodmann behauptete gegenüber dem Tele-Züri-Journalisten,
ein solches Ausfallen der Federn könne durchaus vorkommen, insbesondere bei der
grossen Hitze im letzten Sommer, welche dazu führen könne, dass die Hühner
zuwenig fressen. Vermutlich will kagfreiland mit diesem Märchen ähnliche
Missstände bei den eigenen Produzenten decken, wo bei grösseren Betrieben
tatsächlich auch gelegentlich ein übler Zustand des Gefieders beobachtet werden
kann. Die heuchlerische
Stellungnahme der kagfreiland-Expertin. Und so wird diese Heuchlerin auf der Website von kagfreiland
vorgestellt:
Nadja Brodmann
Entwicklung / Fachbereich Geflügel, Zoologin, (bei
kagfreiland seit 1998)
"Die Nutzung von Tieren ist ethisch und ökologisch
nur vertretbar, wenn ihre angeborenen Bedürfnisse berücksichtigt werden –
dies ist mir ein grosses Anliegen."
Anstatt diese Dame fristlos zu entlassen, wird sie von der
kagfreiland-Geschäftsleitung gedeckt. Es sei nur ein Missverständnis, sagt man
uns - anstatt dieses "Missverständnis" bei TeleZüri klarzustellen und den
angerichteten Schaden gut zu machen..
Befremdlich ist, dass der Tele-Züri-Journalist diesen Unsinn offenbar für
bare Münze genommen hat, obwohl eine gegenteilige Stellungnahme des
international bekannten Hühnerexperten Prof Dr D Fölsch vorliegt, die ihm
bekannt war (veröffentlich unter
www.vgt.ch/vn/0303/ huehner-kz-eierhaas.htm). Jedenfalls ist es unfairer Journalismus, dass aufgrund einer
solchen Aussage, welche dem gesunden Menschenverstand und den wissenschaftlichen
Tatsachen gleichermassen widerspricht, eine Sendung sang und klanglos und ohne
jede Rückmeldung an VgT-Präsident Dr Erwin Kessler, mit dem schon ein Interview
aufgezeichnet war, abgesetzt wurde. Erst zehn Tage später erfuhr ich davon.
Nachdem der VgT das dubiose Absetzen dieser Sendung bloss aufgrund von
unqualifizierten Äusserungen von Kagfreiland öffentlich machte, behauptete die
TeleZüri-Journalistin Sibylle Dubs:
"Es gehört zu unseren journalistischen Pflichten, den Inhalt unserer Beiträge
genau abzuklären. Wir haben uns bei verschiedenen Stellen erkundigt und
entschieden, den Beitrag (noch) nicht zu realisieren, zumal ja die Mitarbeiterin
von Herrn Kessler, welche angeblich ein Huhn aus dem beklagten Stall gerettet
hat, auch nicht bereit war auszusagen (nicht einmal bei zugesicherter
Anonymisierung). Es fehlten zu viele Elemente für einen glaubwürdigen Beitrag."
Damit verdreht diese Journalistin - die bei den Aufnahmen und
den Gesprächen mit VgT-Präsident Erwin Kessler gar nicht anwesend war! - den Sachverhalt:
TeleZüri konnte das gerettete Huhn (Stefanie, siehe oben) filmen. Die Frau,
welche das Huhn in Pflege hat, wollte jedoch nicht vor die Kamera. Der
TeleZüri-Journalist, der die Reportage machte meinte, diese Frau sei bei der
Rettung des Huhnes dabei gewesen und wollte sie dazu interviewen. Nachdem er
erfuhr, dass sie nicht dabei war, sondern nur jetzt das Huhn pflegt, war sein
Interesse nicht mehr gross. Das Huhn hat er dann filmen können und war damit
zufrieden. Es ist auch nicht einzusehen, warum ein Interview mit der
Pflegemutter so entscheiden sein soll. Offensichtlich ist das nur eine
nachträglich von TeleZüri vorgeschobene Schutzbehauptung. Die zur Verfügung
gestellten Aufnahmen aus dem Betrieb Bopp zeigen Zustände, wie sie die
Fernseh-Öffentlichkeit noch nie zu sehen bekamen. Vor dem Hintergrund des zur
Zeit die Medien beherrschenden Themas Vogelgrippe hätte das eine journalistisch
hervorragende, interessante und hochaktuelle Sendung gegeben. Dass "zu viele
Elemente" fehlten, ist eine lächerlich-hilflose nachgeschobene Rechtfertigung.
TeleZüri ist kein Gericht, dass die veterinärmedizinischen und rechtlichen
Aspekte dieses Hühnerskandals abzuklären hat.Die bereits aufgezeichneten
Interviews mit den Tierschützern, dem Tierhalter und den Behörden hätten vollauf
gereicht. Dazu lag das schriftliche Gutachten des international bekannten
Geflügelexperten Prof Dr D Fölsch, der lange Zeit an der ETH in Zürich gewirkt
und die heute übliche Volièrenhaltung entwickelt hat, vor. TeleZüri hatte doch
ganz einfach wie üblich angst, bei den Machthabenden in Ungnade zu fallen, wenn
solche katastrophalen, staatlich geduldeten Missstände veröffentlich würden.
Pfui TeleZüri, pfui Kagfreiland!
Die Vizepräsidentin des VgT schrieb dem Vorstand von
Kagfreiland folgende Stellungnahme:
Torpediert!
Empört musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die kagfreiland verantwortlich ist
für das Schubladisieren einer TV-Sendung über das Hühner-KZ Bopp.
Es gibt keine andere Erklärung, als Dummheit. Eigennutz und Arroganz, die
solches Tun und Handeln auslöst. Leute die sich als Experten aufplustern und
durch undifferenzierte, heuchlerische und schönfärberische Worte unsere wichtige
Tierschutzarbeit torpedieren, sind ein Skandal. Der Bopp-Skandal hat sich zu
einem Kagfreiland-Skandal entwickelt. Wenn Ihr Euch wirklich um die Anliegen der
Tiere, um artgerechteren Umgang mit Nutztieren befasst, dann wisst Ihr, dass
Bopp eine schreckliche Tierfabrik führt. Die Hühner haben keine Mauser, sie
haben nicht zu wenig gefressen - sie sind ausgemergelt in einem erbärmlichen
Zustand wegen mieser Haltung in Enge und Dreck und waren über Monate in diesem
schrecklichen Zustand.
Um DAS zu erkennen braucht es keine Expertin. Es braucht gesunden
Menschenverstand, Mitdenken und Mitfühlen. Und um eine geplante Sendung durch
doofes Geplapper zu torpedieren braucht es angepasste Schwächlinge.
Im Forum des VgT habe ich die
Rechtfertigung Ihrer
"Expertin" Nadja Brodmann gelesen. Diese haben mich keineswegs überzeugt,
sondern sie haben mehr oder weniger bestätigt, was wir von Tele Züri gehört
haben. Jetzt ist Ihr Vorstand gefordert.
Von Ihnen als Vorstandsmitglied erwarte ich ein unmissverständliches Statement
an die Adresse von Tele-Züri. Sorgen Sie dafür, dass die Falschaussagen Ihrer
„Expertin“ berichtigt werden. Wenn sie missverstanden und falsch zitiert wurde,
dann können Sie das richtigstellen, und zwar sofort.
In Erwartung der nötigen Schritte ihrerseits verbleibe ich absolut schockiert
und empört
MG, Vizepräsidentin VgT
Antwort von Kagfreiland-Vorstandsmitglied Christoph Steffen:
Sehr geehrte Frau G
Ich bedanke mich für Ihr Schreiben. Offenbar gehen hier die
Wahrnehmungen auseinander. Ihre Sicht der Dinge werden wir an der
nächsten Vorstandssitzung sachlich prüfen und allenfalls notwendige
Massnahmen ergreifen.
In der Hoffnung, dass sich damit Ihr Schock und Ihre Empörung wieder
legen kann verbleibe ich
mit freundlichen Grüssen, Christoph Steffen
Replik darauf:
Sehr geehrter Herr Steffen,
für Ihre umgehende Empfangsbestätigung meines Mail bedanke ich mich.
Selbstverständlich hat sich mein Schock und meine Empörung nicht gelegt. Wie
könnte das auch möglich sein? Sie sprechen von einer geplanten Vorstandssitzung,
in welcher auch dieses angesprochene Problem thematisiert wird und allenfalls
notwendige Massnahmen getroffen werden. Ich denke, es sind keine "allenfalls
notwendigen Massnahmen", sondern Notstandsmassnahmen zu treffen, wenn
Kagfreiland ihre Glaubwürdigkeit nicht vollends verlieren will. Als Jurist
wissen Sie ja wie man Notstand behandelt. Und dass es oft nötig ist,
vorsorgliche Massnahmen zu ergreifen und vor allem schnell zu handeln....
Das Problem, das entstanden ist, bedarf einer umgehenden Behandlung. Ich möchte
Sie eindringlich nochmals darauf hinweisen, dass es jetzt wichtig ist zu handeln
in Bezug auf die Bopp-Hühner-KZ-Tele-Sendung.
Darf ich Sie bitten, mir mitzuteilen wann Ihre Vorstandssitzung angesagt ist?
In Erwartung Ihrer Stellungnahme grüsse ich Sie noch immer empört und geschockt
Marlène G
Was
Vorstandsmitglied Christoph Steffen sonst noch für Super-Antworten parat hatte,
kann im Forum nachgelesen
werden! Der Skandal um das Hühner-KZ Bopp weitet sich zu einem
Kagfreiland-Skandal.
Skandalöses Verhalten des
Veterinäramtes
Was aufgrund früherer Erfahrungen zu erwarten war, wurde am
12. Februar 04 zur Gewissheit: Das kantonale Veterinäramt sucht gemeinsam mit
Bopp Wege, um die Missstände in diesem Tier-KZ zu verschleiern. Die Frage war,
zu welchem Trick das Veterinäramt diesmal greifen werde. Jetzt ist es klar. Am
12.2.04 erhielten wir vom 'Zürcher Unterländer' folgende Mitteilung:
"Der Bericht über den Betrieb Bopp ist auf unbestimmte Zeit
verschoben worden. Herr Bopp möchte derzeit keine Auskünfte geben oder Stellung
zu den Vorwürfen nehmen. Er will die Betriebskontrolle durch das vet. Amt
abwarten und hernach offen kommunizieren."
Für Bürger dieses Landes, welche mit den mafiosen Methoden des
Zürcher Tierschutz-Verhinderungsfilzes nicht vertraut sind, übersetzen wir diese
Neuigkeit in eine allgemeinverständliche Sprache: Anstatt auf die Anzeige des
VgT hin den Betrieb zu kontrollieren, hat das Veterinäramt mit Bopp vereinbart,
der Betrieb werde dann kontrolliert, wenn er ausgeräumt, gereinigt, frisch
hergerichtet und mit jungen, noch intakten Hennen neu bestückt sei. Diesmal
wahrscheinlich ausnahmsweise mit einer geringeren Anzahl Tieren, denn das ganze
muss ja foto- und telegen sein, weil die Medien darauf warten, dass Herr Bopp zu
gegebener Zeit "offen kommunizieren" wird. Der Zürcher Unterländer kann dann
nach bewährter Strategie einen Bericht machen wird, wie damals über den anlaogen
Fall der Hühnerfabrik Zaugg in Höri, wo einige Zeit, nachdem der VgT Missstände
aufgedeckt hatte, ein "Tag der offenen Türe" stattfand und der Zürcher
Unterländer ganzseitig ein rosiges Bild dieses Betriebes verbreitete.
Auch TeleZüri kann, sobald Herr Bopp bereit ist, "offen zu
kommunizieren", die abgeblasene Sendung dann doch noch machen, zur Beruhigung
der Bevölkerung und der Konsumenten. Das Drehbuch könnte so aussehen:
Ankündigung der Sendung: "Der VgT hat wieder einmal einen
unschuldigen Landwirten zu Unrecht angeprangert."
Moderator: "Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen. Der VgT hat
schwere Vorwürfe gegen einen Landwirten in Dänikon erhoben. TeleZüri machte die
Probe aufs Exempel."
(Einspielung der Aufnahmen aus der frisch herausgeputzen
Betrieb Bopp.)
"Wie Sie sehen können, liebe Zuschauer und Zuschauerinnen,
fühlen sich die Hühner in diesem saubern, gepflegten Stall wohl. Sie sind gesund
und munter, wie die Hühnerexpertin von Kagfreiland gegenüber TeleZüri bestätigt
hat. Wir haben diese Expertin zu Rate gezogen, weil der VgT ein dubioser,
umstrittener Verein ist, wie sich hier einmal mehr bestätigt. Die strenge
Kontrolle durch das Veterinäramt hat ergeben, dass alles tierschutzkonform ist
und der VgT wieder einmal einen unbescholtenen Landwirten mit einer haltlosen
Anzeige diffamiert hat. Bopp liebt seine Tiere, wie er uns versichert hat. Jedes
Tier hat bei ihm einen Namen. Er schaut zu ihnen wie zur Familie, hat ein
vertrauliches, fast familiäres Verhältnis zu seinen Tieren."
(Einspielung zeigt Bopp mit einem schönen, jungen Huhn auf dem
Arm, das er geradezu liebevoll streichelt. Damit alles etwas freundlicher
aussieht, wurde die Aufnahme an der Sonne auf der Wiese hinter dem Stall
gemacht.)
"Von einer Tierfabrik zu sprechen, wie der VgT das in
reisserischen, masslos übertreibender Weise tut, um Spenden und Mitglieder zu
gewinnen, ist hier sicher nicht gerechtfertigt. Es handelt sich um einen
bäuerlichen Familienbetrieb, wo der Betriebsleiter zu seinen Tieren noch eine
persönliche Beziehung hat. "
(Nochmals eine Einspielung aus dem herausgeputzten, von
Sonnenlicht freundlich beleuchteten Stall. Herr Bopp hat keine Mühe gescheut und
für TeleZürich die Abdeckung der Fenster entfernt. Glückliche Hühner picken und
scharren in frischem Strohhäcksel, von Sonnenstrahlen beschienen.)
Woher der VgT seine im Internet veröffentlichten Bilder hat,
die mit der Wirklichkeit offensichtlich nicht übereinstimmen, ist unklar,
wahrscheinlich aus dem Ausland, denn wie uns das Veterinäramt versichert hat,
gibt es in der Schweiz keine solchen Tierfabriken. Mann muss sich fragen, wann
diesem Verein endlich das Handwerk gelegt wird. Gegenüber TeleZürich erklärte
Herr Bopp, auf eine Verleumdungsklage zu verzichten, die Zeit sei ihm zu schade,
um sich mit diesem Verein anzulegen. TeleZüri kommt zum Schluss: Schweizer Eier
können Sie, liebe Konsumenten und Konsumentinnen weiterhin mit gutem Gewissen
essen. Dank dem strengsten Tierschutzgesetz der Welt und strengen Kontrollen
durch das Veterinäramt, aber auch dank der Eigenverantwortung unserer Bauern,
geht es den Tieren in der Schweiz gut."
"Nach der Werbung geht es gleich weiter mit interessanten News
aus der Region, wie immer sorgfältig recherchiert von Ihrem TeleZüri-Team."
(Es folgt ein Werbeblock. So im Stil des Plakates, das
kürzlich im im ganzen Land zu sehen war:
Die Machenschaften des "Kassensturz" des
Schweizer Fernsehens:
Der VgT hat der Redaktion der Kassensturz-Sendung
des Schweizer Fernsehens schon unzählige male Aufnahmen über wenig bekannte
Missstände in der Nutztierhaltung zugestellt, insbesondere auch Videoaufnahmen
über den katastrophalen Gefiederverlust von Legehennen. Seit dem Weggang der
Kassensturz-Pioniere Räss und Gaschet im Jahr 1996 wird grundsätzlich alles, was
der VgT aufdeckt, unterdrückt. Anstatt einen objektiven Journalismus zu
betreiben, wählen die heutigen Kassensturz-Macher Themen und Sendungen nach
ihren persönlichen politischen Ansichten aus. Das nennt man Manipulation. Und
diese Manipulation wird vom Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, Ueli
Haldimann, aktiv unterstützt. Dieser wiederum wird von der Direktion gedeckt,
und SRG-Generaldirektor Armin Walpen als höchste Stelle interessiert sich nicht
für Beschwerden über Missstände bei dem ihm unterstellten Schweizer Fernsehen.
Diese haben Beschwerden ergeben, welche der VgT eingereicht hat - nicht in der
Illusion, dass diese etwas bewirken würden, sondern um zu sehen, wie der Filz
funktioniert. Lesen Sie den ausführlichen Bericht darüber unter
www.vgt.ch/news2003/030930.htm
Inhaltsverzeichnis VN
2004-1
Archiv VgT-Nachrichten
Startseite
|