30. September 2003, aktualisiert am 3. Oktober 2003

Was wenige ahnen:
Die Machenschaften des "Kassensturz"

Der VgT hat der Redaktion der Kassensturz-Sendung des Schweizer Fernsehens schon unzählige male Aufnahmen über kaum bekannte Missstände in der Nutztierhaltung zugestellt, insbesondere auch Videoaufnahmen über den katastsrophalen Gefiederverlust von Legehennen. Seit dem Weggang der Kassensturz-Pioniere Räss und Gaschet wird grundsätzlich alles, was der VgT aufdeckt, einfach ignoriert, nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Anstatt einen objektiven Journalismus zu betreiben, wählen die heutigen Kassensturz-Macher Themen und Sendung nach ihren persönlichen politischen Präferenzen aus. Das nennt man Manipulation.

Eine Beschwerde des VgT beantwortete der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, Ueli Haldimann, wie folgt:

"Ihre Behauptung, der Kassensturz wähle seine Themen nicht sachgemäss aus, nur weil er nicht auf jede Kampagne des Herrn Kessler einsteigt, ist absurd. Der Kassensturz hat mehrfach über Missstände bie der Hühnerzucht und bei der Eierproduktion hingewiesen."

Diese Antwort ist ein Musterbeispiel an bürokratischer Verlogenheit. Die Tatsache, dass der Kassensturz den VgT grundsätzlich und systematisch ausgrenzt, wird verlogen umformuliert in "nicht jede Kampagne". Die Tatsache, dass der Kassensturz noch die katastrophalen Haltungsbedinungen der Schweizer Legehennen, die zu dem vom VgT seit Jahren immer wieder aufgezeigten Gefiederverlust führt, wiegelt Haldimann mit der Phrase ab, der Kassensturz habe schon wiederholt auf Missstände bei der Hühnerhaltung hingewiesen. Ja, aber dabei ging es um ganz anderes, und das ist wahrlich keine Rechtfertigung, dass ein solcher Skandal verschwiegen wird, nur weil er vom VgT aufgedeckt wurde. In der Zeitschrift "Saldo" vom 4. Februar 2004 heuchelt Kasssensturzmoderator Schmezer, für das Jahr 2004 habe er den Vorsatz gefasst: "Ich will die Fähigkeit nicht verlieren, mich zu empören - auch wenn zum dritten Mal über dasselbe Thema berichten müssen." Über die Kosten im Gesundheitswesen berichtete der Kassensturz nicht nur dreimal, sondern unzählige male, über den Gefiederverlust der Schweizer Hühner noch nie.

Am 3. Oktober 2003 reichte der VgT der Direktion des Schweizer Fernsehens folgende Beschwerde ein:

Sehr geehrter Herr Schellenberger,

mit Schreiben vom 23.9.03 haben wir uns bei Chefredaktor Haldimann darüber beschwert, dass wir - eine der grössten und massgeblichsten Tier- und Konsumentenschutzorganisationen auf dem Gebiet der Nutztierhaltung und der tierischen Produktion - seit rund 8 Jahren, genauer seit dem Weggang der Kassensturzpioniere Räss/Gasche - systematisch boykottiert werden. Das heisst, egal was für wertvolles und einmaliges Material wir auch immer dem Kassensturz vorlegen: immer wird darauf überhaupt nicht reagiert oder es wird postwendend und kommentarlos retourniert. Was wir in den letzten Jahren an Konsumententäuschungen aufgedeckt und mit einmaligen Aufnahmen dokumentiert hat, hat eine Dimension, welche einen Grossteil der Kassensturzsendungen in den Schatten stellt *. Unzählige male habe wir unser Material vor der Erstveröffentlichung der Kassensturzredaktion exklusiv angeboten. Offensichtlich wird aber dort alles, was von uns kommt, gar nicht erst gesichtet, dh der Sendungsinhalt des Kassensturzes wird nicht pflicht- und konzessionsgemäss nach sachgemässen Kriterien, sondern nach willkürlichen persönlichen Präferenzen und politischen Einstellungen der Kassensturzleitung ausgewählt. Es kommt nicht darauf an, wie wertvoll eine Sache ist, sondern ob diejenigen, welche diese aufgedeckt haben, das Heu politisch auf der gleichen linken Bühne haben wie die Verantwortlichen des Kassensturzes. Das stellt eindeutig eine Verletzung des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) dar. Gemäss gesetzlichem Auftrag (Artikel 3 RTVG) soll das Fernsehen "zu einer allgemeinen vielfältigen und sachgerechten Information beitragen".

Beim neusten Beispiel einer unbesehenen Retournierung einmaliger Aufnahmen von gewichtigem öffentlichem Interesse geht es um die katastrophalen Zustände in einer Grosszahl der schweizerischen Eierfabriken (www.vgt.ch/vn/0303/huehner-kz-eierhaas.htm), was im Schweizer Fernsehen noch nie thematisiert.

Mit einer dreizeiligen Begründung hat Chefredaktor Haldimann unsere Beschwerde zurückgewiesen. Das wenige, das er schreibt, bestätigt unsere Beschwerde materiell in eklatanter Weise:

"Ihre Behauptung, der Kassensturz wähle seine Themen nicht sachgemäss aus, nur weil er nicht auf jede Kampagne des Herrn Kessler einsteigt, ist absurd."

Jede ist gut: unter der neuen Leitung seit rund acht Jahren noch nie! Diese boshafte Verdrehung und der Ton, in dem diese verfasst ist, lassen keinen Zweifel, dass die Machenschaften des Kassensturzes in eine von höherer Stelle sanktionierte oder angeordnete Strategie eingebunden ist. Der haltlos abwiegelnde Beisatz, der Kassensturz habe schon mehrfach über Missstände bei der Hühnerzucht und bei der Eierproduktion hingewiesen, zeigt in gleicher Richtung. Es geht hier nicht darum, ob der Kassensturz auch schon Missstände in der Hühnerhaltung kritisiert hat oder nicht. Dass er schon mehrfach die Krankenkassenprämien unter die Lupe genommen hat, ist wohl auch kein Grund, sich nie mehr mit diesem Thema zu befassen, auch wenn neue, skandalöse Fakten an den Tag kommen.

Diese Antwort der Chefredaktion verheisst nichts Gutes. Könnte meine Feststellungen betreffend Kassensturz nur die Spitze eines Eisberges im Schweizer Fernsehen sein? Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Schellenberger, zu prüfen, was es da alles auszumisten gibt. Fragen Sie doch einfach mal beim Kassensturz und bei Chefredaktor Haldimann nach, was auf dieser DVD zu sehen sei. Wetten, dass die das gar nicht wissen!

* Über diesen manipulativen Kleingeist beim Schweizer Staatsfernsehen schrieb die WELTWOCHE kürzlich unter dem Titel "Und täglich plätschert der Leutschenbach":

"Die Gefässe «Arena», «10 vor 10», «Rundschau» oder «Kassensturz», die vor einigen Jahren noch Akzente setzten und für Aufregung sorgten, kommen derzeit noch als blasse Schatten ihrer Ansprüche daher... Während Jahrzehnten fast war der «Kassensturz» der Schrecken aller Unternehmer, Händler, Gewerbler, Wirte und Bauern. Er produzierte nicht nur hohe Einschaltquoten, er etablierte sich, hart recherchierend, auch als erster Aufpasser über das wirtschaftliche Geschehen und als Anwalt des Konsumenten. Die Popularität beim Publikum hat er laut Statistik knapp halten können, nicht aber die Relevanz. Hauptthemen sind noch dramatisch illustrierte Warentests (Fussbälle, Wanderschuhe, Windeln und Forellenfilets etc.)."

Mit freundlichen Grüssen
Erwin Kessler, Präsident VgT

Schellenberger stellte einen Anwalt an, um uns eine nichtssagend-bürokratische Antwort zukommen zu lassen.

Hierauf zogen wir die Beschwerde weiter an SRG-Generaldirektor Armin Walpen; dieser beantwortet Beschwerden prinzipiell nicht. Das Staatsfernsehen hat das nicht nötig.

Mehr zum Thema: Die Manipulationen der Tagesschau des Schweizer Staatsfernsehens


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