VN 09-1, April 2009

Vom Tages-Anzeiger unterdrückte Leserbriefe

 
Zu "Jungbauern stehn nicht auf Blumenwiesen", Tages-Anzeiger vom 28. November 2008

Das Tierwohl kommt bei der jungen Bauerngeneration erst an siebter Stelle - und künftig eventuell noch "strengere" Tierschutzvorschriften befolgen zu müssen, ist für sie unvorstellbar, liest man da.

Tatsache ist jedoch, dass bei der Nutztierhaltung nicht einmal die bestehenden Tierschutzvorschriften eingehalten werden. Die Schweiz ist übersät mit grässlichen Tierfabriken. Hier fristen die meisten Schweine, Hühner und Mastvieh ein trauriges, eintöniges Leben, auf engstem Raum zusammengepfercht, so dass sie sogar oftmals im eigenen Kot und Urin liegen müssen. Solche Missstände werden vom Verein gegen Tierfabriken (www.vgt.ch) laufend aufgedeckt und ausführlich
dokumentiert. Und da soll eine Verbesserung für junge Bauern unvorstellbar sein? Zynischer geht es ja wohl nicht mehr! Wenn das die Einstellung der jungen Bauerngeneration ist, dann blicken Nutztiere einer hoffnungslosen Zukunft entgegen, und das Tierschutzgesetz bleibt für sie weiterhin toter Buchstabe. Junge Bauern, die zudem einfach ignorieren, dass das Tierwohl bei der Bevölkerung Priorität geniesst, haben keine - mit Steuerngeldern subventionierte Unterstützung! - verdient.

Das ist einmal mehr ein Grund, zu einer gesunden, tierfreundlichen vegetarischen Ernährung überzugehen, anstatt eine neu heranwachsende Tierquälergeneration zu fördern, die egoistisch, gefühllos, und uneinsichtig das Tierwohl missachtet, genauso wie frühere Bauerngenerationen.

Claudia Zeier Kopp, Vizepräsidentin, Verein gegen Tierfabriken Schweiz (VgT.ch)

 

Zu "Fische schreien nicht", Tagesanzeiger vom 13.1.09

Fischquälerei am Blausee
Das Tierschutzgesetz bleibt toter Buchstabe: Beim Familienfischen am Blausee im Berner Oberland, der dem CocaCola-Konzern gehört, herrschen unglaublich grausame Zustände. Ganz offen wird mit verbotenen Widerhaken gefischt. Die gefangenen Forellen werden an der Widerhakenangel lange
herumgetragen oder über den Boden geschleift. Dann wird ihnen - bei vollem Bewusstsein - der Angel in einer langwierigen Prozedur aus dem Rachen herausgewürgt. Erst dann wird versucht, den Fisch zu töten, indem Erwachsene wie Kleinkinder auf den zappelnden Fisch einschlagen, auf Maul und Augen, selten ins Genick. Das sind keine Einzelfälle, das ist Normalbetrieb. Die Aufsicht schaut diesen grausamen, gesetzwidrigen Praktiken lachend und rauchend zu. Und für dieses Volksvergnügen werden ausgewachsene Forellen aus den Zuchtbecken herausgefischt und im Weiher wieder ausgesetzt, damit sie dort sofort wieder auf die beschriebene
barbarische Art und Weise erneut gefangen werden können - klar gesetzwidrig, wie ein Gutachten des renommierten Freiburger Rechtsprofessors Niggli bestätigt hat. Doch die Berner Behörden unternehmen nichts gegen diese Missstände, welche ihnen schon seit über zehn Jahren
bekannt sind - gedeckt vom Bundesamt für Veterinärwesen, welches die Oberaufsicht über den Tierschutzvollzug ausüben müsste.

Tierschutzorganisationen haben kein Klage- und Beschwerderecht gegen solche Missstände, und das Schweizer Fernsehen und das regional zuständige Tele Bärn interessierten sich nicht für unsere Videodokumentation (www.vgt.ch/vn/0901/blausee.htm) dieser skandalösen Zustände, auch alle anderen Medien nicht. Es sind ja nur Fische. Und Fische schreien nicht, sie leiden stumm.

Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken Schweiz VgT.ch


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