Die gedruckte Ausgabe im pdf-Format Inhaltsverzeichnis
Bombenalarmvon Erwin Kessler Am Dienstag, den 3. Mai 1994, mittags um 13 Uhr, haben Spezialisten der Polizei hinter meinem Haus ein verdächtiges Packet mit Absender Fürstentum Liechtenstein gesprengt. Es stellte sich heraus, dass das Packet eine halbverweste tote Katze enthielt. Am 4. Mai berichteten mehrere Zeitungen und Lokalradios, ferner auch der Südwestfunk 1 darüber und über den Bezug zur fürstlichen Schweinerei, denn dieses Packet stand offensichtlich im Zusammenhang mit den jüngsten Aktivitäten des VgT gegen die tierquälerische Schweinehaltung von Fürst Hans Adam. Wenige Tage vorher wurde die April-Ausgabe der Tierschutz-Nachrichten, die in Wort und Farbbild der fürstlichen Schweinerei gewidmet war, durch die Post in alle Haushaltungen im Fürstentum verteilt. Und am 1. Mai führte der VgT in Vaduz eine Protestkundgebung durch. Fürst, erbarme Dich Deiner Schweinevon Jolanda Oertle, Uster Gegen dreissig VgT-Aktivisten fanden sich am Sonntag, den 1. Mai, im Fürstentum Liechtenstein zusammen, um erneut gegen die fürstliche Schweinehaltung zu protestieren. Gemeinsam begaben wir uns zum Schloss. Allen voran fuhr der VgT-Bus, auf dessen Dach sich ein in Lebensgrösse angefertigtes Karton-Schwein in einem echten Kastenstand präsentierte. Dem Bus folgten die Aktivisten, ausgerüstet mit einem grossen Transparent, verschiedenen Plakaten und originellen Schweinemasken. So stellten wir uns beim Eingang zum Schloss auf und verlangten den Fürsten zu sprechen. Besagter war jedoch nicht bereit, die VgT-Delegation zu empfangen, wie uns nach kurzer Wartezeit der Torwächter mitteilte. Ihm übergaben wir das von allen anwesenden Aktivisten unterzeichnete Protestschreiben gegen die unwürdige Schweinehaltung. Dann verliessen wir das Schloss, um die Aktion im Zentrum von Vaduz fortzusetzen. Wir verteilten Flugblätter an Passanten. Dabei kam es zu heftigen Diskussionen. Ein Mann empörte sich über unser "unmögliches Tun", worauf wir ihn fragten, ob er es zurfriedenstellend fände, wie diese Schweine gehalten werden. Er meinte, das sei eine andere Sache, und wenn darauf eingegangen werden solle, dann in Österreich. Die Schweinefabrik befinde sich ja schliesslich dort und sei somit eine Angelegenheit Österreichs. Aber befindet sich der Fürst etwa nicht in Vaduz und weiss er nicht ganz genau, warum er sein Schweine-KZ auf österreichischem Boden betreibt, wo es immer noch kein Tierschutzgesetz gibt? Ein anderer drohte einer Aktivistin mit Schlägen. Auf unsere Bemerkung hin, er sollte mal am eigenen Leib erfahren, wie die Tiere in einer derartigen Intensivhaltung leiden, meinte er nur, wir würden besser dorthin passen. Einmal mehr konnte man feststellen, dass diese Leute keine besseren Argumente haben als grobe, oberflächliche und nicht sachbezogene Sprüche. Aber lassen wir sie reden und uns beschimpfen - hoffen und kämpfen wir, damit diese Uneinsichtigen immer weniger werden. Auf dem Weg zum Schloss Vaduz: mit Schweinemasken, Kartonsau in Kastenstand auf dem VgT-Bus und Transparenten "Fürst erbarme Dich Deiner Schweine" - deutsch, englisch und japanisch.
Vor der fürstlichen Residenz: Sun, fun and something to do...
Stimmungsbild aus dem Zentrum Vaduz, von links nach rechts Erwin Kessler, Polizist, Vanja Hans Palmers. Polizist erteilt Landesverweis: Flugblätter verteilen ist verboten. Erein Kessler: "Das wollen wir schriftlich, sonst gehen wir nicht." Polizist: "Ich habe Sie ersucht, freiwillig zu gehen." Erwin Kessler: "Freiwillig machen wir gar nichts." Strafklage gegen Durchlauchtvon Erwin Kessler In der Auseinandersetzung um das fürstliche Schweine-KZ in Niederösterreich hat Durchlaucht Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein viele Protestschreiben aus der Schweizer und österreichischen Öffentlichkeit erhalten. Längere Zeit hat sich der Fürst - dessen Vermögen sich auf über drei Milliarden Franken beläuft! - damit gerechtfertigt, seine Schweinehaltung sei zwar nicht artgerecht, sie müsse aber Gewinn bringen. Da diese Rechtfertigung für die fürstliche Tierquälerei den wenigsten Briefschreibern und Journalisten einleuchtet und das Ansehen von Durchlaucht immer stärker unter Druck gerät, wird er immer nervöser und unbeherrschter. Darauf hin deutet jedenfalls der Umstand, dass er in seinen Rechtfertigungsschreiben immer primitiver wird und - mangels überzeugender Sachargumente - zunehmend zu persönlichen Verunglimpfungen Zuflucht sucht. In einem Schreiben (siehe unten) an einen Arzt und Tierfreund in Sargans verstieg er sich sogar zur Behauptung, der VgT und ich würden Nazi-Methoden anwenden. Wegen diesen Verleumdungen und weiteren Verunglimpfungen haben wir gegen Seine Durchlaucht Strafklage wegen Verleumdung und Zivilklage auf Unterlassung eingereicht.
Öffentliches Ratten-Terrarium (EK) Der Club der Rattenfreunde unterhält in Winterthur seit dem 1. Juni 94 ein öffentliches Rattenterrarium. Mit zwei Ratten besetzt wechselt es von Schaufenster zu Schaufenster. Zuerst stand es im Schaufenster der Buchhandlung Schneebeli an der Obergasse, zur Zeit in der Altstadtbibliothek an der Marktgasse. Weitere Geschäfte werden gesucht. Das Terrarium kann auch in andere Städte verlegt werden, wenn dort ein Rattenfreund die tägliche Pflege übernimmt.
Diogenes, die Ratte aus der Tonne (aus: "Rattgeber", Zeitschrift des Vereins der Rattenliebhaber und -züchter in Deutschland) Seit Herbst 1992 bin ich ein Rattenfan. Meine Daisy (weiss-cremefarben) habe ich aus einem Zooladen. Da Ratten gesellige Kerlchen sind und ich beruflich den ganzen Tag nicht zuhause bin, kam im Frühjahr 1993 unsere Olivia zu uns. Im Herbst lief uns dann Diogenes zu: Ein echtes Wanderrattenbaby, geboren in einer Komposttonne. Diogenes wurde ohne weitere Umstände von den beiden Ersatzmüttern ganz lieb aufgenommen, geputzt, beschmust und gewärmt. Nun, Diogenes wurde schneller erwachsen, als wir dachten und stellte dies in der unkomplizierten Art eines Wildtieres unter Beweis. Das Ergebnis sind 15 ausnahmslos wildfarbene, gesunde und kräftige Rattenkinder, geboren am Samstag, dem 4. Dezember 1993 zwischen 15.00 und 15.54 Uhr. Es sind 8 Weibchen und 7 Männchen. Die Kleinen wurden von Mutter Olivia sorgfältig bewacht und gut versorgt. Olivia verputzte Unmengen an frischen Obst-, Gemüse- und Salatstückchen, Käse, Nüssen, Körnern, Brot, Zwieback und bevorzugte gekeimte Sonnenblumenkerne. Seit Weihnachten wohnen die Kleinen zusammen mit Mama, Papa Diogenes und 'Tante' Daisy im gleichen Käfig und fressen schon feste Nahrung. Diogenes zeigte keinerlei Aggression, sondern scharte seine Kinder sofort um sich herum, um sie zu wärmen. Nun ist es soweit: Mit Wehmut gebe ich in einigen Tagen einige meiner kleinen Halbwilden ab, ich möchte mich hier ganz herzlich bei allen bedanken, die sich so sehr bemüht haben, dass sie zu guten und zärtlichen Menschen kommen. Ich bitte um Verständnis, dass ich an Interessenten ausserhalb unseres Vereins
nur Rätzchen abgebe auf ausdrückliche Empfehlung durch ein Mitglied unseres Vereins. Heidrun Becher
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