['vor 5 Jahren...' in VN-1/97] | Der VgT vor 5 Jahren... | ['vor 5 Jahren...' in VN-3/97] |
März 1992
Die «Gourmet-mit-Herz»-Tierhaltung nach den Richtlinien des «Schweizer Tierschutzes STS» ist nicht artgerecht. Das war die Quintessenz eines Urteils des Bezirksgerichtes Zürich.Der VgT hatte diese Tierhaltung wiederholt scharf kritisiert, insbesondere weil der STS auf jeder Verkaufspackung für «tiergerechte» Produktion garantierte und damit auch kritische Konsumenten chancenlos getäuscht wurden. Die Klage gegen den VgT erwies sich als Eigengoal der dem STS nahestehenden Gourmet-mit-Herz AG. Immer wieder erschwert der STS mit seiner Faule-Kompromisse-Politik die Tierschutzarbeit des VgT.
April 1992
Gründung des VgT Österreich durch Dr Franz-Joseph Plank (Geschäftsführer), Vanja Hans Palmers (Präsident) und Erwin Kessler (Vizepräsident).
Mai 1992
VgT-Protestaktion vor dem Swissair Reisebüro an der Bahnhofstr Zürich. Die Aktion richtete sich gegen das Servieren von Gänsestopflebern auf Swissair-Flügen. Während vorher ein Briefwechsel mit der Swissair nichts fruchtete, wurde uns noch während der Protestaktion ein Fax ausgehändigt, in dem die Swissair versprach, künftig auf Gänsestopflebern zu verzichten. Hierauf wurde die Protestaktion abgebrochen.
Nachdem Gespräche zu nichts geführt haben, beginnt der VgT mit Protestaktionen gegen die Schweinehaltung der kantonalen Psychiatrischen Klinik Wil SG (Kastenstände, Vollspaltenböden). Wie üblich wurde die VgT-Kritik als unhaltbar zurückgewiesen, die Schweinehaltung sei gesetzeskonform. Nach dreijährigen heftigen Auseinandersetzungen, Gerichtsverfahren und immer neuen Protestaktionen wurde der Stall 1995 schliesslich tiergerecht umgebaut.
Auf Vorschlag des VgT richtet die Stadt Winterthur im Naherholungsgebiet Eschenberg ein Kleintier-Freigehege mit Schweinen und Kaninchen ein.
Der VgT deckt auf, dass die Kühe der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Bern-Liebefeld - 50 Meter vom Bundesamt für Veterinärwesen entfernt! - gesetzwidrig das ganze Leben an der Kette gehalten werden. Nur zum Weisseln des Stalles wurden sie jeweils zwei Tage hinaus gelassen. Eine Strafanzeige und eine Disziplinarbeschwerde gegen die verantwortlichen Beamten verliefen wie üblich im Sand: eine Instanz deckt die andere. Während das Schweizer Fernsehen in der Sendung «Schweiz aktuell» objektiv und korrekt über den Fall berichtete, verbreitete die Schweizerische Depeschenagentur SDA eine wie üblich gegen den VgT tendenziöse und unwahre Meldung: Der VgT habe nur aufgrund eines anonymen Briefes, ohne selbst nachzusehen, eine Strafanzeige eingereicht. Diese unwahre Schutzbehauptung der angezeigten Beamten verbreitete die SDA ohne Rücksprache mit dem VgT als feststehende Tatsache. Überhaupt wurde den Ausreden der pflichtvergessenen Beamten viel mehr Platz eingeräumt und ihre Behauptungen als Tatsachen dargestellt, während die Feststellungen des VgT nur kurz und in der Möglichkeitsform formuliert erwähnt wurden. Eine Beschwerde beim Chefredaktor der SDA wurde mit der Begründung zurückgewiesen, die Meldung sei «journalistisch absolut korrekt». Hierauf boykottierte der VgT die SDA während einem Jahr: besser keine Pressemeldungen als derart irreführende.
Anfangs Mai zerstörten Unbekannte aus Agro-Mafia-Kreisen die Schafweide von VgT-Präsident Erwin Kessler: Tierunterstand samt Zaun wurden niedergerissen - offenbar als Reaktion auf ein Interview im «Schweizer Bauer», worin Kampfmassnahmen gegen Landwirte angekündigt wurden, welche ihre Kühe gesetzwidrig das ganze Leben an der Kette halten.
Die im St Galler Rheintal erscheinende
erzkonservative Zeitung «Werdenberger &
Obertoggenburger» veröffentlichte die folgende
Entgegnung auf einen Leserbrief dreier Werdenberger
Tierärzte nicht:
Schöne Worte helfen den Tieren nicht
Weitherum herrschen immer noch traurige Misstände in der
Nutztierhaltung. Es ist unvorstellbar, dass die Tierärzte von
all dem nichts wissen. Sattsam bekannt ist vielmehr, dass
Tierärzte - von löblichen Ausnahmen abgesehen ihre Kunden auch
dann nicht anzeigen, wenn Zureden nichts fruchtet. Im Leserbrief
der Werdenberger Tierärzte Custer, Cantieni und Reich im W&O
vom 7. Mai versuchen diese, die Situation so darzustellen, als
würden sie sich - von der Oeffentlichkeit unbemerkt - grossartig
für den Tierschutz einsetzen. Die Zustände in vielen Ställen
zehn Jahre nach Inkrafttreten der Tierschutzverordnung sprechen
eine andere Sprache: Kühe, vorschriftswidrig ein Leben lang an
kurzer Kette gehalten, sind ebenso üblich wie Schweine ohne
genügende Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Wo waren
diese noblen Tierärzte, als wir jahrelang einsam gegen
offensichtliche, katastrophale Missstände in ihrer Region
ankämpfen muss-ten, bis endlich das Mindeste getan wurde? Für
richtiger als eine tatkräftige Unterstützung hielt es Tierarzt
Cantieni, Präsident des Tierschutzvereins Sargans-Werdenberg,
vor den versammelten Mitgliedern, alten Leuten und
Büsi-Liebhabern, verbal auf uns und anderen aktiven
Tierschützern herumzutrampeln und unsere Vorgehensweise zu
kritisieren. Schöne Worte zu machen kostet weniger Überwindung
und Anstrengung als unter den Drohungen skrupelloser Tierhalter
sich unerschrocken und hartnäckig für die leidenden Tiere
einzusetzen und sich unbeliebt zu machen.
Erwin Kessler