VN1997-3

Tierqulerischer Verkauf lebender Speise-Fische im Migros

von Erwin Kessler

Seit lngerem haben wir in verschiedenen Migros-Filialen beobachtet, wie Forellen aus dem Fischbehlter lebend an Konsumenten abgegeben und in kleinen Behltern mitgenommen werden. Ein solcher Umgang mit Lebewesen verurteilen wir als verantwortungslos. Migros kann wohl kaum erwarten, dass diese Fische, die nur zum Tten und Gefressenwerden bestimmt sind und nur zu Frischhaltezwecken lebend mitgenommen werden, sachgerecht und schonungsvoll behandelt werden.

Vor Ostern haben wir im Migrosmarkt Neuwiesen in Winterthur gefilmt, wie man mit dem Milchkesseli lebende Forellen kaufen kann. Nur stark gekrmmt fand die gekaufte ForellePlatz, als der Verkufer sie ohne jedes Zgern in das mitgebrachte Kesseli tat. Das Wasser, das er nachfllte, bedeckte den Fisch nur knapp. Die vom VgT fingierte Kuferin verlangte mehr Wasser im Kesseli. Das weitere Schicksal dieses Lebewesens interessiert die Verkufer, die lebende Fische routinemssig, ohne Zgern und Nachfrage herausgeben, offensichtlich nicht. Videoaufnahmen des VgT zeigen eindrcklich, dass diese Praxis absolute tgliche Routine ist. Lebewesen werden wie Kartoffeln abgegeben.

Die gekaufte Forelle brachten wir zur Freisetzung in einen Forellenbach. Als wir nach einer Viertelstunde dort ankamen, lag die Forelle schon auf dem Rcken - Sauerstoffmangel. Im Bach konnten wir sie noch lngere Zeit beobachten. Sie erholte sich bald und begann das Bachbett zu erkunden, zunehmend munterer und lebendiger. Zum ersten mal in seinem Leben sah das Fischlein etwas anderes, als nur ein langweiliges Becken, gefllt mit Fischen.

Wir haben auch gefilmt, wie Forellen in Speiserestaurants tierqulerisch gehltert werden: Ohne Rckzugsmglichkeit, sozusagen im Schaufenster zur Ergtzung der Gste, versuchen die Fische, sich hintereinander zu verstecken, was zu Knuelbildung in einer Ecke des Behlters fhrt.

In einer Fischzucht haben wir gefilmt, wie Aale in einem kahlen, weissen Behlter gemstet werden, ebenfalls ohne jede Rckzugsmglichkeit. Auch hier die typische Knuelbildung.

Das Schweizer Fernsehen interessierte sich nicht fr diese Videoaufnahme. Die Bekmpfung des VgT durch die regimetreuen Medien hat hhere Prioritt als die Information der ffentlichkeit.

Die Speisefische kommen grsstenteils aus Intensiv-Fischzuchten - ob aus in- oder auslndischen, macht wenig Unterschied. In den Mastbecken drngen sich die Fische in unnatrlich dichten Schwrmen. Die Fischzucht ist eine tierqulerische Intensivzucht, hnlich wie sie von Schweinen, Klbern, Rindern und Hhnern bekannt ist. Die intensiv gehaltenen Fische schwimmen vielfach stereotyp im Kreis - eine analoge Verhaltensstrung wie frher in Zoos bei hin- und hergehenden Raubtieren zu beobachten war, die in viel zu kleinen Kfigen gehalten wurden. €hnlich wie in der Intensivhaltung von Schweinen und Geflgel, gibt es auch bei Fischen Kannibalismus: angefressene Flossen bei Forellen sind die Regel. Dazu kommen oft schmerzhafte Hautschden durch den Transport und das Umsetzen der Fische. Auch Pilzbefall ist hufig zu beobachten. Insgesamt ein sehr leidvolles Dasein - kaum weniger qualvoll als das, was die Meerfische beim Fang durchmachen mssen.

Der Import von lebenden Speisefischen aus dem Ausland erfolgt in Zisternenwagen, die fast soviel Fisch wie Wasser enthalten. Das Wasser wird derart heruntergekhlt, dass sich die Fische kaum mehr bewegen, damit sie weniger Sauerstoff brauchen.

Aufgrund der Intervention des VgT stoppte Migros den Verkauf lebender Fische. Unverstndlich, dass die Migros-Leitung immer zuerst einen Skandal braucht, bis das Denken einsetzt.

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> Kritischer Kommentar eines Fischers dazu


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