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Im April 1995 flog ein illegaler Antibiotika-Handel auf, in den Tierärzte und Mäster in mehreren Kantonen verwickelt waren. In der Presse genannt wurde auch Schweinezüchter Walter Rusch aus Gonten. Er besitzt eine riesige Schweinefabrik. Nachdem in den Zeitungen über seine Verbindung zur Tierdrogen-Mafia berichtet worden war, interessierten sich Tierschützer aus dem Umfeld des VgT auch für seine Tierhaltung: Die angetroffenen Zustände waren grässlich. Tiere im eigenen Kot liegend, schwarz mit Kot verschmiert. Mutterschweine in extrem engen Stahlrohrkäfigen zur Bewegungslosigkeit verurteilt. Entgegen den Tierschutzvorschriften kein Stroh in den Abferkelbuchten. Die Muttertiere mussten auf dem harten, verkoteten Boden gebären. Ebenfalls entgegen den Tierschutzvorschriften im ganzen Betrieb kein Stroh oder ähnliches zur Beschäftigung der Tiere.
Abbildungen:
Schweinefabrik Rusch, Gonten AI. Mutterschweine ohne jegliche
Beschäftigung in engen Kastenständen. Darin haben sie nur knapp Platz zum Liegen, wenn
sie die Beine in den Nachbarkäfig hinüberstrecken. Die einzige Bewegungsmöglichkeit -
Aufstehen und Abliegen - ist extrem eingeschränkt.
In der Fachliteratur kann nachgelesen werden, dass die Tiere unter solchen Haltebedingungen neurotisch verhaltensgestört werden. Sie entwickeln stereotype Hin- und Herbewegungen des Kopfes und beissen stundenlang an den Käfigstangen herum. Das sind klare Anzeichen für starkes seelisches Leiden. Empfindsame Lebewesen werden so lebenslänglich gefoltert.
Das alles finden die Appenzeller Behörden offenbar normal. Der appenzellische Kantonstierarzt erklärte uns auf eine Anzeige hin, er habe keine Kompetenz zur Kontrolle von Nutztierbeständen. Hiefür sei das Landeshauptmannamt zuständig. Kein Wunder, dass es in diesem Kanton so aussieht, wenn der Tierschutz Bürokraten übertragen ist, die von Tieren nichts verstehen und in erster Linie die Subventionen an Landwirte und Tierquäler zu verteilen haben. Auf unsere Anzeige hin hat das Landeshauptmannamt Appenzell I.Rh. Rusch schriftlich vorgewarnt, dass gelegentlich mit einer Tierschutzkontrolle zu rechnen sei!!!! Gegen den verantwortlichen Landeshauptmann Josef Inauen habe ich Strafanzeige wegen Amtsmissbrauch eingereicht, weil dem Angezeigten mit dieser Vorwarnung Gelegenheit geboten wurde, den Stall vorübergehend in Ordnung zu bringen und sich so einer Strafverfolgung zu entziehen. Die Appenzeller Strafbehörden stellten das Verfahren mit der fadenscheinigen Begründung ein, bei dieser Vorwarnung habe der Landeshauptmann "keine hoheitliche Gewalt angewandt".
Als dann der Kantonstierarzt, der angeblich nicht zuständig ist, im Auftrag des Landeshauptmannamtes den Betrieb Rusch kontrollierte, wies dieser trotz der Vorwarnung immer noch zahlreiche Verletzungen des Tierschutzgesetzes auf. Landeshauptmann Inauen teilte diese Beanstandungen Rusch mit, damit diese auf eine zweite Kontrolle durch den Kantonstierarzt hin (wohl auch nur vorübergehend) behoben werden konnten. Dann teilte Inauen Rusch mit, die Sache sei nun erledigt. Die strafbare Verletzung klarer gesetzlicher Vorschriften wurde nicht geahndet. Übrig bleiben wieder einmal Strafverfahren gegen Tierschützer Erwin Kessler: Seit Juni 1995 sind drei von Rusch angezettelte Strafverfahren hängig wegen angeblichem Hausfriedensbruch, Ehrverletzung und unlauterem Wettbewerb.
Die Art und Weise, wie die Appenzeller Behörden Rusch gedeckt haben,
stinkt zum Himmel und wäre etwa mit folgendem Verhalten der Verkehrspolizei zu
vergleichen:
Eine Radar-Geschwindigkeitskontrolle wird den Autofahrern einen Kilometer vorher
angezeigt. Wer dann trotzdem noch zu schnell fährt, wird zurückgeschickt, um nochmals
bei der Radarkontrolle durchzufahren. Stimmt diesmal die Geschwindigkeit, wird auf eine
Busse verzichtet.
Dass die Appenzeller Behörden von der Fleisch- und Tierdrogenmafia gesteuert werden, zeigt sich nicht nur bei dieser beispiellosen Verhinderung des Vollzuges des Tierschutzgesetzes. Die gleiche Skrupellosigkeit treffen wir wieder an, wenn es um den Tierdrogen-Handel geht. Hier wirkt sich diese Rücksichtslosigkeit nicht gegen Tiere, sondern direkt gegen die Menschen aus. Der Missbrauch von Antibiotika in der Tiermast führt dazu, dass diese einmal sehr wirksamen Mittel in der Humanmedizin wegen Resistenzbildung der Krankheitserreger zunehmend wirkungsloser werden. Infektionskrankheiten sind wieder im Vormarsch und fordern immer mehr Opfer, bei denen die einstmals segensreichen Antibiotika wirkungslos wurden.
Aufruf an die Appenzeller Bevölkerung: Hinter schmucken Appenzellerhaus-Fassaden verbirgt sich oft grosses Tierelend: Schweine im Keller oder auf dem Dachboden, in dunklen Löchern oder Kühe und Kälber dauernd an der Kette. Zum Aufdecken solcher Fälle sind wir auf die Mithilfe der Bevölkerung angwiesen. Bitte melden Sie sich vertraulich bei uns, aber wegen allfälligen Rückfragen bitte nicht anonym. Wir sichern Ihnen absolute Diskretion zu. VgT Verein gegen Tierfabriken, 9546 Tuttwil, Tel 052 378 230 23 01, Fax 052 378 23 62 oder E-Mail: Email |
Am 9. März 1995 erschien in der WELTWOCHE ein Bericht mit dem Titel "Die Mafia kontrolliert einen blühenden Schwarzmarkt mit Wachstumsförderern. Ist der neueste Hormonskandal bloss noch nicht aufgeflogen?": Am 20. Februar fuhr der belgische Tierarzt Karel van Noppen durch die flämische Ortschaft Wechelderzande. Ein Montag war's, nichts Besonderes. Plötzlich wird sein Wagen gerammt. Männer steigen aus, schlagen die Fenster ein, zerren den Insassen heraus und strecken ihn mit einem Kopfschuss nieder. Karel van Noppen war nicht irgend ein Tierarzt. Sein Arbeitgeber war das belgische Gesundheitsministerium, genauer das Institut national de contrôle vétérinaire. Zu den Aufgaben des Institutes gehört unter anderem die Durchsetzung des in der Viehmast geltenden Hormonverbotes. Karel van Noppen fahndete nach Spuren illegalen Hormoneinsatzes. Und darum musste der 42jährige Familienvater sterben...
Rusch sitzt im Verwaltungsrat der Handelsfirma Rafag, an deren Domizil in Züberwangen die Polizei 650 Kilo Antibiotika-Konzentrat in Pulverform und Hunderte von Flaschen mit Antibiotika-Injektionslösungen sichergestellt hat. Während in St Gallen, Luzern und Aargau jene Tierhalter, die über die Appenzeller Firma Rafag Medikamente bezogen haben, gebüsst wurden, kam Rusch ungeschoren davon, weil im Appenzellerland nicht nur Naturheiler, sondern unnötigerweise auch Antibiotikahändler geduldet werden.
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